Wenn der Motor des Autos bedrohlich rumpelt, bringt es wenig, den Wagen in die Karosseriewerkstätte zu bringen und die Schramme auf der Seitentüre wegzupolieren. Die Karre schaut dann zwar besser aus, aber das Problem ist nicht behoben.<BR /><BR />So ähnlich ist es mit der aktuellen Diskussion um Gäste- und Einheimischen-Karte: Einige Preisnachlässe für Einheimische (wenn sie nach EU-Recht überhaupt zulässig sind!) werden die Talfahrt der Tourismusfreundlichkeit im Land nicht stoppen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-66329149_quote" /><BR /><BR />Damit wird ein wenig an der „Karosserie“ herumgebastelt, aber das Problem mit dem „Motor“ bleibt – und der ist mit gefährlich hoher Drehzahl unterwegs. Weil es in manchen Gegenden unseres Landes nicht nur gefühlt zu viel ist, sondern tatsächlich zu viel ist. Mit den bekannten Nebenwirkungen wie Verkehrsbelastung, überteuerter Wohnraum, verbaute Landschaft. <BR /><BR />An dieser Stelle aber eine Zwischenbemerkung. Unter uns Südtirolern wird oft darüber gestaunt und geschmunzelt, dass wir in wirklich jedem Winkel der Welt noch Landsleute treffen. Will heißen: Sehr viele von uns sind nicht nur die geplagten Einheimischen, sondern auch Touristen! Und das nicht zu wenig, wie etwa die Flugzahlen in Bozen beweisen. Wir sind Teil des Tourismus, mit allem Drum und Dran. Und mit allen Folgen für den Planeten. <BR /><BR />Denn genau in diese falsche Richtung läuft die weltweite Urlaubsfahrt mit ständig zunehmendem Tempo: Der Tourismus ist Bestandteil eines Lebensstils, der unsere Lebensgrundlage schlichtweg auffrisst. Zum Beispiel durch Millionen von Flügen und Fahrten, die uns schon jetzt und vor allem den nächsten Generationen im wahrsten Sinne des Wortes heiße Zeiten bescheren. Oder durch den irrsinnigen Verbrauch von Energie, Wasser und unberührter Natur, mit dem der Tourismusmotor am Laufen gehalten wird. <BR /><BR /><embed id="dtext86-66330111_quote" /><BR /><BR />Diese rasante Urlaubsfahrt wird im Graben oder an einer Mauer enden, wenn es nicht gelingt, in Sachen Reisen, Entdecken und Erholen abzubremsen und eine andere Richtung einzuschlagen. Wie der Eurac-Forscher Harald Pechlaner in den „Dolomiten“ formulierte, werde das Thema Übertourismus nicht von allein verschwinden, „sondern erst dann, wenn die betroffenen Gesellschaften bereit sind, ein höheres Niveau an nachhaltigem Lebensstil zu erreichen“.<BR /><BR />Reisen, andere Menschen und Kulturen kennenlernen, sich in der Natur erholen – all das muss auch in Zukunft möglich sein. Aber es wird nur möglich sein, wenn dies ab heute weniger oft, dafür bewusst und vor allem bescheiden und schonend geschieht. Der 3-Tage-Trip nach Dubai, die 7-Stationen-Tournee durch Europa innerhalb einer Woche oder die 1000-Kilometer-Autofahrt übers verlängerte Wochenende gehören definitiv nicht zum Vergnügen, das wir uns auf Dauer leisten können. Und noch was: In dieser Zukunftsfrage darf auch die Politik nicht länger in der Hängematte bleiben und Urlaub machen!<BR /><BR /> <a href="mailto:martin.lercher@athesia.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">martin.lercher@athesia.it</a>