Im Jahr 540 vor Christus fand die erste große Seeschlacht der Geschichte vor der Küste Korsikas statt. Es war eine epische und blutige Schlacht, von der Herodot berichtet, in der die mächtigen Phokäer, griechische Kolonisten, die sich in der korsischen Stadt Alalia niedergelassen hatten, gemeinsam von den Etruskern und Karthagern angegriffen wurden. Dem Partisanen Herodot zufolge setzten sich die Griechen in der Schlacht durch.
Die Schiffe, die sie retten konnten, waren jedoch nicht mehr kampffähig, deshalb waren sie dazu gezwungen samt ihrer Familien Alalia zu verlassen. Sie begaben sich nach Süditalien, wo sie als geschickte Kaufleute ein Stück Land ergatterten und Hyele gründeten, das später in Elea (nach den Römern Velia) umbenannt wurde, die Stadt der Magna Graecia, aus der der Philosoph Parmenides stammt.
Fund wirft neues Licht auf die antike Geschichte
Wie der Generaldirektor der Museen, Massimo Osanna, in einem Exklusivinterview mit Ansa berichtet, wurden hier bei Ausgrabungen durch Archäologen des Archäologischen Parks Paestum-Velia Waffen gefunden, die höchstwahrscheinlich aus dieser epochalen Schlacht stammen. Diese Entdeckung, so betont der Wissenschaftler, „wirft ein neues Licht auf diese faszinierende Seite der antiken Geschichte“.
Auch der römische Kulturminister begrüßt die Entdeckung, denn sie zeige, so Franceschini, „wie wichtig es ist, weiterhin mit Überzeugung in die archäologische Forschung zu investieren, die immer wieder wichtige Zeugnisse der mediterranen Geschichte liefert“.
Die Ausgrabungen, die im vergangenen Sommer auf dem Gipfel der ehemaligen Akropolis, direkt unter den noch sichtbaren Überresten des der Athene geweihten Tempels, begonnen wurden, haben unter der Leitung von Francesco Scelza die Überreste eines rechteckigen Bauwerks von beträchtlicher Größe ans Licht gebracht, das 18 Meter lang und 7 Meter breit ist und auf das 6. Jahrhundert vor Christus zurückgeht.
Von bemalten Keramiken bis hin zu bronzenen Waffen
Im Inneren befinden sich auf einem Stampflehmboden bemalte Keramiken, die alle mit der Inschrift Ire („heilig“) versehen sind, was auf die Widmung an die Gottheit hinweist. Zahlreiche architektonische Zierelemente aus gebranntem Ton, die von kumanischen Handwerkern hergestellt worden zu sein scheinen, was nicht verwunderlich ist, da es sich vielleicht um eine der griechischen Städte handelt, die an der Front gegen die Etrusker vom Meer aus stand, sowie einige Fragmente des antiken Daches.
Aber das ist noch nicht alles, denn neben den Töpferwaren befanden sich auf dem Boden des Tempels auch verschiedene Waffen aus Bronze und Eisen. Es gibt, so Scelza, viele Fragmente von Waffen, Teile eines großen verzierten Schildes und 2 prächtige Helme in perfektem Zustand: einen etruskischen vom Typ „Kappe“, den die Experten als Negau bezeichnen (nach dem Namen der slowenischen Stadt, in der sie zuerst gefunden wurden) und den zweiten Helm im chalkidischen Stil.
Die größte Überraschung findet sich hier: „Es handelt sich um Relikte, die Athene geopfert wurden, höchstwahrscheinlich die Überreste der Schlacht von Alalia“, so sind die ersten Annahmen seitens Parkleiter Massimo Osanna.
Helme möglicherweise mit Inschriften versehen
Die beiden Helme, die erst vor wenigen Tagen vollständig ausgegraben wurden, müssen noch im Labor gereinigt und untersucht werden. Möglicherweise sind sie mit Inschriften versehen, was bei antiken Rüstungen durchaus üblich ist. Diese könnten helfen, die Geschichte der Helme genau zu rekonstruieren, vielleicht sogar die Identität der Krieger die sie trugen, zu identifizieren.
Die Entdeckung des archaischen Tempels mit seiner Datierung und den darin aufbewahrten Gegenständen klärt jedoch viele Details der Geschichte von vor mehr als 2500 Jahren: „Die Struktur des ältesten Tempels stammt aus den Jahren 540-530 vor Christus, also aus der Zeit unmittelbar nach der Schlacht von Alalia“, erklärt Osanna. Der jüngste Tempel, von dem man annimmt, dass er hellenistischen Ursprungs ist, stammt aus den Jahren 480-450 vor Christus und wurde dann im vierten Jahrhundert vor Christus renoviert.
Es ist daher möglich, dass die Phokier, die aus Alalia geflohen waren, sie unmittelbar nach ihrer Ankunft an diesem Küstenabschnitt errichteten - der sich heute zwischen Punta Licosa und Palinuro in der Provinz Salerno befindet -, wo sie, wie es ihre Gewohnheit war und wie Herodot uns erneut berichtet, durch Verhandlungen mit den autochthonen Oenotrern das notwendige Land erworben hatten, um sich niederzulassen und den blühenden Handel, für den sie berühmt waren, wieder aufzunehmen.
Es versteht sich von selbst, dass die Gründung des Tempels in diesem Prozess von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der neuen Siedlung gewesen sein muss, und dass die Erinnerung an die blutige Schlacht noch sehr lebendig sein muss, so dass die Waffen, die den etruskischen Feinden in dieser epischen Seeschlacht, die das Gleichgewicht der Kräfte im Mittelmeer verändert hatte, abgerungen wurden, der Göttin geopfert wurden, um ihr Wohlwollen zu besänftigen.