„Er glaubt, er ist in einem Krieg und in einem Krieg könne man derartige Dinge tun“, so Lippestad. Der 32-Jährige bleibt nach den Worten seines Anwalts bei der Behauptung, es gebe noch zwei Zellen seiner Organisation in Norwegen und weitere im Ausland, was Sicherheitsbehörden allerdings bezweifeln.Die norwegische Regierung nahm die Polizei unterdessen gegen Kritik an ihrem Einsatz nach den verheerenden Anschlägen in Schutz.Breivik könnte wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werdenBreivik könnte möglicherweise auch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden. „Eine Gruppe von Zivilisten systematisch zu töten erfüllt ein Kriterium dafür“, sagte der Jusprofessor Staale Eskeland. Die Höchststrafe dafür sei 30 Jahre Haft. Das wäre mehr als die maximal 21 Jahre Haft, die Breivik auf der Basis des Anti-Terror-Gesetzes drohen. Allerdings kann die Haftdauer in beiden Fällen immer in Fünf-Jahres-Schritten verlängert werden. Chefermittler Christian Hatlo hat bereits erklärt, er schätze, dass Breivik den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen werde.Kritik an Polizei wird immer lauter Vor allem in den Medien wird die Kritik lauter, die Polizei habe zu lange gebraucht, um auf die Insel Utöya zu gelangen, auf der Breivik um sich schoss und 68 Menschen tötete. Zuvor hatte er durch einen Bombenanschlag im Regierungsviertel in Oslo acht Menschen das Leben genommen.„Warum seid ihr nicht früher gekommen?“, schrien Überlebende Polizisten der Spezialeinheit SWAT an, als sie eine Stunde nach dem Hilferuf auf Utöya eintrafen. Eine Stunde, in der Breivik über die Insel lief und auf Jugendliche feuerte, die dort im Ferienlager waren. Das SWAT-Team landete per Boot auf Utöya um 18.25 Uhr. Zwei Minuten später ergab sich Breivik ohne Gegenwehr.Die Polizei habe „eine fantastische Arbeit“ geleistet, meinte dagegen Justizminister Knut Storberget am Dienstag nach einem Gespräch mit dem Osloer Polizeichef. Er wehrte auch Kritik ab, die Polizei habe Drohungen rechtsextremer Fanatiker in Norwegen ignoriert. „Ich weise Behauptungen zurück, dass wir die Rechtsextremen nicht unter der Lupe gehabt hätten.“Außerdem musste die Polizei einräumen, bereits im März auf den 32-Jährigen aufmerksam gemacht worden zu sein. Er tauchte nach Angaben des Polizeisicherheitsdiensts PST auf einer Liste von 50 bis 60 Namen auf, nachdem er Chemikalien bei einer polnischen Firma gekauft hatte. Der Einkauf sei aber zu unbedeutend gewesen, um weiter verfolgt zu werden. Der Chef der Sicherheitspolizei PST, Janne Kristiansen, sagte der Zeitung „VG“: „Nicht einmal die Stasi hätte diese Person entdeckt.“Vater von Breivik „entsetzt“ Breiviks in Frankreich lebender Vater zeigte sich unterdessen entsetzt über die Tat seines Sohnes. „In meinen dunkelsten Momenten denke ich, er hätte sich besser selbst das Leben nehmen sollen, anstatt all diese Menschen umzubringen.“ Sein Sohn müsse geisteskrank sein, sagte er dem norwegischen Fernsehsender TV2.Die Polizei wollte am Dienstag die ersten Namen der Anschlagsopfer veröffentlichen. Die Veröffentlichung solle wahrscheinlich am Nachmittag oder Abend beginnen, sagte Polizeisprecher Sturla Heinriksbö. Vorher müssten noch Autopsien abgeschlossen und Angehörige informiert werden.Breivik spricht von „zwei weiteren Zellen“ Breivik behauptete bei seinem Haftprüfungstermin am Montag, es gebe noch zwei weitere Zellen innerhalb „seiner Organisation“. Ermittler haben da Zweifel. „Wir halten den Beschuldigten bei dieser Behauptung für nicht sehr glaubwürdig“, verlautete aus Ermittlerkreisen. Ein Beleg dafür ist, dass die am Freitag verhängten Grenzkontrollen am späten Montagabend wieder aufgehoben wurden. Norwegen hat auch nicht andere Länder um Ermittlungen ersucht oder eine Terrorwarnung ausgeben.apa/dpa/afp/reuters