Nach Berichten der Nachrichtenagentur Ansa blockierten etwa 200 Immigranten die Zufahrtsstraßen im Norden und Süden des Ortes. Eine Gruppe von weiteren 200 zog zum Marktplatz, um mit dem Polizeipräfekten zu verhandeln. Hintergrund der Proteste ist ein Vorfall vom Vortag: Laut Medienberichten hatten Unbekannte am Donnerstagabend aus einem Auto auf mehrere Immigranten geschossen, die gerade von ihrer Arbeit auf den Orangenfeldern heimkehrten. Dabei wurden zahlreiche Menschen verletzt - darunter auch ein politischer Flüchtling aus Togo. Daraufhin blockierten zwischen 120 und 150 Einwanderer noch am späten Abend die Landstraße in die weiter südlich gelegene Stadt Gioia Tauro. Ein Teil zog nach Polizeiangaben randalierend ins Ortszentrum von Rosarno. Autos wurden in Brand gesetzt, Schaufenster eingeschlagen und ausgeräumt. Erst nach mehreren Stunden gelang es der Polizei, die Revolte unter Kontrolle zu bringen. Unter der Bevölkerung kam es zu zwei Verletzten. Im 16.000 Einwohner zählenden Rosarno leben circa 5000 Immigranten - zum Großteil aus Afrika. Sie wohnen unter katastrophalen Bedingungen in ehemaligen Fabriken oder einfachen Baracken, ohne Matratzen und Licht, oftmals mit nicht mehr als einer chemischen Toilette für 200 Menschen. Von ihrem Tagelohn von durchschnittlich 20 Euro behalte die örtliche Mafia fünf Euro „Aufenthaltssteuer“ ein, hieß es. Die Behörden gingen davon aus, dass es sich bei den Angreifern um Mitglieder der kalabrischen Mafia ’Ndrangheta handelte. Wahrscheinlich wollten sie Tagelöhner bestrafen, die kein Schutzgeld bezahlt hatten.dpa