Die Avogadrostraße ist nur eine Zone in Bozen-Süd, in der Flächen ungenutzt leer stehen. Zudem wird sie schon bald durch eine Zughaltestelle aufgewertet werden. Der Gemeindeentwicklungsplan, an dem derzeit gearbeitet wird, könnte auch hier neue Bereiche für die dringend benötigten (Arbeiter-)Wohnungen vorsehen. Dagegen laufen nun aber die Bozner Unternehmer Sturm und führen mehrere Argumente an. <h3>Klare Linie der Politik wird vermisst</h3>„In der Industriezone sind 1800 Unternehmen angesiedelt, die 18.000 Menschen beschäftigen. Diese Zone muss Produktivitätszone bleiben. Produktion und Gewerbe sind nicht miteinander vereinbar“, betont Claudio Corrarati, der Präsident des CNA/SHV. Auf einer Pressekonferenz im Betrieb Novalux, einem der wenigen verbliebenen Geschäfte in der Gewerbezone, legten die Unternehmer dar, dass ihre Arbeit nicht gestört werden dürfe und sie auch niemanden stören möchten. „Vielfach wird in mehreren Schichten gearbeitet, das ist mit dem Bedürfnis nach Nachtruhe einfach nicht vereinbar“, ergänzt Heiner Oberrauch, der Präsident des Unternehmerverbands Südtirol. Dass die Politik keine klare Linie verfolge, sei auch daran ersichtlich, dass der Lärmzonenplan bereits seit Jahren überfällig sei. „Eine klare Stellungnahme, wie es in der Industriezone weitergehen soll, ist aber dringend notwendig“, mahnt Oberrauch. Nur so könne es gelingen, Spekulation zu verhindern. Bereits jetzt sei es so, dass Flächen, die dringend von den Gewerbetreibenden benötigt würden, brach liegen, in Erwartung, dass sie doch noch zu Wohnzonen (mit entsprechend höherem Grundstückswert) umgewidmet werden könnten. <h3>Zuerst Umfahrungen, dann Eingriffe in Bozen-Süd</h3>Novalux-Eigentümer Alessandro Ruvidotti spricht zudem das Thema Erreichbarkeit an: „Bevor Maßnahmen in der Industriezone getroffen werden, brauchen wir eine funktionierende Umfahrung und den neuen Virgltunnel. Danach können Anpassungen in der Gewerbezone gemacht werden.“ Anderenfalls werde durch die Bauarbeiten das Verkehrschaos nur vergrößert statt behoben. <BR /><BR />Wo jedoch sollen dann die Wohnungen für all jene Arbeiter und Angestellten gebaut werden, die die Bozner Industrie so dringend braucht? Auch auf diese Frage haben die Unternehmer eine Antwort. <BR /><BR />Bozen soll verstärkt in die Höhe wachsen. <BR /><BR />Bozen soll den Untergrund besser nutzen. Bauhöfe, Obstmagazine usw. sollen unterirdisch gebaut werden. Dazu jedoch brauche es steuerliche Erleichterungen. <BR /><BR />Nutzung brach liegender Flächen in schon bestehenden Wohnzonen.<BR /><BR />Ausweisung neuer Wohnsiedlungen auf der Strecke zwischen Bozen und Leifers. „Dort besteht bereits eine gute Verkehrsanbindung und es könnten durchaus einige landwirtschaftliche Flächen geopfert werden“, sagt <Fett>Heiner Oberrauch</Fett>.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="941335_image" /></div> <h3> Was der Vizebürgermeister sagt...</h3>Dass nicht alle Unternehmer gleich denken, betont Vizebürgermeister und Urbanistikstadtrat Luis Walcher als Reaktion auf die Wohnbaudiskussion (siehe Bericht oben). Zudem sei nicht jeder Teil der Industriezone gleich belastet, erwidert Walcher. <BR /><BR /><b>Herr Vizebürgermeister, die Unternehmerverbände sprechen sich strikt gegen Wohnzonen in Bozen-Süd aus. Ganz spezifisch auch in der Avogadrostraße, wo jüngst auch innerhalb der SVP über mögliche Wohnsiedlungen gesprochen wurde....</b><BR />Walcher: Zunächst muss einmal gesagt werden, dass die Wirtschaft selbst am allermeisten nach Wohnungen für Arbeiter und Angestellte ruft. Es vergeht kaum eine Woche, in der kein Unternehmer an meine Tür klopft und den Wunsch an mich heranträgt, Mitarbeiterwohnungen oder auch Studentenwohnungen bauen zu dürfen. <BR /><BR /><b>Was ja laut neuem Landesgesetz im Gewerbegebiet möglich ist...</b><BR />Walcher: Genau. Und im Prinzip sind das ja auch legitime Wünsche der Wirtschaft. Die neue Raumordnung sieht diese Flexibilität vor und wenn ich mir die Leerstände in der Industriezone anschaue, dann ist klar, dass es offensichtlich nicht so einfach ist, diese zu vermieten oder zu verkaufen, da die Flächen bzw. die Betriebshallen teils schon viele Jahre ungenutzt sind. Was diese Leerstände betrifft, werden wir im Rahmen der Ausarbeitung des Gemeindeentwicklungsplans erstmals konkrete Daten vorlegen können. <BR /><BR /><b>Die Unternehmer führen immer wieder das Argument Nachtruhe ins Feld. Diese könne nicht gewährleistet werden. Ist es immer noch so, dass in Bozen-Süd mehrheitlich lärmintensive Betriebe angesiedelt sind?</b><BR />Walcher: Hier muss man eben differenzieren. Im nördlichen Teil der Industriezone sicher nicht. Dieser Bereich ist generell nicht so stark besiedelt. In den Betrieb Buratti hat sich zum Beispiel jüngst ein Getränkehandel eingemietet. Viele Betriebe haben normale Tätigkeitszeiten. <BR /><BR /><b>Die Unternehmerverbände sehen auf der Achse Bozen-Leifers noch Spielraum für Neuausweisungen. Sehen Sie diesen Spielraum auch?</b><BR />Walcher: Zumindest auf Bozner Gebiet gibt es keine Flächen, die ausgewiesen werden könnten. Und wir können nur über das Bozner Gebiet entscheiden und nicht über jenes unserer Nachbargemeinde Leifers. <BR />