Über 170 Schafe sind heuer bereits qualvoll verendet, ebenso 2 Rinder und 2 Alpakas. Dass nun sogar Rinder vor den Wölfen nicht mehr sicher sind , zeigt, „dass das Problem immer größere Ausmaße annimmt“, meint der zuständige Landesrat Arnold Schuler. <BR /><BR />2021 wurden laut Schuler über 280 Schadensfälle durch Wölfe in Südtirol gemeldet. 54.200 Euro an Schadenersatz wurden ausbezahlt. Heuer hat es schon sehr früh Risse gegeben – früher als in anderen Jahren und noch bevor die Almsaison begonnen hat, sagt Schuler. Ein Rekord an Rissen sei heuer auch deshalb absehbar, „weil die Wölfe um Südtirol herum immer mehr werden“. <h3> „Enttäuschung ist groß“</h3> Nun werde Landeshauptmann Arno Kompatscher bei Umweltminister Roberto Cingolani intervenieren. Ob Kompatscher dabei einen Schritt weiter kommen wird, um der Wolfsplage Herr zu werden? Schuler betont: „Der Minister kann auch nicht nur mit dem Finger schnipsen und damit einen Abschuss genehmigen. Die Erwartungshaltung und die Enttäuschung gegenüber der Politik sind groß, aber es ist nicht so einfach. Sonst hätten wir schon längst Maßnahmen gesetzt.“ <BR /><BR />Nicht allzu viel zu erwarten ist laut Schuler auch von der Vergrämung. Nachdem sich bereits Bergbauernsprecher Alberich Hofer und Jagdverbands-Direktor Benedikt Terzer skeptisch gezeigt hatten, meint auch der Landesrat: „Diese Maßnahme ist nur sehr bedingt von Nutzen. Dabei müsste man wissen, wo der Wolf auftaucht. Man kann nicht 100 Leute postieren und dann kommt der Wolf nicht“, sagt der Landerat. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="797141_image" /></div> <BR />Amtsdirektor Luigi Spagnolli weist darauf hin, „dass eine Wolfsvergrämung nur dann möglich ist, wenn zuvor Herdenschutzmaßnahmen getroffen wurden“. Man müsse die Verordnung des Landeshauptmannes zur Vergrämung genau lesen. „Ohne Herdenschutzmaßnahmen kann man nichts machen. Wir warten, bis sich die Bauern dazu entscheiden, die Herdenschutzmaßnahmen durchzuführen. Sie müssen diese Maßnahmen treffen. Wenn die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, das Staatsgesetz und das Landesgesetz vorsehen, dass die Herdenschutzmaßnahmen notwendig sind, dann kann man zwar immer noch sagen: Wir machen das nicht, weil es nichts nützt. Aber dann bekommt man auch nicht die Möglichkeit, andere Aktionen durchzuführen,“ betont Spagnolli. <BR /><BR />Er verstehe, dass Herdenschutzmaßnahmen nicht für alle möglich seien. Aber eine Nachtpferch mit einem fixen Hirten werde wahrscheinlich in Zukunft eine notwendige Voraussetzung sein. Bei einer Pferch stehen alle Tiere zusammen und werden z. B. durch einen Zaun geschützt. So eine Pferch sei auch nötig für die Vergrämung. „Ich kann die Vergrämung nur dort durchführen, wo eine klare Trennung zwischen Wild- und Nutztieren besteht“, sagt Spagnolli. <h3> 35 bis 37 Wölfe in Südtirol, 26 Rudel im Trentino</h3>Landesrat Schuler geht davon aus, dass sich sich 2021 etwa 35 bis 37 Wölfe in Südtirol aufgehalten haben. Im Trentino gebe es hingegen 26 Rudel – 130 bis 150 Wölfe. In Südtirol sei die Konfliktsituation aber viel größer als in anderen Regionen, weil die Almen noch zum Großteil mit Vieh bestoßen werden. <BR /><BR />Beeindruckend ist, wie stark die Zahl der Wolfsrudel in den Alpen seit 1993 zugenommen hat. Seit der ersten Rudelbildung in den französisch-italienischen Südwestalpen im Jahr 1993 ist der Wolfsbestand stetig gestiegen. 2021 gab es in den Alpen bereits 269 Wolfsrudel, schreibt die „Gruppe Wolf Schweiz“ in einer Mitteilung. Heuer sei sogar damit zu rechnen, dass die Zahl der Rudel auf über 300 ansteigen werde. Damit werde bald die Hälfte des Lebensraumes in den Alpen besiedelt sein. Lebensraum sei für etwa 800 Wolfsrudel vorhanden. Der Zuwachs verlaufe exponentiell: 25 bis 30 Prozent jährlich. <BR /><BR /><BR /><BR />