128 Mio. Euro gibt das Land jährlich für den öffentlichen Personennahverkehr aus; die Einnahmen belaufen sich auf magere 16,4 Mio. Euro. „Seit 15 Jahren haben wir keine Inflationsanpassung vorgenommen, obwohl sich der Service nachweislich stark gebessert hat“, sagt Landesrat Thomas Widmann. Das Angebot an Bus-Kilometern hat sich mit 28,1 Millionen jährlich fast verdoppelt. Jenes an Zugkilometern kletterte von zwei auf 5,7 Millionen jährlich.Mit 1. Jänner 2012 sollen Teuerungen zusätzliche 15 Mio. Euro in die Kassen des Landes spülen. „Einfach nur anheben ist aber nicht mein Ding“, verweist Widmann auf das neue Südtirol-Abo, das es seinen Besitzern erlaubt, alle öffentlichen Verkehrsmittel mittels Chipkarte zu benutzen. Chipkarte für alle VerkehrsmittelWie eine Telefonkarte kann man sich diese vorab aufladen oder sich die Fahrtkosten vom Konto abbuchen lassen. „Man steigt in jedes Öffi ein, ohne sich um eine Karte zu kümmern und ohne Abstempeln. Einfach durchziehen wie beim Skipass genügt“, so Widmann.Womit wir wieder bei den Kosten wären. Diese sind in drei Stufen eingeteilt: Die ersten 1000 Kilometer im Öffi sollen sich ab 2012 mit zehn Cent pro Kilometer zu Buche schlagen. Ab dann und bis zu 10.000 Kilometern sinkt der Preis auf fünf Cent je Kilometer, um in der Stufe zwischen 10.000 und 20.000 Kilometern auf zwei Cent zu sinken. Wer über 20.000 Kilometer jährlich in einem öffentlichen Verkehrsmittel zurücklegt, fährt alle weiteren Strecken gratis. „Dies entspricht einer maximalen Ausgabe von 750 Euro“, so Widmann. Vergleichbare Jahres-Abos in der Schweiz kosten 2000 Euro; in Österreich 1600 Euro.Das Südtirol-Abo brächte für gelegentliche Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel genauso Vorteile wie für Pendler. „Natürlich werden auch die Pendler mehr zu Kasse gebeten“, sagt Widmann. Vier der 15 Mio. Euro sollen aus ihren Taschen kommen. Wer auf kurzen Strecken pendelt, den trifft es mehr, als Pendler auf langen Distanzen. „Aber wenn die günstige Fahrt von Auer nach Bozen von 0,18 auf 0,38 Cent steigt, dann ist das immer erst ein halber Kaffee“, so Widmann.Im Doppelpack günstiger, Kinder gratis „Und wenn dieser Pendler nicht nur seine Hausstrecke befährt, sondern mit dem Bus drei Mal zum Schwimmen nach Tramin und einmal mit der Familie im Zug in den Vinschgau fährt, so trifft es ihn gleich weit weniger und er kann sogar sparen“, fügt er hinzu. Im Doppelpack ist man übrigens günstiger unterwegs: „Nutzen Mann und Frau gemeinsam ein öffentliches Verkehrsmittel, werden ihnen anteilsmäßig zusätzliche Kilometer gut geschrieben. Damit erreichen sie die 20.000 Kilometer-Marke bereits mit 15.000 tatsächlich zurückgelegten Kilometern“, so Widmann. Die Kinder fahren mit dem Abo-Plus gratis.Das wird sich auch 2012 nicht ändern. Neu ist allerdings, dass das Abo nicht mehr auf ein Jahr vergeben wird. Grundschüler erhalten es zu Beginn ihrer Schulkarriere auf acht Jahre. Oberschüler bekommen es für fünf Jahre. Dafür hebt das Land eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 100 Euro ein. Neuigkeiten gibt es auch bei den Senioren-Abos. Der Preis bleibt bei 100 Euro. Heute ist man mit 60 Jahren bezugsberechtigt. „Ab 2012 sollen es 65 Jahre sein“, so Widmann. Senioren über 70 Jahre fahren weiterhin kostenlos. Widmann sieht sich zwar starkem Druck ausgesetzt, auch von ihnen einen Obolus zu verlangen. „Ich denke aber nicht daran“, sagt er. Jeder Verwaltungsakt kostet dem Land 100 Euro. „Und wenn wir von einem Senior 20 Euro fürs Abo verlangen, zahlt das Land jedes Mal 80 Euro drauf.“bvWie beurteilen Sie die Pläne des Landes? Diskutieren Sie in unserem Pendler-Blog.