Angefangen hatte alles mit einem Hinweis auf eine Beerdigung in Gossensaß von 4 Flugzeuginsassen. Nähere Recherchen von Flugzeughistoriker gaben dann das Rätsel preis. <BR /><BR />Anfang November vor genau 80 Jahren – am 3. November 1942 – ist am Brenner eine Maschine des Typs Ju 52 abgestürzt. Hobbyhistoriker Roland Domanig hat den Fall recherchiert, denn die deutsche Luftwaffe hat die Brennergrenze oft genutzt, und es kam dort zu mehreren Abstürzen. <BR /><BR /> „Nach einem Bericht über einen Flugzeugabsturz im Tagblatt ‚Dolomiten‘ meldete sich Frau Dr. Ilka Kepp aus Bozen bei mir“, erzählt Domanig. Die Mutter von Ilka Kepp hatte in einer präzisen Aufzeichnung von der Beerdigung von 4 deutschen Piloten am 23. September 1943 in Gossensaß berichtet. <BR /><BR />Und auch Ilka Kepp erinnert sich, als Kind bei Wanderungen an der Hühnerspiel-Platzalm von ihrer Mutter gehört zu haben, dass dort einmal eine menschliche Hand – wahrscheinlich von einem Flieger – gefunden worden war. Was war da geschehen? Große Neugierde war geweckt. Die Recherche begann. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833417_image" /></div> <BR /><BR />„Relativ schnell konnte mit Hilfe von Fliegerforen eine konkrete Information zu einem Absturz im Brennerbereich eingeholt werden“, berichtet Domanig. Am 18. September 1943 sei dort eine Ju 88 mit 4 Mann an Bord abgestürzt. Alle Insassen – ein Pilot, ein Kampfbeobachter, ein Bordfunker und ein Fluggast – starben. Als Ursache des Absturzes war im Akt Bodenberührung vermerkt. In Gossensaß gab es keine Angaben dazu.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833420_image" /></div> <BR /><BR />„Das Rätsel schien gelöst, bis Frau Kepp neue Hinweise in den Aufzeichnungen ihrer Mutter entdeckte“, erklärte Domanig. Die Mutter hatte darin vermerkt: „3. November 1942, 2 deutsche Flugzeuge abgestürzt, in Dachs und Hühnerspiel-Platzalm, 17 Tote“.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833423_image" /></div> <BR /><BR />Es fand sich jedoch in keiner gängigen Fliegerliteratur ein Hinweis auf einen der Abstürze. Weder beim Ortschronisten von Gossensaß, Günther Ennemoser, noch in Gemeindedokumenten, Sterbebuch oder auf dem Kriegerdenkmal erinnerte etwas an die Toten. <BR />„17 Tote können eigentlich nur aus einem damaligen deutschen Großraumflugzeug stammen, vielleicht eine Junkers 52 Maschine, auch als Tante Ju benannt?“ ließ sich da ableiten. So forschte der Historiker in einem Ju-52-Spezialkatalog nach diesbezüglichen Daten und war erfolgreich.<BR />Tatsächlich waren 2 Ju-52-Maschinen um 14.30 Uhr am 3. November 1942 über Hühnerspiel–Dachs (im Original als Monte Galino bezeichnet) kollidiert und abgestürzt. Die Flugzeugführer Unteroffizier Franz Wonka und Unteroffizier Hans Berger wurden mit ihren 7 militärischen Flugbegleitern getötet.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833426_image" /></div> <BR /><BR />„In den militärischen Geheimdokumenten wird nur die flugaktive Bordcrew gelistet, Mitflieger bleiben dort unerwähnt. Somit müssten noch 7 weitere Personen mitgeflogen und getötet worden sein“, weiß Domanig.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833429_image" /></div> <BR /><BR />In mehreren Suchaktionen fanden Armin Kanetscheider, Roland Domanig, Wilhelm Zössmair und Alfred Astner an der Absturzstelle Fliegerkleinteile. Namen, Bilder, Dokumente oder andere Ereignisberichte zum Absturz in der Gegend von Gossensaß fehlen. Laut Ennemoser hatte eine deutsche Grenzkompanie am Brenner abgestürzte Flugzeuginsassen geborgen und Flugzeugwracks fortgeschafft. <BR /><BR /><BR />Die Recherchen zeigten als Lösung des Rätsels um die 4 toten Flieger mit ihrem Begräbnis in Gossensaß, dass laut Augenzeugen 2 deutsche Maschinen im Winter der Bahnlinie entlang in das Pflerschtal geflogen und am Talende zerschellt waren. Die Verlustmeldung der Ju 88 ist vom 18. September 1943 protokolliert.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833432_image" /></div> <BR />„Im Zuge des Stahlpaktes vom 22. Mai 1939 wurde der scheinbar leicht zu durchfliegende Brennerluftraum von der deutschen Luftwaffe intensiv vom Norden her gegen Süden genutzt“, berichtet Domanig.<BR /><BR /><BR />In diesen Flugkorridor passt auch die Notlandung einer Ju 52 auf dem zugefrorenen Brennersee am 22. Februar 1941. Auch dieser Unfall sei im Verborgenen geblieben, bis plötzlich Fotos der zerborstenen Ju 52 aufgetaucht waren. Die Recherchen im Ju-52-Archiv zeigten, dass 8 Fluggäste verletzt worden waren und einer gestorben war. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="833435_image" /></div> <BR /><BR />Die Fliegerforscher Wilhelm Zössmair, Armin Kanetscheider, Roland Domanig untersuchen Absturzereignisse aus der Kriegszeit und freuen sich über jede weitere Information, um alle Rätsel um das Geschehen in der Luft vor 80 Jahren lüften zu können.<BR /><BR /><BR />Kontakt: Wilhelm Zössmair: E-Mail wilhelm14.4.74 @gmail.com, Tel. 348 33 68 498Armin Kanetscheider: E-Mail kanetscheiderarmin@gmail.com, Tel. 335 10 50 118, Roland Domanig: E-Mail domanig.tirol@utanet.at Tel. 0043 676 38 69 065