Immer öfter wird auch die Forderung laut, dass die betroffenen Pfarreien bei der Versetzung eines Pfarrers mitreden dürfen. Was hält der Generalvikar davon?<BR /><BR /><b> In einem Leserbrief in den „Dolomiten“ stand kürzlich die Frage: Warum müssen Pfarrer ständig versetzt werden, obwohl sie sich in einer Pfarrei gut eingelebt haben?</b><BR />Generalvikar Eugen Runggaldier: Da möchte ich gleich richtigstellen, dass das nicht ständige Versetzungen sind. Es ist aber in unserer Diözese Usus, dass Priester nach 10 bis 15 Jahren die Pfarrei wechseln. Nicht, weil sie es nicht mehr gut machen oder nicht gut gemacht hätten, sondern weil ein Wechsel dem Priester guttut – und auch der Pfarrei, wenn jemand anderer kommt und vielleicht neue Schwerpunkte setzt.<BR /><BR /><b> Es gibt also keine kirchenrechtliche Vorschrift, dass Priester wechseln sollen.</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Es gibt einen Beschluss der italienischen Bischofskonferenz, dass Pfarrer-Ernennungen für 9 Jahre ausgestellt werden. Wir haben nie solche zeitlich beschränkten Aufträge an Pfarrer ausgestellt. Aber es wird nach 10 Jahren, 15 Jahren gewechselt, wenn es irgendwie möglich ist.<BR /><BR /><b> Ganz offensichtlich tun sich Priester und oft auch Pfarrgemeinden damit schwer. </b><BR />Generalvikar Runggaldier: Grundsätzlich ist zu sagen, dass ein Priester bei der Weihe nicht für eine bestimmte Pfarrei oder Aufgabe ordiniert wurde. Zudem hat der Weihekandidat dem Bischof versprochen, in dieser Diözese zu dienen. Sein Wirkungsfeld wird immer in Südtirol bleiben, und zwar dort, wo ihn der Bischof braucht. <BR /><BR /><embed id="dtext86-70184518_quote" /><BR /><BR /><b>Das heißt, der Wechsel ist eine Frage des Gehorsams.</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Ich würde es vielmehr eine Frage der Verfügbarkeit und der Bereitschaft nennen, dort zu wirken, wo es nötig ist. Wo das im konkreten Fall ist, entscheidet nicht der Bischof allein, sondern wir haben eine Personalkommission, die aus 10 Leuten besteht. Mit der Kommission berät sich der Bischof, wer wo Dienst tun soll. Unsere Aufgabe ist es, das Gesamte der Diözese im Blick zu behalten, und wir müssen schauen, dass wir möglichst alle Pfarreien abdecken.<BR /><BR /><b> Wenn es hart auf hart geht und der Bischof vom Priester den Gehorsam einfordert?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Am Schluss muss immer der Priester entscheiden. Es ist letztendlich eine Entscheidung, die er in seinem Gewissen trifft. Ist dieses Nein mit meiner Lebensentscheidung vereinbar?<BR /><BR /><b> Nun gibt es Pfarrer, die über Jahrzehnte nicht versetzt wurden. Gilt für sie der Gehorsam nicht?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Das hat damit zu tun, dass die Versetzung auch die Zustimmung des Priesters voraussetzt. Ich spreche jetzt von Pfarrern, bei anderen Aufträgen kann der Bischof auch den Auftrag entziehen. Wenn ein Pfarrer versetzt werden soll, dann wird mit ihm gesprochen und heutzutage ist das nicht nur ein Gespräch, sondern sind das mehrere Gespräche und es braucht das Einverständnis des Pfarrers zum Wechsel. Wenn er dieses nicht gibt, dann bleibt er dort.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1176489_image" /></div> <BR /><BR /><b> Das heißt, jeder Priester wird ausdrücklich vorher gefragt, ob er zu einem Wechsel bereit ist.</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Ja, wenn die Personalkommission meint, man solle diesen Priester zu einem Wechsel fragen und der Bischof diesem Vorschlag zustimmt. Dann habe ich den Auftrag, die Gespräche zu führen. Früher haben Generalvikare das nie gemacht, sie haben einfach Briefe geschrieben mit der Mitteilung über die Versetzung. Heutzutage braucht es das Einverständnis des Priesters für den Wechsel. Wenn ein Pfarrer ohne Einverständnis versetzt würde, kann er in Rom Rekurs einlegen und dabei hätte er gute Chancen, dass er Recht bekommt. Außer ein Priester hat sich etwas zuschulden kommen lassen und er wird daher zwangsversetzt. <BR /><BR /><b> Sehr oft ist auch die Forderung zu hören, dass zum Beispiel die Pfarrgemeinderäte bei Versetzungen eingebunden werden. Was sagen Sie dazu?</b><BR />Generalvikar Runggaldier: Meine Gegenfrage lautet: Würden das die Priester selbst wollen? Dann würden sie hin- und hergerissen werden zwischen dem, was sie der Diözese versprochen haben, was sie vielleicht auch leben wollen, und auf der anderen Seite vielleicht ein Gremium, das sagt: Du darfst auf keinen Fall weggehen. Dann ist zu berücksichtigen, dass bei einem Priester heute vielleicht acht oder zehn Pfarreien mitreden. Ich glaube, dass die ganze Geschichte damit noch viel, viel komplizierter werden und auch Priester zerreißen würde.