Die derzeit hohe Belastung der Krankenhäuser gehe ganz eindeutig auf eine Minderheit zurück, sagt der Wissenschaftler aus Bruneck. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Herr Falk, überrascht von den hohen Infektionszahlen?</b><BR />Markus Falk: Nein, denn diese Zahl ist derzeit künstlich hochgehalten.<BR /><BR /><b>Künstlich hochgehalten?!</b><BR />Falk: Das hat mit der Meldeumstellung nach Rom zu tun, die am Dienstag erfolgt ist. Sprich man meldet jetzt PCR- und Antigentests. Demnach sind in diesen 680 Neuinfektionen positive PCR- und Antigentests ebenso enthalten wie Nachtestungen. Diese müssten herausgerechnet werden. Bis die Infektionszahl wieder bereinigt ist, dauert es ein paar Tage. Insofern beunruhigt mich diese Zahl nicht.<BR /><BR /><b>Wird da nicht unnötig für Verwirrung gesorgt?</b><BR />Falk: Es ist schon klar, dass der Laie das nicht nachvollziehen kann. Das sind aber reine Verwaltungszahlen. Rein epidemiologisch kann ich beruhigen. Die Zahlen folgen genau den Prognosen. Offen ist, wie es weitergeht. Die Prognose sieht vor, dass die Zahlen Mitte Dezember weiter zurückgehen. Aber das hängt natürlich ganz davon ab, wie sich die Leute verhalten.<BR /><BR /><b>Das heißt, Maßnahmen, wie der Super Green Pass, der ab Montag gilt, reichen aus?</b><BR />Falk: Diese Restriktionen sind unbedingt nötig. Mit einer 3G-Regel wären wir sicher nicht über den Winter gekommen. Mit den jetzt verschärften Maßnahmen werden jene Menschen, die nach wie vor zögern, sich impfen zu lassen, oder Angst davor haben, zur Impfung gedrängt. Mit einer Impfpflicht erreicht man das sicher nicht.<BR /><BR /><embed id="dtext86-51805576_quote" /><BR /><BR /><b><BR />Kommen diese verschärften Regeln zu spät?</b><BR />Falk: Ja, im Grunde hat man sich zu viel Zeit gelassen damit. Epidemiologisch wären wir schon seit 2 Wochen gelb. Verwaltungstechnisch waren wir es bis jetzt aber eben nicht und Südtirol hat da nur begrenzte Kompetenzen. Unser Schicksal hängt im Moment an 2 Personen in der Covid-Intensivstation. Dabei hat die Politik von Rom ja schon vor Wochen eine 2G-Regelung gefordert. Leider reagiert jeder immer erst dann, wenn sichtbar wird, dass es zu spät ist. Südtirol könnte sich noch retten, weil man Rom im Wesentlichen antizipiert hat.<BR /><BR /><b>Wo hat Südtirol derzeit die größten Problemzonen?</b><BR />Falk: Eindeutig bei den Kindern unter 12 Jahren. Da ist die Situation nicht mehr unter Kontrolle. Die Infektionen holen sich die Kinder aber nicht in der Schule, sondern im Freundeskreis in ihrer Freizeit. Schulschließungen bringen also überhaupt nichts, denn die Schule ist nicht das Problem. Über die Kinder gelangen die Infektionen dann in die Familien. Wenn alle Eltern geimpft wären, wäre das nicht weiter problematisch. Umso wichtiger ist, dass geimpfte Eltern sich jetzt boostern, ungeimpfte sich endlich impfen lassen – für ihre Kinder.<BR /><BR /><b>... für die Rom noch vor Weihnachten freigeben will.</b><BR />Falk: Bevor nicht auch die 5- bis 11-Jährigen geimpft sind, wird das Ganze nicht enden. Und die Zeit, bis sich alle aus dieser Altersklasse auf natürlichem Wege immunisieren, haben wir nicht. Ein Drittel der Eltern hat sich ja schon gesagt, sie würden ihre Kinder impfen lassen. <BR /><BR /><b>Fakt ist doch, dass die Kinder geimpft werden müssen, weil es die Erwachsenen nicht tun?</b><BR />Falk: Im Wesentlichen hat Südtirol mit Geimpften und Genesenen zusammengerechnet eine doch recht hohe Immunisierungsrate. Nur dank dieser fliegen uns jetzt die Krankenhäuser nicht um die Ohren. Dennoch haben wir eine sehr hohe Krankenhauslast – die ganz eindeutig auf eine Minderheit zurückgeht, die sich nicht impfen lässt. Den Ungeimpften muss klar sein, dass sie täglich eine FFP2-Maske tragen müssen, um sich nicht zu infizieren. <BR /><BR /><b>Erleben wir heuer „normale“ Weihnachten?</b><BR />Falk: Ich bin überzeugt, Weihnachten wird heuer besser als im Vorjahr. Ich gehe davon aus, dass der Großteil der Menschen versteht, dass sie sich an die Regeln halten müssen – auch weil inzwischen eben weit mehr eine direkte Erfahrung mit Corona gemacht haben. Hinzu kommt, dass sich bis Weihnachten hoffentlich viele boostern lassen und auch die 2G-Regelung wird aus dem Infektionsgeschehen vieles an Dynamik herausnehmen. Es ist nicht die Zeit der großen Events wie wir es zu Allerheiligen samt Anstieg der Infektionen hatten.<BR /><BR /><b>Was ist jetzt oberstes Gebot?</b><BR />Falk: Unbedingt die Kontakte reduzieren – auf maximal 10 Personen, sprich die eigene Familie, einige Freunde und am Arbeitsplatz. Ich hoffe, dass das Gehör findet, haben wir doch das ganze Programm offen. Das Motto muss lauten: Besonnen handeln, damit es besinnlicher wird als im Vorjahr. <BR /><BR /><BR />