Freitag, 16. September 2022

Truden auf dem Weg zur digitalen Gemeinde

90 Prozent der EU-Bürger nutzen das Internet regelmäßig bzw. täglich. Italien liegt mit 92 Prozent sogar über dem EU-Durchschnitt. Südtirols Gemeinden kümmern sich um die Anliegen ihrer Bürger*innen häufig noch im persönlichen Kontakt.

Auf dem Weg zur digitalen Gemeinde. - Foto: © Autonome Provinz Bozen

Im Zeitalter der digitalen Transformation wird der Spagat zwischen Bürgerfreundlichkeit im Netz und persönlichem Kontakt, zwischen technologischer Notwendigkeit und sozialer Verantwortung jedoch auch für die öffentliche Verwaltung immer herausfordernder. Nicht selten erzeugen komplexe Verwaltungsiter und undurchsichtige Online-Plattformen Frustration bei den Nutzer*innen; vor allem bei der etwas älteren Generation.

Vorne ist immer da, wo sich keiner mehr auskennt. , so Markus Petzl, ein Vordenker des digitalen Wandels. Nun ist es nicht so, dass Südtirols Gemeinden sich mit der Digitalisierung nicht auskennen würden. Doch so wie Unternehmen und Organisationen kämpfen auch sie mit einer Kombination aus bürokratischer Überforderung und personellen Engpässen. In einer Zeit, in der sich eine Krise an die nächste reiht, gilt es also, den zahlreichen Herausforderungen mit kühlem Kopf und klaren Zielen zu begegnen. Truden sieht hierfür in der Digitalisierung Chance und Herausforderung zugleich.

Gemeinde Truden vorne mit dabei


Die Unterlandler Kleingemeinde ist landesweit bekannt für ihre Innovationskraft und ihr Engagement. Deshalb verwundert es nicht, dass Truden, gleichauf mit einer Reihe anderer Gemeinden im Land, ein EU-gefördertes Digitalisierungsprojekt vorantreibt. Im Zuge des EU-Förderprogramms EFRE 2014-2020 setzt die Gemeinde ein Vorhaben mit einem Gesamtbudget von 210.000 Euro um, welches Bürger*innen, Mitarbeiter*innen, und Entscheidungsträger*innen die Abwicklung digitaler Verwaltungsprozesse und Behördenwege erleichtern soll. Die bessere Zugänglichkeit von Daten und Dokumenten durch die Digitalisierung von Bauakten, Bauleit- und Wiedergewinnungsplänen ist wesentlicher Inhalt des Fördervorhabens. Wobei der Digitalisierung der Planunterlagen eine umfängliche und längst fällige Vermessung des gesamten Gemeindegebietes vorangeht.

Seit Herbst vergangenen Jahres arbeitet die Trudner Verwaltung an der schrittweisen Umsetzung des Förderprojektes, welches mit 31. Dezember diesen Jahres abgeschlossen werden sollte. Nach einem etwas zögerlichen Start läuft die Realisierung der Arbeitspakete jetzt auf Hochtouren und die beantragte Verlängerung des Projektes wurde seitens der Verwaltungsbehörde in Bozen bis Ende April 2023 genehmigt.

Mensch bleibt Mensch

Inzwischen konnte der Gemeindeausschuss auch den Zuschlag der Dienstleistung zur Digitalisierung von Bauakten und Bauleitplänen samt interner Schulung und Ausarbeitung eines Benutzerhandbuches an die Sozialgenossenschaft Kairos aus Brixen erteilen - für eine Auftragssumme von knapp 70.000 Euro. Die Sozialgenossenschaft unter der Leitung von Konrad Messner beschäftigt seit vielen Jahren Menschen mit Behinderung und begleitet ihre Integration in den freien Arbeitsmarkt. Projekte wie jenes der Gemeinde Truden erfüllen damit nicht nur eine technologische Weiterentwicklung der öffentlichen Hand, sondern fördern und bezeugen auch die Wertschätzung für ein soziales und gemeinschaftliches Miteinander.

Bürgermeister Michael Epp zeigt sich überzeugt, dass an der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung kein Weg vorbeiführt. Er weiß auch, dass derartige Projekte eine zusätzliche Herausforderung für bereits sehr beanspruchten Mitarbeiter*innen seiner Gemeinde darstellen. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Schritt, doch keine Digitalisierungsmaßnahme der Welt ersetzt Persönlichkeit und Empathie, vor allem im Umgang mit unseren Bürger*innen. Am Ende ist immer der Mensch gefragt an jedem Kontaktpunkt. Das menschliche Bedürfnis nach Interaktion wird sich immer durchsetzen auch im digitalen Zeitalter. , so Epp.

miriam rieder

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