Die zuständigen Landesräte Arnold Schuler und Giuliano Vettorato sprechen von einer „heiklen Lage“ und erklären, was Südtirol tun wird – und was nicht. <BR /><BR /><BR /><BR />Den Forderungen des Veneto nach größeren Wassermengen in der Etsch kann und wird Südtirol nicht nachkommen können. Sehr wohl werde man der Nachbarregion mit Maß und Ziel entgegenkommen, sagen unisono die Landesräte Giuliano Vettorato und Arnold Schuler. In dieser heiklen Lage gelte es, verschiedene Interessen unter einen Hut zu bekommen.<BR /><BR />In mehreren Gebieten des Veneto herrscht akuter Wassermangel, doch auch Südtirol und das Trentino können und wollen nicht so einfach die geforderten Mengen zusichern. „Schätzungen zufolge würden sie 20 Kubikmeter pro Sekunde benötigen, bei dieser Menge wären unsere Wasservorräte in knapp 20 Tagen erschöpft“, erläutert Umweltlandesrat Giuliano Vettorato die aktuelle Situation. <h3> „Einige Becken öffnen“</h3>Derzeit seien die Speicherbecken bloß mit 20 Prozent gefüllt, was den überdurchschnittlich trockenen Wintermonaten zuzuschreiben ist. Allerdings, so Vettorato weiter, werde man einige Becken öffnen, um dem Veneto zu helfen – jedoch gelte es, eine Vielzahl von Faktoren abzuwägen. <BR /><BR />Diesen Punkt betont auch Landesrat Arnold Schuler: „Man muss diese Problematik auf einer größeren Ebene sehen, denn hier geht es um die Wasserverfügbarkeit über jegliche Landesgrenzen hinaus.“ Oberste Priorität habe die Trinkwasserversorgung, so beziehen rund 200.000 Menschen in der Gegend von Rovigo ihr Trinkwasser aus der Etsch. Dort wird ein Wasserdruck von 80 Kubikmeter pro Sekunde benötigt, damit der Salzkeil der Adria die Versorgung nicht gefährdet. <BR /><BR />Es ist aber vor allem die wasserintensive Landwirtschaft mit ihren großen Anbauflächen, welche mit dem Mangel zurechtkommen muss. So wies gestern der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, die landwirtschaftlichen Konsortien per Beschluss an, den Wasserverbrauch um die Hälfte zu reduzieren. <BR /><BR /><BR /><BR />„Wir haben in dieser Hinsicht auf unsere Nachbarregion Rücksicht zu nehmen, müssen auch einen bestimmten Wasserdurchfluss der Etsch garantieren, ansonsten könnte sogar der Staat mit Maßnahmen intervenieren“, erläutert Schuler. Allerdings werde es dazu nicht kommen, weil man die Lage laufend bewerten und mit den Nachbarn abstimmen werde. Von einem „Wasserkrieg“ zu sprechen, wie in einigen italienischen Zeitungen zu lesen war, entspreche gewiss nicht der Realität. <BR /><BR />Bittere Realität ist allerdings die vorherrschende Wasserknappheit, auch die prognostizierten Niederschläge dürften kaum Erleichterung bringen. Der Wassermangel betrifft mehrere Sektoren, darunter auch die Stromproduktion oder die Landwirtschaft. Erstere müsse etwa marktkonform wirtschaften und sei an Vorgaben des staatlichen Netzbetreibers Terna gebunden, Letztere habe mit „großen Investitionen in die Tropfberegnung“ bereits Maßnahmen in die Wege geleitet.<h3> Appell an die Bevölkerung</h3>„Es handelt sich um eine komplexe Situation, wir haben momentan weniger Ressourcen zur Verfügung, als es entsprechend der Konzessionen entlang der Etsch vom Reschen bis zur Adria brauchen würde“, sagt Roberto Dinale, Amtsdirektor für Hydrologie und Stauanlagen, während er auf die aktuellen Wasserdurchlaufmengen blickt, die derzeit um 40 Prozent unter dem langjährigen Mittel im April liegen. <BR /><BR />Dinale wünscht sich, dass diese wiederkehrende Problematik – ähnliche Kontroversen gab es bereits im Jahr 2017 – zwischen den Provinzen und Regionen gelöst wird, in der Pflicht sieht er vorrangig die Einzugsgebietsbehörde. <BR /><BR />Derweil richten aber alle einen Appell an die Bevölkerung, Wasser möglichst sparsam zu verwenden. Man wird lernen müssen, dass das lebensnotwendige Gut verstärkt auch zum knappen Gut wird.<BR />