Den Anfang machten heute Vormittag Pit Schubert und Elio Guastalli, die interessante Referate über Sicherheit am Berg hielten. Den Anfang machte Schubert, Gründer und langjährige Leiter des Sicherheitskreises des Deutschen Alpenvereins, zum Thema „Sicherheit am Berg und in der Kletterhalle“.Anhand einer Vielzahl von Beispielbildern machte der Sachbuchautor, Kletterer und Bergsteiger anschaulich, wie Fehler von Mensch und Material am Berg oder in der Kletterhalle gefährlich oder gar tödlich sein können. So berichtete er etwa von einem Unfall in einer niederländischen Kletterhalle, bei dem ein Mann ums Leben kam. „Vor dem Unglück kletterten zwei Paare Routen nebeneinander, eines war erfahren, das andere nicht. Da der erfahrene Kletterer den Eindruck hatte, die Anfängerin würde ihren Partner nicht richtig sichern, half er ihr mit einer Hand, während er mit der anderen seinen Kollegen weiterhin sicherte“, erinnerte sich Schubert. Als der unerfahrene Kletterneuling wieder sicher auf dem Boden angelangt war, ließ offenbar die Konzentration des Experten nach und er machte einen verhängnisvollen Fehler: Er hängte sein Seil aus, denn der Gesicherte stand ja neben ihm – sein Partner jedoch verlor in der Wand den Halt und stürzte mehrere Meter in den Tod. Schubert räumte jedoch auch mit einigen Kletterlegenden auf. „Ein Kletterseil verliert seine Belastbarkeit nicht, wenn man mit Schuhen darauf herumläuft.“ Man habe bei Versuchen festgestellt, dass das Seil dadurch nicht in Mitleidenschaft gezogen werde, so der Fachmann. Nicht einmal die Tatsache, dass jemand mit seinen Steigeisen auf dem Seil umher spaziere, könne dem Strick wirklich etwas anhaben. Denn einerseits sei es sehr schwierig, mit einer der Steigeisenzacken überhaupt das Seil zu treffen, und andererseits würde diesem auch ein „Treffer“ der Reißfestigkeit wenig anhaben. „Auch das konnten wir in Versuchen beweisen.“"Vier einfache Grundsätze"Nach dem deutschen Experten sprach sein italienischer Kollege Guastalli zum Thema „Alpine Sicherheit – der Faktor Mensch“. Der Dozent am Technischen Institut „G. Cardano” in Pavia , der in seiner Freizeit beim italienischen Alpenverein CAI und bei der Bergrettung und Höhlenforschung „Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico“ (CNSAS) tätig ist, machte deutlich, dass neben Fehlern und falschen Entscheidungen der Alpinisten oft auch die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten oder Leichtsinn für Unfälle im Gebirge verantwortlich sind.Zudem müsse beachtet werden, dass der Faktor Berg nicht berechenbar sei und man häufig vom schlechtest möglichen Fall ausgehen müsse. „Außerdem ist es so, dass auch die größten Experten Fehler machen können“, so Guastalli.Tausende Personen geraten auf italienischem Staatsgebiet jährlich in Bergnot, Hunderte davon werden von der Bergrettung des CAI geborgen. Wobei der Aufwand für die Bergung ziemlich unterschiedlich sein kann: „Während der ‚durchschnittliche’ Einsatz nach einer Stunde vorüber ist, gibt es auch mehrtägige, bei denen Hunderte Helfer eingesetzt werden“, berichtete Guastalli.Der häufigste Grund für Unfälle sind Stürze (34 Prozent), gefolgt von gesundheitlichen Beschwerden wie Übelkeit (14 Prozent), Aus- bzw. Abrutscher (12 Prozent) sowie Orientierungslosigkeit (zehn Prozent).Um Unfälle zu vermeiden, gilt es Guastalli zufolge vier einfache Grundsätze im Auge zu behalten: 1. Es existiert kein Risiko Null2. Risikosituationen vermeiden3. Sollte jemand in eine Risikosituation gelangen, dann sollte er sich bemühen, so schnell wie möglich wieder herauszukommen4. Die wichtigste Sache im Universum ist, Glück zu haben.Am Donnerstagvormittag um 9.30 Uhr geht es bei IMS Congress in Brixen weiter: Mediziner sprechen über Akklimatisationsstörungen, Dauerleistungsfähigkeit in extremer Höhe und Reisemedizin für Bergsteiger. Simone TreibenreifAlle Veranstaltungen des IMS finden Sie hier.