Der Ärger über Taschendiebe in Venedig nimmt weiter zu. Die steigende Kriminalität sorgt sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen für große Unzufriedenheit. <BR /><BR />Hinweisschilder mit der Warnung „Achtung Taschendiebe“ sind inzwischen überall in der Stadt zu sehen – vor allem in den Bereichen rund um den Bahnhof, die Rialtobrücke und den Markusplatz. Vor wenigen Tagen brachten Bewohner in der Nähe des Markusplatzes ein Banner mit der Aufschrift „Gasse der Taschendiebe“ an, um ihren Unmut öffentlich zu machen. <h3> Organisierte Banden, teils minderjährige Täter</h3>In einer Mitteilung der Region Venetien wird betont, dass Taschendiebstahl keine Bagatelle sei. Hinter vielen Fällen steckten organisierte Banden, teilweise sogar mit minderjährigen Tätern, die oft straffrei davonkämen.<BR /><BR /> Der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, fordert härtere Maßnahmen: Wiederholungstäter sollen elektronische Fußfesseln tragen, um Polizei und Justiz jederzeit über ihre Aufenthaltsorte informieren zu können. Dadurch soll die Kriminalität wirksam eingedämmt und die historische Stadt besser geschützt werden.<BR /><BR />Die Botschaft ist eindeutig: Venedig soll als Kultur- und Lebensraum bewahrt werden – nicht als Kulisse für rücksichtsloses Verhalten.<h3>Taschendiebe mit Gegenangriff gegen Bürgerwehr</h3> Inzwischen haben sich verschiedene Gruppen gebildet, die Bürgerwehren gegen Taschendiebe organisieren. Dies führt zu Spannungen mit Taschendieben, die gelegentlich bei ihren Taten erwischt und gefilmt werden. <BR /><BR />Wie der „Corriere della Sera“ berichtet, sind die Diebe mittlerweile sogar zum Gegenangriff übergegangen: Sie erstatten Anzeige gegen Mitglieder der venezianischen Bürgerwehr, die Touristen vor Taschendieben warnen – wegen Stalking und wegen Festhaltens ohne rechtliche Grundlage. <BR /><BR />Venedigs Polizeichef Marco Agostini äußerte gegenüber dem „Corriere della Sera“: „Ich habe immer betont, dass die Bürger nicht die Aufgaben der Polizei übernehmen dürfen. Dennoch haben sie es getan – und das ist nun die Folge.“ Er zeigte sich erschüttert über die „große Blase der Straflosigkeit“, in der sich die Taschendiebe in Venedig bewegen.<h3> Polizei ohne Anzeige machtlos</h3> Ein zentraler Knackpunkt sei, dass Taschendiebstahl in Italien nicht automatisch von Amts wegen verfolgt werde. Ohne Anzeige der Opfer seien Polizei und Justiz praktisch machtlos. Die meisten Betroffenen sind ausländische Tagestouristen, die meist kein Interesse daran haben, ihre Zeit mit Behördengängen zu verbringen. Daher kommt es nur selten zu Strafverfahren.<BR /><BR />Die tatsächliche Zahl der Taschendiebstähle in Venedig bleibt unbekannt, da viele Fälle nicht gemeldet werden. Es gibt aber Anhaltspunkte: „Seit Jahresbeginn haben wir 1300 leere Geldbörsen gefunden“, berichtete Polizei Mitte Juli. <BR /><BR />Die Diebe seien meist nur an Bargeld und Bankkarten interessiert, alles andere werde weggeworfen - oft direkt in die Kanäle, wo es für immer verloren sei. Deshalb spiegelt die Zahl der gefundenen Portemonnaies nur einen Bruchteil des tatsächlichen Ausmaßes wider.