Erstmals wurde im vergangenen Jahr die Schwelle von 36 Millionen Gästenächtigungen in Südtirol überschritten – trotz Bettenstopp. Darüber freuen sich Touristiker und die allermeisten Wirtschaftsvertreter, denn viel Tourismus bringt Wohlstand und sichert Arbeitsplätze. Auf der anderen Seite fordern immer mehr Interessengruppen eine Neuausrichtung und ein Umdenken.<h3> Schwindende Tourismusakzeptanz</h3>So plädiert etwa die Präsidentin des Heimatpflegeverbandes Claudia Plaikner für einen „Paradigmenwechsel“ im Sinne eines sozialverträglichen und umweltfreundlicheren Tourismus, Mitte November drängt der Chef der Südtiroler Bergführer Thomas Zelger nach schnellen Lösungen zum Schutz der stark überlaufenen Dolomiten-Pässe, Ende November widmet man sich der Problematik bei einer Anhörung im Landtag. Dabei zeigt sich ein differenziertes Bild, doch über ein Ziel herrscht Einigkeit: Es müsse etwas gegen die schwindende Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung getan werden. <h3> Verkehr</h3>Einer der Knackpunkte ist der zunehmende Verkehr, der vor allem auf Südtirols Hauptverkehrsadern regelmäßig zu Staus führt. Um 10 Prozent hat der Verkehr in den vergangenen 10 Jahren zugenommen, der Tourismus ist nur einer von mehreren Faktoren. Wie eine umfangreiche ASTAT-Studie von Ende November zeigt, würden viele Befragte öfter die öffentlichen Verkehrsmittel bzw. das Fahrrad nutzen, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben wären – etwa häufigere Fahrten, niedrigere Fahrtpreise oder mehr sichere Radabstellplätze. <h3> Wohnraum</h3>Die Problematik des verknappten und teuren Wohnraums ist seit vielen Jahren bekannt, konkrete Maßnahmen sind allerdings so gut wie ausgeblieben. Im Gegenteil: Grundstückspreise, Baukosten und Mieten sind vor allem in den Ballungszentren weiter in die Höhe geschnellt. Anfang September berät die Landesregierung über die Verlängerung der Sozialbindung von Wohnungen, über die Reform der Gemeindeimmobiliensteuer GIS sowie über stärkere Reglementierungen bei touristischer Nutzung von Wohnraum. Mitte Oktober setzt der neue Raumordnungs-Landesrat Peter Brunner Akzente beim Wohnen mit Preisbindung, was Wohnungen um 3200 bis 3500 Euro pro Quadratmeter ermöglichen soll. Den „großen Wurf“ in Sachen leistbares Wohnen soll es jedoch erst im Jahr 2025 geben. Man darf gespannt sein.