Wir haben die beiden Soldaten im Fronturlaub zum Interview getroffen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="877778_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wie war es für Sie, von einem Tag auf den anderen in diesem Ausnahmezustand des Krieges zu sein?</b><BR />Czeslaw: Die US-amerikanischen Geheimdienste haben den Einmarsch der Russen in die Ukraine schon 1 bis 2 Monate vor Kriegsbeginn prophezeit. Trotzdem war es eine böse Überraschung. Ich glaube, niemand hatte sich den Kriegsbeginn tatsächlich erwartet. Die gesamte ukrainische Bevölkerung hielt allerdings sofort zusammen, so war die Nation in wenigen Tagen vereint und konnte Gegenwehr leisten.<BR /><BR /><b>Ist die Versorgung an der Front ausreichend?</b><BR />Andrij: Von Nahrungsmitteln und Medizinprodukten bis hin zu Waffen und Munition – dank der großen Hilfe aus dem Westen ist an der Front alles Notwendige verfügbar. Aber auch aus der Ukraine selbst erhält das Militär starke Unterstützung. Aufgrund der vielen Stiftungen im Inland ist es der Bevölkerung möglich, der Armee mit Geldspenden weiterzuhelfen. Mit den Spenden wird dann wichtige Ausrüstung für das Militär gekauft, wie beispielsweise Schutzwesten, Drohnen oder sogar Trucks.<BR /><BR /><b>Somit sind Sie mit der Versorgung aus dem Westen zufrieden?</b><BR />Andrij: Ja, die Versorgung aus dem Westen ist sehr gut. Um die russische Armee endgültig zurückzuschlagen, brauchen wir allerdings noch mehr Unterstützung.<BR /><BR /><b>Wann glauben Sie, wird der Krieg enden? Wie wird der Krieg enden?</b><BR />Viktor: Der Krieg wird definitiv mit der Kapitulation Russlands enden, die Ukraine wird ihr Land verteidigen und siegen. Die ukrainische Armee ist nämlich jung und lernt sehr schnell. Die russische Armee ist geschwächt. Mittlerweile werden sogar Leute rekrutiert, die weder kämpfen können noch wollen. Verhandlungen wird es erst geben, sobald alle russischen Truppen aus der Ukraine abgezogen werden. Wann das so weit sein wird, ist allerdings schwer zu sagen. Letztes Jahr dachten alle, es würde im März schon enden. Als das nicht eintraf, ging man von einem Ende im Sommer aus, anschließend spekulierte man auf das Jahresende. Jetzt hoffen wir, dass diesen Sommer Schluss mit dem Krieg sein wird.<BR /><BR /><b>Sie hatten sicherlich Freunde in Russland: Wie änderte sich die Beziehung zu diesen durch den Krieg?</b><BR />Viktor: Vor Kriegsbeginn hatte ich viele Freunde in Russland und Weißrussland, aber das alles änderte sich schlagartig. Freunde, manipuliert durch die russische Propaganda, wurden zu Feinden. Leider glaubten alle, dass die Ukraine tatsächlich von Faschisten regiert würde und dass es Zeit wäre, sie davon zu befreien. Das ist totaler Blödsinn.<BR /><BR /><b>Was war Ihr schlimmstes Erlebnis im Krieg?</b><BR />Andrij: Das schlimmste für mich war die erste Woche, uns fehlte es an Ausrüstung. Die ganze Welt glaubte nicht, dass die Ukraine so lange durchhalten würde. Man ging davon aus, dass der Krieg schnell vorbei wäre. Deshalb hatte es der Westen mit der Waffenlieferung zu Beginn nicht eilig. Der Anfang war sehr schwer, da uns die Waffen fehlten.<BR /><BR /><b>Welche Folgen wird der Krieg für die Menschen in der Ukraine haben? Wie wird das Verhältnis zu Russland sein?</b><BR />Czeslaw: Zurzeit denkt noch niemand daran, momentan geht es nur darum, den Krieg zu stoppen. Wenn es so weit sein wird und der Krieg endlich ein Ende gefunden hat, glaube ich, wird die ganze Welt dabei helfen, die Ukraine wieder aufzubauen. Ich bin mir sicher, die Ukraine wird ein schöner und aufblühender Staat sein.<BR />Im Zusammenhang mit Russland muss ich sagen: Es ist unmöglich, das Verhältnis wiederherzustellen. Ukraine und Russland werden keine Freunde mehr. Dies wird sich auch nicht ändern, falls Putin irgendwann nicht mehr an der Macht sein sollte. Die russische Bevölkerung wird die Propaganda nämlich nicht von einem Tag auf den anderen vergessen.<BR /><BR /><b>Wenn Sie eine Möglichkeit hätten, ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten zu führen, was würden Sie ihm sagen?</b><BR />Czeslaw: Ich weiß es nicht, mir fehlen einfach die Worte. Mit diesem sinnlosen Krieg hat Putin so viele Schicksale von unschuldigen Menschen ins Verderben getrieben. Ganz Europa hatte nach dem Zweiten Weltkrieg genug vom Krieg. Alle waren sich einig: Solche Ereignisse sollten sich nicht wiederholen. Aber in Russland scheint man nicht aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben.<BR /><BR /><b>Am Samstag reisen Sie zurück in die Ukraine, mit welchem Gefühl kehren Sie in Ihr Heimatland zurück?</b><BR />Andrij: Wir hatten das Glück, in diesen Zeiten des Krieges ein friedliches Land besuchen zu dürfen. Wir sahen Menschen mit einem Lächeln im Gesicht. Wir reisen zurück in unser Heimatland, um dort dieses Übel zu vernichten, sodass auch dort wieder der Frieden herrscht und Menschen glücklich leben können.<h3> Wie es zur Auszeit im Pustert<h3> al</h3> </h3> <h3> kam</h3>Czeslaw Dabrowski, ein Touristiker aus Polen, arbeitet seit vielen Jahren mit Hotels aus Südtirol zusammen. Eines davon ist das Hotel „Kronblick“ in Kiens. Als die Hoteliersfamilie mit der Frage auf ihn zukam, wie sie die Menschen in der Ukraine unterstützen könnte, machte Czeslaw folgenden Vorschlag: eine Auszeit für verletzte Soldaten. Das Projekt wurde in die Wege geleitet, vergangene Woche urlaubten 17 ukrainische Soldaten im Pustertal.