Ein warmer Julitag in Latium. Eine 82-jährige Frau aus der Kleinstadt Nerola wird mit hohem Fieber und Verwirrtheit ins Krankenhaus von Fondi eingeliefert. Wenige Tage später stirbt sie. Die Ursache: eine Infektion mit dem West-Nil-Virus. Es ist der erste bekannte Todesfall in Italien in diesem Sommer – und ein Warnsignal.<h3> Was ist das West-Nil-Virus – und wie wird es übertragen?</h3>Das West-Nil-Virus (WNV) ist ein von Stechmücken übertragener Erreger, der zur Familie der Flaviviridae gehört – ebenso wie das Dengue- oder Zika-Virus. Ursprünglich in Afrika verbreitet, hat sich WNV inzwischen auf fast alle Kontinente ausgebreitet: Es kommt heute regelmäßig auch in Europa vor, inklusive Italien.<BR /><BR />Die Übertragung erfolgt nicht von Mensch zu Mensch, sondern durch die Stiche infizierter Mücken, vor allem der Gattung Culex. Diese infizieren sich wiederum bei Wildvögeln, die als natürlicher Wirt gelten. Auch Pferde sind besonders gefährdet – ebenso wie, in selteneren Fällen, Hunde oder Katzen. In Südeuropa hat sich der Erreger bei Vogelpopulationen inzwischen dauerhaft etabliert.<BR /><BR />Nur in Einzelfällen wurde WNV durch Bluttransfusionen, Organtransplantationen oder von Mutter auf Kind nachgewiesen.<h3> Welche Symptome treten auf – und wie gefährlich ist das Virus?</h3>Die meisten Infektionen bleiben unbemerkt: 80 Prozent der Betroffenen zeigen keine Symptome. Doch etwa jeder Fünfte entwickelt grippeähnliche Beschwerden:<BR /><BR />- Fieber<BR /><BR />- Kopfschmerzen<BR /><BR />- Übelkeit, Erbrechen<BR /><BR />- geschwollene Lymphknoten<BR /><BR />- Hautausschläge<BR /><BR />Bei Kindern verläuft die Krankheit meist mild. Erwachsene können stärkere Beschwerden entwickeln. Gefährlich wird es, wenn das zentrale Nervensystem betroffen ist – bei etwa einem von 150 Infizierten. Dann kann es zu Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Enzephalitis (Gehirnentzündung) kommen. In diesen Fällen verläuft die Krankheit bei etwa zehn Prozent der Patientinnen und Patienten tödlich.<h3> Wie wird die Diagnose gestellt?</h3>Der Nachweis erfolgt im Labor – meist durch den Nachweis von IgM-Antikörpern im Blut oder im Liquor (Gehirnflüssigkeit). Diese können allerdings lange nach einer Infektion nachweisbar bleiben, was die Interpretation der Ergebnisse erschwert. Aussagekräftiger sind PCR-Tests oder die Anzucht des Virus im Labor. Wichtig: In der ersten Woche nach Auftreten der Symptome kann ein Antikörpertest noch negativ ausfallen – eine Wiederholung ist dann sinnvoll.<h3> Gibt es Medikamente oder Impfstoffe?</h3>Einen zugelassenen Impfstoff für Menschen gibt es derzeit nicht. Zwar laufen internationale Studien mit verschiedenen Impfstoffkandidaten – doch bis zu einer breiten Verfügbarkeit dürfte es noch dauern.<BR /><BR />Auch eine gezielte antivirale Therapie existiert nicht. Ärztinnen und Ärzte behandeln die Symptome:<BR /><BR />- Flüssigkeitszufuhr<BR /><BR />- fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol<BR /><BR />- gegebenenfalls stationäre Versorgung mit Infusionen oder Atemunterstützung<BR /><BR />In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden innerhalb weniger Tage bis Wochen.<h3> Wie kann man sich schützen?</h3>Solange es keinen Impfstoff gibt, bleibt nur die Vorbeugung – vor allem im Sommer:<BR /><BR />- Mückenschutzmittel verwenden<BR /><BR />- lange Kleidung tragen, insbesondere morgens und abends<BR /><BR />- Fliegengitter an Fenstern und Türen<BR /><BR />- stehendes Wasser vermeiden – etwa in Blumentopfuntersetzern, Eimern oder Vogeltränken<BR /><BR />- Planschbecken nach Gebrauch entleeren oder abdecken<BR /><BR />Die Behörden rufen zur Wachsamkeit auf – und empfehlen, bei anhaltendem Fieber, Kopfschmerzen oder neurologischen Symptomen ärztliche Hilfe zu suchen. Denn auch wenn das West-Nil-Virus oft harmlos verläuft: In seltenen Fällen kann ein Mückenstich tödlich enden.