Der Leiter des Wohnheims ist Josef Rösch. Seine Jahre als Grenzpolizist sowie 30 Jahre Arbeit in der Sozialpsychiatrie sind das perfekte Handwerkzeug. In der Doppelrolle „Guter Bulle, böser Bulle“ lenkt er undogmatisch das Multikulti-Leben im Heim „mit dem Augenmaß der Menschlichkeit“.<BR /><BR />Einlass im Heim findet nur, wer einen gültigen Ausweis, einen Arbeitsvertrag bei einer Firma im Burggrafenamt und eine Steuernummer hat, stellt Rösch klar. „Ich nehme niemanden mit akuter Drogensymptomatik oder der Alkoholiker ist“, sagt Rösch. <BR /><BR />Auf die Frage, ob er denn ein strenger Chef sei, antwortet er: „Ich bin nur konsequent. Ich sage zu meinen Schützlingen immer: Du willst etwas von mir und ich will etwas von Dir, damit das Leben hier funktioniert“. 3 habe er auch aus dem Heim hinausgeworfen, weil sie nicht arbeiten wollten.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="990910_image" /></div> <BR /><BR />Rösch leistet Basisarbeit. „Wieso hast du mir einen Schwarzen ins Zimmer getan?, fragte mich ein Heimbewohner. Oder ein anderer stieß sich daran, dass er einem nackten Schwarzen in der Dusche begegnet ist. Dann muss ich eben erklären, dass wir eben alle Teil der Menschheitsfamilie sind und dass man gegenseitig solidarisch sein muss. So teile ich die Zimmer auch ein, damit sie sich gegenseitig helfen“, sagt er. Religion bleibe außen vor.<BR /><BR />Im Heim ist die halbe Welt zu Hause: Arbeiter aus Afghanistan, Nigeria, dem Sudan, Marokko, Iran, Pakistan, Ägypten, Syrien, Senegal, Gambia, Mali, Algerien, Tunesien usw. Ist Rösch nicht da, schaut ein Security-Mann nach dem Rechten. „Wir wollen verhindern, dass sich eine Parallelgesellschaft bildet“, sagt Rösch.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="990913_image" /></div> <BR /><BR />Die Leute seien verletzlich, sie wollen arbeiten und sich integrieren. „Sie wollen keine Fehler machen, sind verunsichert und ich versuche ihnen zu vermitteln, wie wir hier leben. Ich habe vor allem einen sozialen, aber auch einen pädagogischen Auftrag“, sagt Rösch. Mitunter sagt er seinen Schützlingen auch, wie sie bei der Arbeit zu erscheinen hätten – selbstverständlich pünktlich. Seine Stützen „im Team“ seien Sozialstadtrat Stefan Frötscher und Florian Prinoth, Leiter der Abteilung Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft. <h3> Viele sind Leiharbeiter</h3>Viele seiner Schützlinge sind Leiharbeiter. Ihre Arbeitsverträge gehen von ein paar Tagen bis zu einigen Monaten. „Sie verdienen 700, 800 Euro bis 1200, 1400 Euro im Monat. Sie könnten schon davon leben, aber viele schicken Geld heim zu ihren Familien, die gezahlt haben, dass sie hierher kommen können“, weiß Josef Rösch. Er ist es auch, der seine Schützlinge zum Erzählen bringt. „Sonst bleiben sie für die Gesellschaft unsichtbar“, sagt er.<BR /><BR />Mohammed Asif Jamal (40) aus Pakistan ist einer von ihnen. Er arbeitet über eine Leihfirma in einem Burggräfler Unternehmen. „Es geht mir gut hier. Ich bin jetzt 5 Jahre und 3 Monate in Italien, arbeite und hoffe noch immer auf einen unbefristeten Vertrag. Das Problem als Leiharbeiter ist, dass man keinen unbefristeten Arbeitsvertrag hat und ohne den findet man keine Wohnung. Jetzt bin ich 40. Aber ohne Wohnung keine Frau, keine Familie“, sagt er niedergeschlagen. Er schicke seiner Familie Geld. „Meine Mutter ist krank und ohne Geld gibt es keinen Arzt.“ <BR />