Der Fall hatte in Italien Entsetzen ausgelöst. Turetta hatte am 11. November vor zwei Jahren seine ehemalige Freundin Giulia Cecchettin mit 75 Messerstichen getötet. Das Gericht sah darin einen geplanten Mord: Der damals 22-Jährige habe das Verbrechen minutiös vorbereitet, sogar eine Liste mit Punkten angefertigt, die er vor der Tat abarbeiten wollte.<BR /><BR />Seine Verteidiger Giovanni Caruso und Monica Cornaviera hatten gegen das Urteil Berufung eingelegt. In ihrem Antrag bestritten sie die von der ersten Instanz angenommene Planung und argumentierten, die Tat sei im Affekt geschehen.<BR /><BR />Turettas Entscheidung, die Berufung nun zurückzuziehen, steht offenbar im Zusammenhang mit dem Klima, das sich um ihn gebildet hat: einem Angriff im Gefängnis, wiederholten Drohungen und anhaltendem medialem Druck. Hinzu kommt die Absage von Giulias Vater, Gino Cecchettin, an ein Verfahren der sogenannten Wiedergutmachungsjustiz, bei dem Täter und Opferfamilie in direkten Austausch treten, um den Schaden symbolisch auszugleichen. „Es ist nicht der richtige Moment“, hatte Cecchettin erklärt. „Ohne Entschuldigung oder Bitte um Vergebung wirkt das für mich rein taktisch.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1225818_image" /></div> <BR /><BR />Mit seiner Erklärung will Turetta nach eigenen Worten zeigen, dass er keine Strafmilderung anstrebt, sondern seine Verantwortung akzeptiert.<BR /><BR />Auch die Staatsanwaltschaft von Venedig hatte gegen das ursprüngliche Urteil Berufung eingelegt – allerdings mit dem Ziel, zusätzliche erschwerende Umstände wie Grausamkeit und Stalking anerkennen zu lassen. Das Berufungsverfahren wird daher nur in diesem Punkt weitergeführt – sofern keine weiteren Überraschungen folgen.<BR /><BR />Turetta sitzt seit dem 25. November 2023 in Haft, dem Tag seiner Überstellung aus Deutschland. Dort war er nach zehn Tagen auf der Flucht festgenommen worden, nachdem er Giulias Leiche in einer Bergschlucht nahe des Lago di Barcis versteckt hatte. „Ich habe sie getötet“, sagte er damals, „als ich begriff, dass sie nicht mehr zu mir zurückkehren würde.“