10 Bände des Werks werden im Museum am Bergisel in Innsbruck aufbewahrt, der Rest kam ins Tiroler Landesarchiv.<BR /><BR />Zwischen 27.000 und 30.000 Soldaten, die aus dem Gebiet des historischen Tirol stammten, dürften im Ersten Weltkrieg gefallen sein. In den Tiroler Ehrenbüchern haben rund 23.000 von ihnen einen Namen und ein Gedenken erhalten. <BR /><BR />In dieser Woche präsentierte Isabelle Brandauer, frühere Chefin von Rundgemälde und Bergiselmuseum und jetzige Leiterin des Innsbrucker Kulturamtes, ihre Forschung zu diesem Monumentalwerk. Entstanden ist ein Buch mit 204 Seiten, das sie in Innsbruck im Landesarchiv vorstellte.<BR /><BR />Schon im November 1914 soll der damalige Leiter des Landesarchivs, Karl Böhm, bei einem Spaziergang über den sogenannten Tummelplatz bei Innsbruck – dort besteht eine Kriegergedenkstätte – den Entschluss gefasst haben, den Gefallenen aus Tirol ein Gedenkbuch zu gestalten.<BR />Er begann sofort, Pfarreien anzuschreiben, mit der Bitte, ihm Sterbebildchen zu senden. Diesem Wunsch kam man oft gerne nach, aber nicht überall, erzählte Brandauer: „Es gab auch Widerstandsnester, wie in Stumm im Zillertal.“ Dann konnte der sonst so „brave Beamte“ Böhm aber sein Anliegen mit Vehemenz vertreten.<h3> „Politisch instrumentalisiert“</h3>Bis 1924 hatte er schon so viele Daten gesammelt, dass die Ehrenbücher, in denen die Gefallenen teils abgebildet, teils nur mit Namen erwähnt waren, erstmals ausgestellt werden konnten. In den folgenden Jahren geschah dies noch 1927 in der Dogana und 1934 in einer Ehrenhalle vor dem Landestheater in Innsbruck. Besonders die letzte Ausstellung war pompös, gedachte man in der eigens errichteten Halle doch auch des ermordeten österreichischen Kanzlers Engelbert Dollfuß. Die Ehrenbücher wurden so „groß inszeniert und politisch instrumentalisiert“.<BR /><BR />Eine endgültige Aufbewahrungsstätte fanden die Bücher erst 1948 in der Kapelle des Kaiserjägermuseums am Bergisel, die 1958/59 noch erweitert wurde. Inzwischen war das Monumentalwerk auf über 160 Bände angewachsen. Zu den Toten des Ersten Weltkrieges kamen noch solche aus dem Zweiten Weltkrieg und aus den Tiroler Freiheitskämpfen dazu. <BR /><BR />Im Zuge der Renovierung des Museums wurden 2008 schließlich nur mehr 10 Bände am Bergisel belassen, der Rest kam ins Landesarchiv, wo die Namen digitalisiert wurden und heute online abrufbar sind.<BR /><BR />Die digitale Ausgabe der Tiroler Ehrenbücher ist <a href="https://www.tiroler-landesmuseen.at/forschung/tiroler-ehrenbuch-digital/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">hier </a>zu finden!<BR /><BR /><BR /><BR />DAS BUCH<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="763934_image" /></div> <BR /><BR />Isabelle Brandauer: Die Tiroler Ehrenbücher 1914-1956. Ein Monumentalwerk und seine wechselvolle Geschichte; 208 Seiten, <BR />Universitätsverlag Wagner, 2022. Erhältlich auch bei www.athesiabuch.it<BR /><BR />Zum Buch: Die Tiroler Ehrenbücher nahmen ihren Ursprung in der Frühphase des Ersten Weltkriegs. Nach einem Besuch der Gedenkstätte am Tummelplatz bei Amras setzte sich der damalige Direktor des Tiroler Landesarchivs, Karl Böhm, das Ziel, alle Tiroler Gefallenen in einem Sammelwerk zu erfassen. Es war zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht absehbar, dass sich das Projekt über 13 Jahre lang bis zu seiner Fertigstellung hinziehen sollte. Letztendlich fanden über 23.000 verstorbene Tiroler Eingang in das Tiroler Ehrenbuch des Ersten Weltkrieges.Nach Ende des Zweiten Weltkrieges führte Böhm das Vorhaben in ähnlicher Weise fort und auch die Gefallenen der Kriege von 1796-1814 wurden systematisch erfasst. Ergänzend kam noch eine Aufstellung aller Kriegerdenkmäler Tirols hinzu. Die Entstehungsgeschichte der Ehrenbücher ist geprägt von den Wirren und tausenden Toten der beiden Weltkriege, einem handfesten Urheberrechtsstreit, berührenden Einzelschicksalen und dem unermüdlichen Engagement ihres Schöpfers Karl Böhm.<BR />