Mit September 2009 liefen daher verdeckte Ermittlungen an. Sie führten am Mittwoch zur Festnahme von vier Männern aus dem Eisacktal, die bereits seit 2008 Minderjährige zu sexuellen Handlungen angehalten haben sollen. Tatorte: Wohnung, Sauna oder Auto Den vier mutmaßlichen Tätern, alle zwischen 40 und 60 Jahre alt, wird Prostitution von Minderjährigen vorgeworfen. Sie sollen zehn Schulkinder im Alter zwischen elf und 17 Jahren auf den öffentlichen Flächen und Parks vor deren Schule in Brixen abgepasst haben. „Anschließend sind sie mit den Kindern bzw. Jugendlichen entweder zu sich nach Hause gefahren, oder haben diese in eine öffentliche Sauna nach Österreich gebracht. In manchen Fällen ist es auch im Auto zu sexuellen Handlungen gekommen“, erklärte der ermittelnde Staatsanwalt, Benno Baumgartner auf einer Pressekonferenz. Alle Opfer stammen laut dem Brixner Carabinieri-Hauptmann Marco Lunardi aus Familien mit Migrationshintergrund. „Die Eltern der Betroffenen haben von den Vorfällen nichts gewusst, betonte Lunardi und verwies gleichzeitig darauf, dass es sich um redliche Familien handle: „Die Eltern arbeiten alle, sind integriert und uns niemals negativ aufgefallen.“ Baumgartner verwies ausdrücklich darauf, dass in diesem Fall Einheimische die Täter seien. „Leider werden in unserer Gesellschaft Personen mit Migrationshintergrund oft und vorschnell als Verbrecher dargestellt. Hier sind sie zu Opfern geworden“, so Baumgartner. „Moralischer Schaden sehr groß“ Die Tat bleibe – obwohl die Kinder und Jugendlichen den sexuellen Kontakten angeblich zugestimmt und mittels Mundpropaganda gegenüber Gleichaltrigen von ihrem „Einkommen“ erzählt hatten – ein schweres Verbrechen. „Die Würde der Opfer ist verletzt worden. Der moralische ist neben dem körperlichen Schaden sehr groß“, unterstrich der ermittelnde Staatsanwalt. Erschwerend komme hinzu, dass die finanzielle Situation der Kinder und deren Familien ausgenutzt worden sei. „Die Kinder haben sich mit dem Geld, das sie für ihre Dienste erhalten haben, ihr Handyguthaben aufgeladen oder aber etwas zu essen gekauft“, so Baumgartner. Bewusst seien die Schwächsten der Gesellschaft zu Opfern gemacht worden. Zwischen zehn und 50 Euro erhielten die Kinder für ihre Dienste Ausschließlich Burschen seien von den vier Männern kontaktiert worden. Über das Handy seien die verschiedenen Treffpunkte ausgemacht worden. „Die Kinder und Jugendlichen sind von den mutmaßlichen Tätern immer abgeholt worden. Außerdem wurden sie zum Stillschweigen ermahnt“, so Carabinieri-Landeskommandant Andrea Rispoli. Für ihre Dienste hätten die Opfer zwischen zehn und 50 Euro erhalten. „Diese Summen zeigen auf, dass die Kinder und Jugendlichen auch finanziell ausgenutzt worden sind“, betonte Rispoli. Eine Organisation hinter diesen Verbrechen vermuten weder er noch Baumgartner. Es handle sich um vier Männer mit pädophilen Neigungen, die nun hinter Schloss und Riegel sitzen würden. Einer der vier sei bereits vorbestraft gewesen, zwei der Täter hätten sich persönlich gekannt, so Rispoli - die anderen nur entfernt. Außerdem sind zwei der Täter verheiratet. Dank geht an aufmerksame Eltern – „Sie brachten die Ermittlungen ins Rollen“ Ausdrücklich bedankte sich der Fahndungsleiter der Carabinieri, Giacomo Barone bei den Eltern, die die Ermittlungen ins Laufen gebracht hatten. Mittels Telefonüberwachung, Videoaufnahmen und – zuletzt – Hausdurchsuchungen, bei denen pornografisches Material sichergestellt wurde, habe man die Täter überführen können. „Die Ermittlungen sind sehr heikel gewesen. Es geht hier schließlich um Kinder und Jugendliche. Obwohl es anfangs schwierig war mit ihnen Kontakt aufzunehmen, haben sie zum Schluss perfekt mit uns kooperiert“, betonte Lunardi abschließendJohanna Gasser