Die Vorbereitungen laufen bereits für die traditionelle Militärparade auf dem Roten Platz, bei der Tausende Soldaten aufmarschieren und die Atommacht Panzer, Raketen und Kampfflugzeuge zur Schau stellt.<BR /><BR /><BR />Bei der „militärischen Spezial-Operation“, wie Kreml-Chef Wladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine nennt, sind bisher auf russischer Seite offiziell 1351 getötete Soldaten bestätigt. Doch ein Vertrauter des Kreml-Sprechers Peskow spricht erstmals von „bedeutenden Verlusten“ und einer „gewaltigen Tragödie“. <BR /><BR />Dass sich Peskow auf Englisch in einem Interview mit dem britischen TV-Sender Sky News so äußert, löst auch in politischen Kreisen in Moskau Verwunderung aus. Immerhin sprechen Militärs und Putin selbst immer wieder davon, dass in der Ukraine alles glatt und nach Plan laufe.<h3> Widersprüchliche Signale</h3>Aber Peskow sagt auch, dass es vielleicht in wenigen Tagen oder in kürzester Zeit vorbei sein könne oder die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew das Kampfgeschehen beenden. Die Signale aus Moskau sind widersprüchlich. Klar angekündigt ist als Nächstes nur, dass die Ostukraine mit den Gebieten Luhansk und Donezk komplett der ukrainischen Kontrolle entrissen werden soll. <BR /><BR />Dass Menschenrechtsorganisationen, Experten der Vereinten Nationen, des Roten Kreuzes und Journalisten schwerste Kriegsverbrechen dokumentieren, prallt an den Kreml-Mauern weiter ab. Schuld seien ukrainische Nationalisten, heißt es allenthalben. Beweise für die Anschuldigung Moskaus gibt es nicht. Klar ist aber jedem, dass die Menschen noch am Leben wären, wenn Russland die Ukraine nicht überfallen hätte.<BR /><BR />Der 9. Mai wird jährlich als Tag des Sieges der Sowjetunion über Hitlerdeutschland im Zweiten Weltkrieg begangen. Kurz vor dem 77. Jahrestag sieht Russland als Nachfolgestaat aber mehr denn je sein ruhmvolles historisches Erbe in Gefahr. Entsetzen lösen in Moskau nun blutrote Schmierereien im Treptower Park in Berlin an den Denkmälern für die sowjetischen Befreier Deutschlands vom Faschismus aus. Russische Diplomaten sprechen von einem „ekelhaften Akt des Vandalismus“, weil etwa am weltberühmten Denkmal für den sowjetischen Soldaten russenfeindliche Aufschriften zu lesen sind.<BR />„Tod allen Russen“, „Ukrainisches Blut an russischen Händen“ oder „Putin = Stalin“ ist da zu lesen, Fotos veröffentlicht auch das Außenministerium in Moskau dazu. Jede Form von „Fremdenhass, Rassismus und Versuche, in Deutschland russenfeindliche Stimmungen zu säen und die russischsprachigen Bürger zu diskriminieren“, müssten unterbunden werden, betonen die Diplomaten.<h3> Düstere Zwischenbilanz</h3>Dass sich Russland zu solchen Appellen veranlasst sieht, ist nur eine der vielen Folgen von Putins Krieg in der Ukraine. Die Rohstoffmacht sieht sich als das Land mit den meisten Sanktionen weltweit in einem Wirtschaftskrieg mit dem Westen. Nach mehr als 20 Jahren an der Macht muss Putin zusehen, wie Errungenschaften von Jahrzehnten verschwinden – und die ohnehin im Land verbreitete Armut noch weiter zunimmt. <BR /><BR />Putin hat einen Rückzug der NATO gefordert, jetzt gilt die Allianz als so stark wie nie – sogar in neutralen Staaten wie Finnland und Schweden wird über einen Beitritt zu dem Bündnis nachgedacht.<BR /><BR />Und auch sonst ist die Bilanz von Putins Krieg düster: Zehntausende Menschen haben Russland verlassen, weil sie keine Perspektive mehr dort sehen. Viele haben wegen der Sanktionen ihre Arbeit verloren. Die Lebensmittelpreise explodieren, Geschäfte schließen, an der Börse sind Milliarden verbrannt. Dem Land drohen Milliardenforderungen an Reparationszahlungen für Kriegsschäden.<h3> Kriegskasse gut gefüllt</h3>Erreicht ist indes kaum etwas. Die Ukraine ist bisher allenfalls bereit, über einen neutralen Status – ohne NATO-Mitgliedschaft – zu verhandeln. Der von Putin geforderte Verzicht auf die ostukrainischen Gebiete Luhansk und Donezk oder die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim ist nicht in Sicht. Zugang verschafft haben sich die Russen dagegen zu dem von der Ukraine lange blockierten Krim-Kanal, der jetzt die Halbinsel wieder mit Wasser versorgt.<BR /><BR />Ungeachtet der Sanktionen hat der Kreml stets deutlich gemacht, dass die Kriegskasse gut gefüllt sei. Mit Stand 25. März lagen die internationalen Reserven bei 604,4 Milliarden Dollar (555 Mrd Euro), das waren 38,8 Milliarden US-Dollar weniger als am 18. Februar. Zudem fließen weiter die Milliardeneinnahmen aus dem Verkauf für Öl und Gas, deren hohe Preise Russlands Budget zugute kommen. Ein Einlenken Russlands ist bisher nicht in Sicht.<BR /><BR />Das russische Staatsfernsehen zeigt als Vorgeschmack auf die Militärparade am 9. Mai immer wieder, wie moderne russische Raketen von Kriegsschiffen und Flugzeugen aus Ziele in der Ukraine angreifen. Trotz der von der Propaganda befeuerten „Spezial-Operation“ in der Ukraine sieht die russische Politologin Tatjana Stanowaja keinen echten Rückhalt für den Krieg in der russischen Elite. „Aber es gibt eine pragmatische und emotionale, zwangsläufige Unterstützung des Präsidenten“, sagt sie.