<b>von Karl Tschurtschenthaler</b><BR /><BR />„Kann man nicht einmal den Toten ihre Ruhe lassen“, sagt eine Friedhofsbesucherin und schüttelt betroffen den Kopf. Ihren Namen will sie nicht nennen – vielleicht aus Angst, dass der oder die Täter das nächste Mal ihr Familiengrab heimsuchen. Dieses befindet sich im nördlichen Teil des Friedhofs, am sogenannten Nordfriedhof, und ist diesmal ziemlich glimpflich davongekommen. „Gott sei dank“, sagt sie. „Auf unserem Grab und den Nachbargräbern wurden alle Kerzen umgestoßen und überall sind Wachsspritzer“, erzählt sie und zeigt auf die weißen Flecken am Grabstein. Ihr Mann werde das hoffentlich wieder sauber bekommen. Denn wenn sie den Steinmetz rufen müsse, werde es wieder teuer. Und sie weiß, wovon sie spricht, denn sie habe erst vor Kurzem das Grab herrichten lassen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001086_image" /></div> <BR /><BR />Während die Frau erzählt, streifen 2 Carabinieribeamte auf der Suche nach Schäden durch die Grabreihen. Sie hat der Friedhofswärter über den Vorfall informiert, als er morgens von Friedhofsbesuchern auf den Vandalenakt aufmerksam gemacht wurde. Da und dort legen sie Nummern aus, einer von ihnen fotografiert die Schäden: zerfetzte Grabkerzen, umgetretene und aus der Verankerung gerissene Laternen, Scherben von Vasen und Laternenscheiben. Ein Bild der Verwüstung.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001089_image" /></div> <BR /><BR />An den Steintafeln mehrerer Arkadengräber halten sie Wachs- und Blutspuren fest. Das Blut könnte vom Täter stammen, meinen die Beamten. Möglicherweise hat er sich bei seinem Streifzug verletzt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001092_image" /></div> <BR />Zudem machten sie am Seitentür der Pfarrkirche nahe des Eingangs zum Friedhof eine weitere unappetliche Entdeckung: Menschlicher Kot. Möglicherweise stammt dieser ebenfalls vom Täter.<BR /><BR />Später wurden auch Schäden an der neuen WC-Anlage im Friedhof festgestellt. An den Toilettenschüsseln wurden die Abdeckungen eingetreten.<BR /><BR />Wann sich der Vandalenakt ereignet hat, ist noch unbekannt. Wahrscheinlich dürfte es am Mittwochabend geschehen sein, mutmaßen die Beamten. Gewissheit erhoffen sie sich durch die Auswertung der Videoüberwachung. Am Eingang des Friedhofs sind nämlich Überwachungskameras angebracht. Sämtliche Daten wurden den Carabinieri inzwischen für ihre Ermittlungen zur Verfügung gestellt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001095_image" /></div> <BR /><BR />Dann werde man auch sehen, ob man den oder die unbekannten Täter in der Dunkelheit erkennen und ihn oder sie zur Rechenschaft ziehen könne. Denn die Schäden sind beträchtlich. „Da sind gleich mehrere 1000 Euro fällig“, meint der Friedhofswärter. Vor allem die Reinigung der Grabplatten, zumeist weißer Marmor, von Wachs und Blut dürfte kostspielig sein.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001098_image" /></div> <BR /><BR />Dekan Josef Knapp ist tief betroffen von dem Vorfall. „Ich bin einfach nur entsetzt“, sagt er. „Es tut mir sehr weh, sehen zu müssen, dass es nicht einmal mehr am Friedhof einen Respekt vor den Toten und auch vor den Lebenden gibt, welche hier um ihre Verstorbenen trauern.“<BR /><BR />Auch Bürgermeister Roland Griessmair ist schockiert. „Mir ist es ungreiflich, wie jemand so etwas tun kann. Es geht hier wirklich nur mehr um die mutwillige Zerstörung an einem besonderen Ort der Stadt.“ Der Vorfall zeuge von einer groben Pietätlosigkeit gegenüber den Verstorbenen und allen Menschen, die hier um ihre Angehörigen trauern. „Das ist einfach nur verwerflich.“ Deshalb hoffe er, dass der Unbekannte oder die Unbekannten von den Behörden ermittelt werden können. Sie seien mit der Auswertung der Videoüberwachung beschäftigt und auch vom Blut auf den Grabtafeln werde eine DNA-Analyse gemacht.<BR /><BR />Bis die Ermittlungsergebnisse vorliegen, bleibt nur das blanke Entsetzen über das Vorgefallene. Und der fragende und auch anklagende Satz der Friedhofsbesucherin: „Kann man nicht einmal den Toten ihre Ruhe lassen.“