Noch sitzen die Menschen in Giugliano di Campania nicht auf gepackten Koffern. Aber das ungute Gefühl steigt von Tag zu Tag. Ihre Gemeinde ist eine jener, die bei einem Ausbruch der Phlegräischen Felder, des Supervulkans bei Neapel, in der Roten Zone liegen würde. <BR /><BR />Zusammen mit den Bewohnern von Städten wie Pozzuoli, Agnano und Bacoli wären sie unter den 500.000 Menschen, die im Katastrophenfall innerhalb von 72 Stunden evakuiert werden müssten. Weitere 800.000, die in der Gelben Zone leben, die zumindest vom Ascheregen betroffen wäre, müssten zumindest vorübergehend ausgesiedelt werden.<h3> Südtirols Patenschaft für 5000-Seelen-Gemeinde</h3>Unterschlupf bekommen müssten die Bewohner von Giugliano di Campania laut staatlichem Notfallplan für den Ausbruch der Phlegräischen Felder in Südtirol. „Jede Region hat die Patenschaft für einen Ort in der betroffenen Gegend übernommen“, erklärt Zivilschutzlandesrat Arnold Schuler. <BR /><BR />„In unserem Fall wären es bei einem Ausbruch der Phlegräischen Felder 2100 Menschen, die wir im Extremfall aufnehmen müssten.“ Das wären in etwa die Hälfte der Bewohner besagter Gemeinde. Von der anderen Hälfte geht man davon aus, dass sie bei Verwandten und Bekannten außerhalb der Roten Zone Unterschlupf finden würde. <h3> Land könnte solche Situation nicht alleine stemmen</h3>Wo genau diese Menschen in Südtirol untergebracht werden sollen, ist nicht eindeutig geklärt. Je nach Anzahl, Zeitraum und Notwendigkeit würden Turnhallen, bestehende Einrichtungen, aber auch Hotels in Frage kommen, so Schuler. Fest stehe, dass das Land eine solche Situation gewiss nicht alleine stemmen könnte. „Das ginge nur in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Wir können ja nicht einfach irgendwo eine riesige Zeltstadt aufbauen“, sagt er.<BR /><BR />Noch mehr Menschen aus Neapel und Umgebung unterbringen müsste Südtirol, sollte auch der Vesuv ausbrechen – laut Experten nur eine Frage der Zeit, ist der Vulkan doch seit Jahrzehnten überfällig. „In dem Fall wären es noch einmal 1000 Menschen mehr, also 3100, die wir laut Notfallplan für einen Vesuv-Ausbruch zusätzlich zu den 2100 aufnehmen müssten“, so Schuler. <h3> Vergangene Woche bereits Ernstfall geprobt</h3>Nach Ansicht der Vulkanologen besteht derzeit keine Gefahr eines unmittelbaren Ausbruches. Eine vorsorgliche Evakuierung der Gegend ist zwar nicht geplant, wurde aber, zumindest in einigen Krankenhäusern der Gegend, vergangene Woche schon mal geprobt. „Sollte das Szenario eintreten und wirklich beide Vulkane zeitgleich ausbrechen, dann verändert das nicht nur Südtirol und Italien, sondern ganz Europa“, so Schuler. In einem solchen Fall sei die Unterbringung der Evakuierten wohl das kleinste Problem. „Ein Szenario, das aber Stand heute sehr unwahrscheinlich ist“, sagt er.