2022 haben gleich 2 Ereignisse dazu beigetragen, dass Gabriel Chiodo den Höhepunkt seiner Karriere als Klimaforscher erreichen konnte. Zum einen bewies eine Doktorandin Chiodos unter seiner Betreuung zum ersten Mal, dass Ozonabbau über dem Nordpol Wetteranomalien verursacht. Zum Anderen erhielt er die höchste Auszeichnung für erfolgreiche Nachwuchswissenschaftler in Europa. Sein Ersuchen um einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ECR) war erfolgreich. Am Dienstag wurde sein Projekt offiziell veröffentlicht.<BR /><BR /><b>STOL: Herr Chiodo, Sie haben einen Starting Grant erhalten, herzliche Gratulation. Was bedeutet das jetzt für Ihre Forschung?</b><BR />Gabriel Chiodo: Vielen Dank. Der Forschungsfonds der Europäischen Union im Wert von 1,5 Millionen Euro ermöglicht es mir eine Forschungsgruppe zu gründen und somit intensiv an meiner aktuellen Forschung weiterzuarbeiten. Das Projekt wird im kommenden Jahr starten und sich über 5 Jahre ziehen. <BR /><BR /><b>STOL: Worum geht es in Ihrer Forschung?</b><BR />Chiodo: Ich betreibe Forschung über den Zusammenhang zwischen Klimawandel und der Ozonschicht. Die meisten Wettermodelle, die wir heutzutage benutzen, berücksichtigen den Zusammenhang zwischen Ozon und Wasserdampf in der Stratosphäre sowie Wetter und Klima nicht. Diese neue Rückkoppelung soll durch meine Forschung in zukünftigen Modellen berücksichtigt werden. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57076177_quote" /><BR /><BR /><b><BR />STOL: Was wird dadurch erreicht?</b><BR />Chiodo: Wir haben beobachtet, dass es alle 5 bis 10 Jahre extreme Schwankungen in der Ozonschicht gibt. Gleichzeitig war genau in diesen Jahren in weiten Teilen der Nordhalbkugel der Frühling besonders warm und trocken und das Wetter war wirklich außergewöhnlich. Wir waren die ersten, die beweisen konnten, dass es einen statistischen Zusammenhang zwischen einer dünnen Ozonschicht und Wetteranomalien gibt. <BR /><BR /> Durch die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Ozonschicht und dem Wetter soll eine bessere Vorhersage von extremen Wetterereignissen in Zukunft möglich sein. Unsere Erkenntnisse sollen Klimaforschenden helfen, künftig genauere saisonale Wetter- und Klimaprognosen zu erstellen. Für die Landwirtschaft ist das besonders wichtig. Das ist wirklich ein neuer Faktor, den wir in die Wettervorhersagen mit einbringen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="835199_image" /></div> <h3> Zur Person</h3>Der gebürtige Bozner arbeitet inzwischen seit 3 Jahren an der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) Zürich. Von 2002 bis 2008 studierte Gabriel Chiodo Meteorologie an der Universität Wien. Direkt im Anschluss begann er mit seiner Tätigkeit als Klimaforscher. 2014 absolvierte er ein Doktorat in Madrid. Von 2014 bis 2019 arbeitete Chiodo an der Columbia University in New York – zuerst als Post-doc und dann als Associate Research Scientist. <BR /><BR />Durch den Erhalt eines sogenannten „Ambizione“-Grants des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) kehrte Chiodo nach Europa zurück, wo er eine kleine Nachwuchsgruppe an der ETH Zürich gründen konnte. Dort arbeitet er seit 2019 als Oberassistent und Dozent am Institut für Atmosphäre und Klima. Von 2023 bis 2028 wird er an seinem Forschungsprojekt arbeiten. <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/der-physiker-erst-harvard-dann-innsbruck-und-15-millionen-euro" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Der Quantenphysiker Hannes Pichler aus Natz hat für seine theoretische Forschung ebenfalls einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). STOL hat im Jänner berichtet.</a><BR />