Im Gespräch erzählt Schwester Mirjam, wie karg es in den Klöstern oft zugeht, warum sie mit dem Ordenskleid wandert und welche Zukunft die Ordensleute in Südtirol haben. <BR /><BR /><b>2 von 3 Ordensschwestern in Südtirol sind älter als 80 Jahre, bei den Ordensmännern ist es ein gutes Drittel: Sterben die Orden in Südtirol in einigen Jahren aus?</b><BR />Schwester Mirjam Volgger: Die Zahlen bedeuten für mich ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite nüchterner Realismus, auf der anderen Seite Hoffnung. Es hat in der Geschichte immer wieder Blütezeiten von Ordensgemeinschaften gegeben, später hinterließen sie ihre Spuren in Bauten, Einrichtungen, aber vor allem in Chroniken. Wenn eine Not und damit der Bedarf bestand, waren es meist die Ordensleute, die rasch und unbürokratisch zur Stelle waren. Beispielsweise entstanden im 18. und 19. Jahrhundert der Reihe nach Kongregationen, die in der Bildung und im Sozialbereich Großes leisteten. Diese Aufgaben haben heute der Staat und Vereinigungen übernommen. <BR /><BR /><b>Damit bleiben irgendwie das Gebet und das Glaubenszeugnis. Aber da ist die Not, der Bedarf, heute ja nicht sehr groß.</b><BR />Sr. Volgger: Die aktuelle Situation führt viele Ordensschwestern und -brüder zu dem zurück, warum sie diese Lebensform gewählt haben: Leben in Gemeinschaft, das Bemühen um eine tiefe Gottesbeziehung durch Gebet und Vertiefung in der Heiligen Schrift, sowie durch ihr Leben ein Glaubenszeugnis geben. Nicht immer war oder ist es einfach, nach einem sehr aktiven Berufsleben als Ordensfrau in ein kontemplatives und ruhigeres Leben zurückzukehren. Den einen gelingt dieser Schritt besser, andere tun sich schwerer. Die Tagesordnung im Kloster ist ein wertvolles Gerüst, für eine gute Tagesstruktur. Im stellvertretenden Gebet sehen wir ein wichtige und wertvolle Aufgabe.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58016229_quote" /><BR /><BR /><b>Aber das findet eher fern der Öffentlichkeit statt.</b><BR />Sr. Volgger: Nein, so sehe ich es nicht. Unser religiöses Zeugnis wird sehr wohl wahrgenommen. Vor allem unsere Lebensweise wird gesehen, die Suche nach Sinn, das Zurück zu einem nachhaltigen Leben, mit weniger auskommen, den Speiseplan mit dem bereichern, was zum Beispiel aus dem Klostergarten kommt. Das machen Ordensleute seit Jahrhunderten, heute ist es unglaublich aktuell und notwendig für unser Überleben auf dem Planeten. Ordensleute sind Pionierinnen und Pioniere bei diesem Lebensstil.<BR /><BR /><b>Weil sie die freiwillig gewählte Armut leben.</b><BR />Sr. Volgger: Ordensleute gelten als Menschen, die alles um Gottes Lohn, also gratis machen. Wer aber fragt, woher sie das Geld nehmen, um zu leben? In den Klöstern leben heute viele ältere und oft auch pflegebedürftige Frauen und Männer. Wenn Hilfe von außen notwendig ist, kostet das Geld. Viele Schwestern beziehen nur die Mindestrente, obwohl sie ein Leben lang hart für andere gearbeitet haben. Wir sind sehr dankbar, wenn wir auch Pflegegeld beziehen können, das hilft uns, die Mitarbeiterinnen zu bezahlen. Schmerzlich hingegen ist, wenn wir bei anderen Begünstigungen durch den Rost fallen. Beispielsweise zeigt sich dies gerade jetzt beim Energiebonus des Landes. Obwohl auch Klöster mit teurer Energie geheizt werden müssen, erhalten wir keinen Euro, weil die Stromrechnung ja auf die Hausgemeinschaft läuft. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="860423_image" /></div> <BR /><b>Sie sprechen von Pionierinnen und Pionieren des einfachen, nachhaltigen Lebensstils. Dafür wären junge Menschen heute ja sehr aufgeschlossen. Warum tun sich Orden schwer, mit ihnen in Kontakt zu kommen und sie für diese Lebensentscheidung zu interessieren?</b><BR />Sr. Volgger: Es stimmt, die Berufungspastoral, hat nicht das gebracht. Aufwand und Nutzen davon standen in keinem Verhältnis zueinander. Teilweise ist dies fast versiegt. Zudem haben junge Leute durch Filme und Medien oft ein etwas verfälschtes Bild vom Klosterleben, was den Zugang erschwert. Dabei sind wir mehr oder weniger ganz normale, geerdete Frauen und Männer! Durch das Internet haben wir neue Kontaktmöglichkeiten. Wir erhalten zum Beispiel über die Homepage immer wieder Anfragen von Menschen unterschiedlichen Alters, die sich zum Beispiel im Kloster zurückziehen möchten. Wichtige Kontaktpunkte sind auch die Erziehungsarbeit und Printmedien. Ich persönlich erlebe, dass Menschen sehr oft das Gespräch suchen mit Ordenschristen suchen.<BR /><BR /><b>Weil Sie mit dem Habit, dem Ordenskleid, sofort als Schwester erkannt werden?</b><BR />Sr. Volgger: Das ist ein durchaus erwünschter Nebeneffekt, außerdem fühle ich mich im Ordenskleid wohl. Ich gehe sogar mit dem Habit zum Wandern. Das hat übrigens auch einen praktischen Nutzen. Ich bin oft allein unterwegs und der Habit gibt mir eine bestimmte Sicherheit, weil er ein starkes Erkennungsmerkmal ist. An eine Ordensschwester, die irgendwohin unterwegs war, erinnern sich viele – bei einer Frau mit einer bunter Jacke ist das vielleicht nicht so der Fall. <BR /><BR /><b>Schlussfrage: Welche Zukunft sehen Sie für die Orden in Südtirol?</b><BR />Sr. Volgger: Eine Journalistin meinte kürzlich bei einem Gespräch, dass es mit dem Ordensnachwuchs auch nicht gerade rosig sei. Meine Antwort war: Ich sehe auch die Rosen, die im Winter blühen. Das ist wie beim Mandelbaum, der in der kalten Jahreszeit blüht und diese Blüte hat gerade deshalb für uns einen besonderen Wert. So sehe ich im Klosterleben und bei den Mitschwestern oder Mitbrüdern auch viele solche winterlichen Blüten.<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />