Die kirgisische Regierung hatte zunächst die Genehmigung zum Start des Rettungshubschraubers erteilt, diese dann jedoch wieder zurückgezogen. Der Beschluss der Regierung in Kirgisistan ist ein schwerer Schlag für die Familie des 50-Jährigen aus Melzo bei Mailand, die eine Bestattung für den Alpinisten organisieren wollte. <BR /><BR />Sinigaglia starb am 15. August in 6.900 Metern Höhe am Pobeda Peak – einem 7.439 Meter hohen Gipfel des Tien-Shan-Gebirges in Kirgisistan, als er versuchte, das Leben seiner Freundin, der russischen Alpinistin Natalia Nagovitsyna zu retten. <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/todesdrama-im-tian-shan-gebirge-italiener-hilft-verletzter-und-stirbt-selbst" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">(STOL hat berichtet.)</a> Die Bergsteigerin sitzt immer noch auf etwa 7.200 Metern mit einem Beinbruch fest.<h3> Rettungsmission abgesagt</h3> „Ich habe die Nachricht erhalten, dass die Mission abgesagt wurde. Wir waren bereit zum Abflug und hatten uns bereits in Richtung Basislager begeben, doch dann wurde die Genehmigung ohne jede Erklärung zurückgezogen“, erklärte Agostino Da Polenza, Alpinist und Expeditionsleiter. Die italienische Botschaft in Astana bemüht sich um die Bergung der Leiche.<BR /><BR />Die Familie Sinigaglias hofft, dass der Leichnam doch noch zur Bestattung nach Mailand überführt werden kann. „Mein Bruder ist gestorben, während er das tat, was er liebte und hat dabei eine große mutige Tat vollbracht. Wir sind verzweifelt, aber wir trösten uns in diesem Bewusstsein“, betonte Patrizia Sinigaglia, die Schwester von Luca Sinigaglia. „Er hätte niemals jemanden zurückgelassen – schon gar nicht Natalia, mit der ihn eine Erfahrung verband, die sie sehr zusammengeschweißt hat. Sie hatten sich vor vier Jahren am Khan Tengri in Kasachstan kennengelernt. Sie war damals mit ihrem Mann Sergej unterwegs. Luca traf sie beim Aufstieg, sah, dass sie in Schwierigkeiten waren, und setzte seinen Aufstieg nicht fort – er blieb bei ihnen, um zu helfen. Er konnte nur Natalia zurück ins Basislager bringen – ihr Mann hat es leider nicht geschafft. Seitdem standen sie regelmäßig in Kontakt und verabredeten sich gelegentlich, um gemeinsam neue Gipfel zu erklimmen“, erzählt Patrizia Sinigaglia.<h3> Ein großes Ziel, ein großes Drama</h3>So auch diesmal: Luca hatte sich das Ziel gesetzt, den Titel „Schneeleopard“ zu erringen, der jenen verliehen wird, die alle fünf Gipfel über 7.000 Meter im Gebiet der ehemaligen Sowjetunion bezwingen. „Der Pobeda Peak war der letzte, der ihm noch fehlte – und bevor er starb, hat er den Gipfel erreicht. Er hat es also geschafft, auch wenn er die Auszeichnung, auf die er hingearbeitet hatte, nie erhalten wird“, fährt seine Schwester fort.<BR /><BR />„Er war allein aufgestiegen, hatte sich aber mit Natalia verabredet, sich dort mit ihr zu treffen. Sie begann ihren Aufstieg kurz nach ihm. Insgesamt waren sie zu viert. Während Luca und ein deutscher Alpinist bereits im Abstieg waren, trafen sie auf Roman, einen Russen, der zusammen mit Natalia unterwegs war. Er informierte sie, dass sich Natalia ein Bein gebrochen hatte und in akuter Not war“, so Patrizia Sinigaglia. <BR /><BR />Ohne zu zögern kehrte Luca um, um seiner Freundin Essen, einen Gaskocher, einen Schlafsack und eine Gasflasche zu bringen. „Das letzte Mal habe ich am 13. August von ihm gehört – per Nachricht. Er schrieb, dass er sich auf 7.190 Metern mit Natalia und Gunther in einem kleinen Zelt befand, draußen tobten heftige Sturmböen“, erinnert sich Patrizia.<BR /><BR />„Er bat mich, das Außenministerium und die russische Botschaft zu informieren, da sie sich in einer kritischen Lage befanden. Gleichzeitig baten mich die Leute im Basislager, ihn zum Abstieg zu bewegen, da er sich seit zu vielen Tagen in extremer Höhe und mit zu wenig Sauerstoff befand. Ich flehte ihn an, so bald wie möglich zurückzukehren, und er versprach mir, am nächsten Tag abzusteigen. Seine letzte Nachricht war: ,Ich schreibe dir morgen. Ich hab dich lieb.‘ Zwei Tage lang wurde ich vom Basislager informiert, dass sie noch mit ihm in Kontakt stünden und er im Abstieg sei. Bis schließlich am Nachmittag des 15. August die Nachricht kam, dass es ihm schlecht ging – und kurz darauf, dass er es nicht geschafft hatte.“<BR /><BR />Luca Sinigaglia, der als Cybersecurity-Experte für eine Firma arbeitete, war weder verheiratet noch hatte er eine Partnerin oder Kinder. „Seine Familie waren wir: mein Bruder Fabio, seine fünf Neffen, unser 86-jähriger Vater – der jetzt keinen Frieden findet – und ich. Unsere Mutter war vor sieben Jahren gestorben. Er war der Jüngste – unser abenteuerlustiger, großzügiger kleiner Bruder“, sagt Patrizia.