US-amerikanische Soldaten und Kaugummi, Wehrmachtsangehörige auf dem Weg nach Hause und Uniformen, die aus Sicherheitsgründen verbrannt wurden. Das sind nur einige der Erinnerungen von Vinschgern und Vinschgerinnen an das Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 und die Zeit danach.<BR /><BR />Vor 80 Jahren, Anfang September 1945, hatten mit der Kapitulation Japans die letzten Kämpfe des Zweiten Weltkrieges ein definitives Ende gefunden. In Europa war dies bereits zuvor erfolgt, mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. In einer Serie lassen wir Südtiroler und Südtirolerinnen zu Wort kommen, die sich an diese Zeit bzw. die Jahre nach Ende des Krieges zurückerinnern können.<BR /><BR />Maria Agnes Prieth aus Reschen war zum Zeitpunkt des Kriegsendes zwar erst knapp sechs Jahre alt, aber sie kann sich dennoch an das eine und andere Ereignis erinnern, das sie und ihre Familienangehörigen betroffen hat.<h3> Soldaten in der Nachbarschaft</h3>So habe ihre Familie ursprünglich auf einem Hof bei Piz gewohnt, in dessen Nähe sich die Villen „Anna“ und „Maria“ befunden hätten. Dort seien deutsche Soldaten untergebracht gewesen, die nicht in russische Gefangenschaft gelangen wollten. Noch vor ihrer Gefangennahme durch die US-Amerikaner hätten die Soldaten Lebensmittel aus ihren Beständen an ihre Familie verschenkt wie Zucker und gar einen Herd, erzählt die fast 86-Jährige.<BR /><BR />Die Familie von Maria Agnes Prieth war direkt vom Krieg betroffen, denn ihr ältester Bruder Sebastian war deutscher Soldat. Er sei 19 Jahre alt gewesen und habe zum Glück nicht an die Front gemusst, sagt sie. Ihr Bruder sei mit Kriegsende dann ebenfalls geflüchtet und sei eines Nachts zu Fuß aus Mals kommend in Reschen angekommen. Dort sei dann sofort seine Uniform verbrannt worden, „daran kann ich mich noch gut erinnern“. <h3> Der erste Schwarze</h3>Maria Agnes Prieth kann sich auch noch gut daran erinnern, dass sie mit den US-Amerikanern auch den ersten Schwarzen gesehen habe, außerdem hätten sie Kaugummi und Schokolade von den Soldaten geschenkt bekommen. Einige Kinder hätten auch mit den Militärjeeps mitfahren dürfen. Erinnern könne sie sich auch noch an Juden, die nach dem Krieg durch Reschen in Richtung Genua zum dortigen Hafen zogen. Diese hätten Schiffe in Richtung Israel bestiegen, wie ihr Jahre später erklärt worden sei. <BR /><BR />In ihrer Familie und Verwandtschaft habe es auch Gefallene gegeben, ein Onkel sei schon im Ersten Weltkrieg getötet worden, die aus Nauders stammende Mama habe zwei Brüder im Krieg verloren.<h3> Nach dem Krieg kam die nächste Tragödie</h3>Sie habe als Kind nicht ganz so viel mitgekriegt vom Krieg und der Zeit danach wie ihre Eltern und älteren Geschwister, sagt die Rescherin. Dennoch seien natürlich alle froh gewesen, als der Krieg zu Ende war. Kurz darauf kam dann ein weiterer Einschnitt für die Familie, und zwar mit der Seestauung. Das war vor nunmehr ebenfalls 75 Jahren und die Stauung habe die Kriegserinnerungen dann verdrängt, sagt Prieth.