Montag, 28. August 2023

Unwetter: Lage entschärft sich, Starkregen und Murgänge lokal möglich

Die ersten Prognosen nach den Unwettern sind eingetroffen: Nach einem Anstieg der Pegel in verschiedenen Flüssen und Bächen, Murenabgängen und zahlreichen Feuerwehreinsätzen „ist die Situation dabei, sich zu entschärfen“, sagt Klaus Unterweger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz. Starkregen ist weiterhin möglich, aber nicht mehr flächendeckend. Mögliche Murgängen und Massenbewegungen bilden weiterhin Gefahrenpotenzial.

Die Pegel an der Etsch und ihren Seitenbächen sind durch die großen Niederschlagsmengen angestiegen - im Bild die Pegelmessstelle Etsch an der Töll am Montagvormittag. - Foto: © LPA/Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen

Am Montagnachmittag kam es zu einer Bewertung der Lage nach den Unwettern in Südtirol. Inzwischen entschärft sich die Situation nach und nach.

Keine flächendeckenden Niederschläge mehr

Die prognostizierten Niederschlagsmengen sind eingetroffen, fasst Meteorologe Lukas Rastner zusammen: Der Schwerpunkt lag mit 150 Litern pro Quadratmeter innerhalb der vergangenen 48 Stunden im hinteren Passeiertal, von Sulden über Ulten, Passeiertal, Brenner fielen beträchtliche Regenmengen. Im oberen Vinschgau wurden 60 bis knapp 100 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Stärkere Regenschauer noch möglich, aber nur mehr punktuell

Der flächendeckende Regen ist jetzt vorbei, auf dem Satellitenbild ist ersichtlich, dass durch das Italien-Tief noch Potential für Schauer und gewittrige Regenschauer weiter besteht. Die Wettermodelle weisen darauf hin, dass in den nächsten 24 Stunden auch stärkere, gewittrige Regenschauer durchziehen können, aber nur mehr punktuell. Am Montag ist noch mit gewitterbedingten Windböen zur rechnen, am Dienstag wird es föhnig. Das Tief wandert Richtung Osten. Demzufolge treten die Schauer vermehrt im Osten Südtirols auf. Die Schneefallgrenze liegt am Montag noch im Hochgebirge bei über 3000 Metern und sinkt am morgigen Dienstag im Norden bis unter 2500 Meter, was aber insofern von geringer Bedeutung ist, als keine größeren Niederschlagsmengen mehr zu erwarten sind.

Hochwasserzentrale besetzt und Deichwachen unterwegs

An der Etsch wurden die Bezirkseinsatzzentralen in Meran und Vilpian besetzt, berichtet der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Fabio De Polo aus der Hochwasserzentrale, die Deichwachen sind unterwegs. An der Etsch wurden vor allem zwischen Meran und Bozen die Vorwarnstufe und die Warnstufe erreicht. Am Uferschutz sind keine Schäden aufgetreten. Die Bäche führten viel Schwemmholz mit, die Brücken wurden kontrolliert und keine Verklausungen festgestellt. Im Tschengelserbach ist in der Nacht eine Mure abgegangen und hat das Rückhaltebecken aufgefüllt, die Freiwillige Feuerwehr von Tschengls hat die mobilen Hochwassertore noch in der Nacht geschlossen, der im Auslaufbereich des Baches gelegene Radweg wurde gesperrt. In Klausen wurde am Marktplatz der mobile Hochwasserschutz errichtet. Der Eisack droht über die Ufer zu treten. Das Bild ist noch nicht vollständig.

In Sulden versuchten Bagger den Rosimbach auszubaggern:



Pegelstände unter Kontrolle

Die Pegelstände wurden in der Nacht überwacht, heißt es vom Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen: Das Ereignis ist vom Westen her durch Südtirol gezogen, ab 6 Uhr früh wurde an der Etsch bei Marling die Vorwarnstufe überschritten und in Folge in der Etsch zwischen Eyrs und Töll; der Bereitschaftsdienst Wildbachverbauung wurde aktiviert und in der Folge die Hochwasserzentrale eingerichtet. Am Montagvormittag wurden die Schwellenwerte der Pegel im Wipptal überschritten, die Hochwasserwelle ist jetzt im Rückgang begriffen. Im Pustertal hingegen sind die Pegel derzeit im Ansteigen, was bedeutet, dass die Hochwasserwellen des Eisacks im Wipptal und der Rienz zeitlich versetzt auftreten. Aus den Stauseen in Franzensfeste und Mühlbach und aus dem Zufrittstausee wurde kontrolliert Wasser abgelassen, um Platz für neue Wassermengen zu schaffen.

