<b>Der landesweite Suizidpräventionsplan wurde lange vorbereitet. Wie fühlt es sich an, ihn heute präsentieren zu können?</b><BR />Guido Osthoff: Es ist schon ein bisschen aufregend, aber vor allem freue ich mich. Die zuständigen Landesräte, Herr Messner und Frau Parmer, stehen voll hinter uns und sind froh, dass wir das gemeinsam erarbeitet haben. Besonders wichtig finde ich, dass der Plan in Zusammenarbeit mit all jenen entstanden ist, die später eine Rolle bei der Umsetzung spielen. Ich hoffe sehr, dass er Wirkung zeigt – denn entscheidend ist, dass Menschen in Krisen rechtzeitig Hilfe bekommen.<BR /><BR /><b>Sie haben erwähnt, es bräuchte speziell zum Krisentelefon noch weitere Unterstützungsmaßnahmen für Menschen in Krisen. Welche sind das konkret?</b><BR />Osthoff: Ein zentraler Punkt ist das sogenannte „aufsuchende Hilfsangebot“. Wenn jemand beim Krisentelefon anruft und sich herausstellt, dass es eine ernsthafte Krise gibt, wäre es entscheidend, sofort Fachpersonen zu ihm nach Hause schicken zu können. Menschen, die mit ihm sprechen, Kontakt aufbauen und ihn stabilisieren. Damit könnten wir Leben retten. Notfallseelsorge und Notfallpsychologie leisten bereits enorm Wichtiges, kommen aber erst dann, wenn etwas passiert ist. Wir brauchen Unterstützung auch davor.<BR /><BR /><b>Für viele Betroffene ist es schwierig, sich im Angebotsdschungel zurechtzufinden, hinzu kommen teils lange Wartzeiten auf einen Therapieplatz. Wie sehen Sie das?</b><BR />Osthoff: Wer in einer akuten seelischen Notlage ist, kann nicht drei Monate auf einen Termin warten – er braucht Hilfe sofort oder zumindest in den nächsten Tagen. Das Krisentelefon hat da schon viel erreicht: Wenn die Kolleginnen und Kollegen eine größere Krise erkennen, können sie rasch Gespräche vor Ort organisieren. Das ist entscheidend. Suizidale Krisen dauern oft nicht lange. Wenn Betroffene in dieser Zeit Hilfe bekommen, können sie wieder neuen Halt finden. Die Probleme verschwinden nicht, aber sie sehen Wege, damit anders umzugehen.<BR /><BR /><b>Welche Sensibilisierungsmaßnahmen zum Thema Suizid braucht es in der Gesellschaft?</b><BR />Osthoff: Ganz wichtig ist die Rolle der Medien und eine durchdachte sowie regelmäßige Berichterstattung. Darüber hinaus braucht es breite Präventionsprogramme: etwa Kurse in „Psychischer Erster Hilfe“ für die Bevölkerung, Interventionen in Schulen und Jugendarbeit. Gerade im Internet entstehen gefährliche Netzwerke, die Jugendliche eher herunterziehen als stärken. Dagegen müssen wir etwas tun.<BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid.</a>