Als „Lawinenwinter“ sind die Monate Jänner und Februar 1951 noch heute vielen Südtirolern in Erinnerung. 15 Menschen kommen innerhalb von wenigen Tagen ums Leben, zahlreiche Höfe und Weiler werden verwüstet. <BR /><BR /><i><BR />von Martin Lercher</i><BR /><BR />Mehrere Tiefdruckgebiete sorgen im Februar 1951 vor allem auf der Südseite der Alpen für Schneemengen in Rekordhöhe – auch in Südtirol. In St. Walburg in Ulten werden zum Beispiel im Laufe des Winters nicht weniger als 9,4 Meter Neuschnee gemessen. <BR /><BR />Diese extremen Schneemengen bleiben nicht ohne Folgen. Tagelang donnern gewaltige Lawinen ins Tal. Insgesamt verlieren im gesamten Alpenraum 265 Menschen ihr Leben. In Südtirol sind fast alle Landesteile von der Katastrophe betroffen. <BR /><BR />Eine verheerende Lawine schießt am 21. Jänner 1951 – ein Sonntag – in <b>Pfunders</b> ins Tal. Sie löst sich um 5.45 Uhr auf den Egger-Bergwiesen, zerstört zuerst eine kleine Säge und verschüttet dann den Dorfnerhof. Der Bauer Alois Weißsteiner, seine 3 Söhne und eine Magd werden in der Stube überrascht und getötet. Nur einer der Verschütteten – Florian (15), der zweite Sohn des Bauern – kann später verletzt, aber lebend geborgen werden. <BR /><BR />Glück im Unglück hat die Bäuerin, die mit ihren 3 kleinen Kindern nicht auf dem Hof ist. Da schon in früheren Jahren mehrmals Lawinen in der Nähe des Hofes abgegangen waren, hatte der Bauer seine Frau und die kleinen Kinder in Sicherheit gebracht. Der Hof wird völlig zerstört, das ganze Vieh geht zugrunde. <BR /><BR />Eine weitere Lawine in Pfunders trifft an diesem Tag das Haus von Rosalie Mair (72), auch sie kann nur noch tot geborgen werden. Im ganzen Tal gehen weitere Lawinen nieder, die Straße wird an mehreren Stellen blockiert. <BR /><BR />Ein weiteres Todesopfer im Tal fordert eine Lawine, die am Montag, 22. Jänner, zur Mittagszeit auf den Eggbauerhof niedergeht. Dort hält sich zufällig der aus Weitental stammende Schneider Friedrich Gasser (44) auf, er verliert bei dem Unglück sein Leben. <BR /><BR />Wenige Tage später, am 24. Jänner, muss der Weiler Daan (Dun) – gut 4 Kilometer hinter dem Dorf – mit insgesamt 32 Bewohnern wegen der anhaltenden Lawinengefahr evakuiert werden. <BR /><BR /><b>4 Todesopfer in Weißenbach</b><BR /><BR />Ebenfalls am 21. Jänner 1951 wird <b>Weißenbach</b> im Ahrntal zum Schauplatz einer Katastrophe. Gegen 17.30 Uhr löst sich am Schönberg eine etwa 300 Meter breite Lawine, die den Graberhof regelrecht zertrümmert. Insgesamt 15 Menschen – die Brüder Thomas und Johann Künig mit ihren Familien – werden verschüttet. <BR /><BR />„Die Panik in der Bevölkerung war furchtbar“, berichten die „Dolomiten“. Noch in der Nacht suchen die Rettungskräfte nach Überlebenden, und sie befreien die Bauersleute aus den Schneemassen. 3 Verschüttete können aber nur noch tot geborgen werden, es sind die Bäuerin Anna Künig geb. Seeber (51) und die Kinder Paula (13) und Andreas (8); schwer verletzt überlebt der kleine Peter (6) das Unglück, er stirbt aber wenig später im Brunecker Spital. Zwei Kinder kauern sich unter einer Matratze zusammen, sie werden nach gut 20 Stunden lebend geborgen. <BR /><BR />Auch andere Dörfer des Ahrntales erleben furchtbare Stunden. In <b>Luttach</b> wird Johann Leiter (Getzlechen) von einer Lawine getötet. In Keilbach bei Steinhaus reißt eine Lawine das Futterhaus des Unterkeilhofes weg, am Waldlechenhof können 2 Verschüttete geborgen werden. <BR /><BR />In der gefürchteten „Klamm“ vor <b>Prettau</b> im hintersten Ahrntal gehen mehrere Lawinen ab, das Dorf ist von der Außenwelt abgeschnitten – und damit auch von Rettungskräften, die hier dringend benötigt würden. Mehrere Höfe in Prettau werden von den Schneemassen verwüstet, am schlimmsten trifft es den Unteralprechthof, wo 2 Frauen getötet werden. <BR /><BR /><b>3 tote Kinder</b><BR /><BR />Besonders tragisch ist das Lawinenunglück, das sich ebenfalls am 21. Jänner 1951 in <b>Rabenstein</b> im hintersten Passeier abspielt. Um 2 Uhr in der Nacht geht eine Lawine auf das Wohnhaus der Familie Reinstadler („auf der Ess“) nieder, 3 Kinder sterben in den Schneemassen: Siegfried (10), Theresia (8) und Alois (7). Ihre Eltern und 2 weitere Kinder – ein und 2 Jahre jung – können geborgen werden. Im Haus befindet sich auch Siegfried Lanthaler, er wird mit dem Kopf abwärts zwischen Schnee und Brettern eingeklemmt und kann nach 7 Stunden befreit werden. Auch in <b>Stuls, Walten</b> und <b>Pfelders</b> werden mehrere Höfe zerstört. <BR /><BR />Ein Todesopfer gibt es auch im Vinschgau zu beklagen, und zwar einen Buben im Alter von 9 Jahren, der in der Bergfraktion <b>Tanas</b> über Laas in einer Lawine stirbt. In <b>Langtaufers</b> wird der aus 5 Höfen bestehende Weiler Wiesen schwer getroffen, es gibt zum Glück keine Todesopfer. <b>Schnals</b> ist nach mehreren Lawinenabgängen für mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="607355_image" /></div> <BR /><BR />Im Wipptal sind vor allem die Seitentäler <b>Ratschings</b> und das <b>Jaufental</b> von der Katastrophe betroffen. Im Weiler Flading in Innerratschings wird der Sprenghof von den Schneemassen verschüttet, die Bewohner können sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. In St. Nikolaus in <b>Pfitsch</b> hatten bereits am Sebastianitag (20. Jänner) mehrere Windlawinen enormen Schaden angerichtet. <BR /><BR />