Laut Chiara Tramontano verhielt sich die Familie des Angeklagten in mehreren Aspekten „fragwürdig“: „Die Familie Impagnatiellos ließ beispielsweise das Auto, in dem der Leichnam meiner Schwester dreimal transportiert wurde, auf sich umschreiben, möglicherweise um es weiterzuverkaufen und es so einem eventuellen Schadensersatz für uns zu entziehen. Das ist für mich unerträglich“, erklärte die junge Frau, die jetzt in den Niederlanden lebt, im Interview mit „Rai Radio2“. <BR /><BR />Das Buch über ihre Schwester sei für sie ein Weg, um die Erinnerung an Giulia wach zu halten.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1171332_image" /></div> <BR /><BR />„Ich wollte auf ein leeres Blatt genau das schreiben, was mir passiert ist - für mich selbst, aber auch, um von Giulia zu erzählen, ihren Namen lebendig zu halten. Ich wollte nicht, dass ihr Name nur mit ihrem Mord verbunden bleibt. Ich wollte nicht, dass Giulia nur ein weiterer Name auf einer langen Liste von Feminiziden ist. Es war mir wichtig, ihr Porträt über diese Tragödie hinaus zu zeichnen“, so Chiara Tramontano. Die Erinnerung an die ermordete Schwester gebe ihr keine Ruhe. „Ich sehe Giulia vor mir, als sie nach Hause kam, um die Babysachen für Thiago fertigzustellen. Sie war hochschwanger und ihr Gesicht strahlte“, berichtete die junge Frau. <BR /><BR />„Die Gerechtigkeit hat gesiegt, aber der Frieden ist ausgeblieben. Ich suche ihn nicht einmal - es ist zu früh. Wenn man eine Schwester und ein ungeborenes Kind auf diese Weise verliert, gibt es nichts, was diesen Schmerz auslöschen könnte. Vielleicht kommt der Frieden irgendwann - aber die Wunde ist noch viel zu offen“, erklärte Chiara Tramontano.<BR />Fast sechs Monate lang hatte der zu lebenslänglicher Haft verurteilte Mailänder Barkeeper Alessandro Impagnatiello den Mord an seiner schwangeren Lebensgefährtin Giulia Tramontano „bis ins kleinste Detail geplant“, geht aus der jüngst veröffentlichten Begründung des Urteils hervor, mit dem ein Mailänder Schwurgericht Impagnatiello im vergangenen November zu lebenslänglicher Haft verurteilt hat. Er muss der Familie des Opfers eine Entschädigung von 700.000 Euro zahlen. <BR /><BR />Der Mann, bei dem Psychiater eine „narzisstische Persönlichkeit“ feststellten, soll mindestens seit Dezember 2022, als er von der Schwangerschaft Tramontanos erfuhr, den Gedanken gehegt haben, die Frau und das ungebrene Kind loszuwerden, schreiben die Richter. Diese „kriminelle Absicht“ war in Impagnatiello in den darauffolgenden Monaten gereift, vor allem während er parallel eine Beziehung zu einer englischen Kollegin, die von Tramontano und ihrer Schwangerschaft nichts wusste, unterhielt und von der Tramontano erst in ihren letzten Lebenstagen erfuhr.<BR /><BR />Tramontano wurde am 23. Mai 2023 mit 37 Messerstichen getötet, am selben Tag, an dem sie sich mit der jungen Engländerin getroffen hatte. Die beiden Frauen hatten den Lügenberg aufgedeckt, den Impagnatiello ihnen erzählt hatte. Die Richter berücksichtigten bei ihrem Urteil neben dem Vorsatz der Tötung auch den erschwerenden Umstand der „Grausamkeit“. Der letzte Teil des kriminellen Plans bestand darin, Giulias Leiche in der Badewanne zu verbrennen, was Impagnatiello jedoch nicht gelang. Auf der Treppe zur Garage, in der Impagnatiello Giulias Leiche am Abend des 27. Mai versteckt hatte, entdeckte man Blutspuren. Während des Prozesses betonten die Richter, dass Impagnatiello „wenig Reue für die begangene Tat zeigte“ und sogar auf „widersprüchliche Weise“ versucht hatte, seine Verantwortung herunterzuspielen. Der Mann sitzt seit dem Mord in Mailand in Haft. Die Tat hat die Öffentlichkeit geschockt und das Thema Gewalt gegen Frauen wieder ins Rampenlicht gerückt.