In Algund kontrollierte die Freiwillige Feuerwehr den Pegelstand an der Etsch:


Verkehrsmeldezentrale: Staus zu den Stadtzentren

Die Landesverkehrsmeldezentrale berichtet von hohem Verkehrsaufkommen und Staus zu den Stadtzentren in Bozen, Meran, Brixen, Bruneck.

Auf der Brennerautobahn wird erhöhtes Verkehrsaufkommen gemeldet, da auf Nordtiroler Seite einerseits die Brennerbahnlinie zwischen Brenner und Innsbruck unterbrochen und andererseits die Brennerstraße an 2 Punkten verlegt wurde, und zwar bei Gries am Brenner und an der Kreuzung Mühlbachl/Schönberg.

Gesperrt bleibt die Straße auf das Timmelsjoch.

Straße auf die Seiser Alm gesperrt

Die Zufahrtsstraße zur Seiser Alm bleibt von St. Valentin/Kastelruth für jeglichen Verkehr aus Sicherheitsgründen bis auf Widerruf gesperrt. Die Umleitung für die gesamte Dauer der Sperrung erfolgt für Bewohner der Seiser Alm, für Gäste der Beherbergungsbetriebe der Seiser Alm, für Lieferanten, Handwerker, Personal und andere Ermächtigte über Monte Pana (St. Cristina).

Für Tagesgäste ist die Seiser Alm ausschließlich über die Umlaufbahnen von Seis und St. Ulrich erreichbar.

Landesstraßendienst: Keine nennenswerten Schäden durch Starkregen

Das Landesamt für Geologie und der Landesstraßendienst berichteten von keinen nennenswerten Schäden durch den Starkregen.

Warnlagebericht: Orange für Rutschungen und Muren sowie Hochwasser

Das Gefahrenpotenzial im Hinblick auf Massenbewegungen und Murgänge sowie Hochwasser wird im Warnlagebericht in der westlichen Landeshälfte mit Orange bewertet, was mäßiges Gefahrenpotenzial bedeutet.

Landesweiter Zivilschutzstatus auf Alpha-Aufmerksamkeit

Der landesweite Zivilschutzstatus wurde nach der Bewertungskonferenz am Sonntag von Zero-Normalzustand auf Alpha-Aufmerksamkeit hochgestuft. Das bedeutet: Ein aus Sicht des Zivilschutzes relevantes Ereignis steht bevor und erfordert eine eingehende Beobachtung. Alle Beteiligten werden vorgewarnt und können die notwendigen Vorkehrungen treffen. Auch die Bevölkerung wird auf das bevorstehende Ereignis aufmerksam gemacht, damit es sie nicht unvorbereitet trifft.

Verhaltensempfehlungen des Bevölkerungsschutzes

Zur Frage Was tun? bei Muren und Steinschlag, Überschwemmungen, Sturm, Gewitter, Waldbränden hat der Bevölkerungsschutz Verhaltensempfehlungen zusammengestellt, damit sich alle angemessen vorbereiten und richtig verhalten können und damit zur eigenen und der Sicherheit anderer beitragen.

Der laufend aktualisierte Verkehrslagebericht ist auf dem Onlineportal der Verkehrsmeldezentrale zu finden.

Der Wetterbericht mit den Prognosen für die kommenden Tage finden Sie auf der STOL-Wetterseite.

Auf dem Niederschlagsradar kann die Entwicklung des Wetters verfolgt werden. Die Bilder werden alle 5 Minuten aktualisiert, die Farben beziehen sich auf die Niederschlagsintensität.

lpa/stol

Stellenanzeigen


Teilzeit






Teilzeit





powered by
Kommentare
Kommentar verfassen
Bitte melden Sie sich an um einen Kommentar zu schreiben
senden