Die zweite Amtszeit des Partschinser Bürgermeisters Albert Gögele war auch von hart geführten Auseinandersetzungen um die Trassierung der geplanten Umfahrung von Rabland geprägt. „Vielleicht wäre es politisch besser gewesen, nichts zu tun“, resümiert Albert Gögele, der sich nach 2 Amtsperioden aus der Politik zurückgezogen hat. <BR /><BR /><i>von Lisa Ehrenstrasser</i><BR /><BR /><b>Herr Gögele, was hat Sie in die Politik gebracht?</b><BR />Albert Gögele: Ich wurde von SVP-Wirtschaftskollegen gefragt, ob mich das Bürgermeisteramt interessieren würde. Mich hat die Möglichkeit gereizt, mich einzubringen, etwas für die Bürger zu leisten und für das Dorf zu bewegen. Ich war ein politischer Newcomer und wurde ins kalte Wasser geworfen. Dass ich Geometer bin und eine Baufirma habe, hat mir bei den öffentlichen Arbeiten geholfen.<BR /><BR /><b>Wie fühlt sich der Abschied an?</b><BR />Gögele: Am Anfang hat mir das Alltagsgeschäft gefehlt. Da ich einen Betrieb mit weit über 20 Mitarbeitern habe, habe ich aber genügend Arbeit. Ich kann nun meinen Vater im Betrieb entlasten, der es mir 10 Jahre lang ermöglicht hat, Bürgermeister zu sein. Denn in einer Gemeinde mit 3800 Einwohnern braucht es sehr viel Anwesenheit des Bürgermeisters.<BR /><BR /><b>Was waren wichtige Projekte in Ihrer Amtszeit?</b><BR />Gögele: Der Bau von 2 Wasserkraftwerken und 2 zusätzliche Wasserkonzessionen. Die E-Werke Birkenwald und Salten haben Partschins einen großen Aufschwung gebracht, die Einnahmen schufen Spielraum für viele neue Projekte. Wir haben auch Fotovoltaikanlagen für die Stromproduktion errichtet. Wir haben die Feuerwehrhalle und den Jugendtreff in Partschins und das 13 Millionen Euro teure Seniorenheim gebaut und verschiedene Wohnbauzonen ausgewiesen. Außerdem haben wir die Gewerbezone erweitert, viele Infrastrukturarbeiten durchgeführt, geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen auf der SS 38 in Rabland gesetzt, auf 95 Prozent des Ortsgebietes das Glasfasernetz verlegt und einen neuen Waldbewirtschaftungsplan für unseren großen Gemeindewald erarbeitet. Ich bin sehr stolz, dass wir es geschafft haben, einen Campingplatz auszuweisen. Wichtig sind auch das Tourismusentwicklungskonzept und der Gefahrenzonenplan. <BR /><BR /><embed id="dtext86-47195459_quote" /><BR /><BR /><b>Partschins wurde immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht: Schwere Unwettern 2008 und ein Felssturz 2011.</b><BR />Gögele: Ja. Die Zielbachbrücke wurde bei einem Unwetter 2008 weggerissen. Ab 2010 wurden Lösungen mit den Grundeigentümern gefunden. Wir haben die Brücke neue gebaut und die Straße verlegt. Die Longar musste nach dem Felssturz verbaut werden. <BR /><BR /><b>Wie sehen Sie die neue Gemeindenfinanzierung?</b><BR />Gögele: Zwiespältig. Es ist gut zu wissen, dass Partschins jährlich eine Million Euro für Investitionen zur Verfügung hat. Als sogenannte Stromgemeinde erhalten wir aber weniger Geld als andere Gemeinden, obwohl wir die Darlehen für die Kraftwerksbauten zurückzahlen müssen und ein gewisses Risiko haben. Große Projekte kann die Gemeinde Partschins nicht allein aus eigener Kraft finanzieren.<BR /><BR /><b>Was hat sich in den vergangenen 10 Jahren besonders gut entwickelt?</b><BR />Gögele: Der Tourismus. Bestehende Betriebe habe sich qualitativ verbessert. Es ist wichtig, dass sie nicht auf Quantität gesetzt haben. Aufgrund der Gelder aus dem Stromverkauf können wir das Ortsbild schöner gestalten. Das ist wichtig für eine Tourismusgemeinde.<BR /><BR /><b>Wo besteht noch Verbesserungspotenzial?</b><BR />Gögele: Verkehrstechnisch ist noch einiges zu tun. Der Verkehr wird mehr. Man kann das nicht zurückdrehen. Die Wirtschaft funktioniert nur mit Verkehr. Es braucht Zukunftsmodelle, die von allen mitgetragen werden müssen. Man kann nicht den Partschinser Wasserfall vermarkten und täglich 300 bis 400 Autos durch Salten lotsen. Da braucht es neue Lösungen. Bei der SS 38 muss die neue Gemeindeverwaltung am Ball bleiben. Wir als Dorf müssen wissen, was wir wollen. Und es braucht finanzierbare Lösungen, sonst wird es auch in den nächsten 20 Jahren nichts.<BR /><BR /><embed id="dtext86-47195740_quote" /><BR /><BR /><b>Was war eine harte Zeit?</b><BR />Gögele: Die Diskussionen um die Trasse für die Umfahrung Rabland: Wir als Gemeinde sagten: „Das ist unsere Trasse.“ In der Bevölkerung hat sich dann eine Gruppe gebildet, die vehement dagegen war. Aber es trifft immer jemanden, dessen Grund es braucht. Es kann nicht sein, dass der, der mehr Zeit und Geld hat, die Umfahrung verhindern kann. Ich wollte die Entscheidung treffen und mir nicht nachsagen lassen, ich hätte nichts getan. Aber vielleicht wäre es politisch besser gewesen, nichts zu tun.<BR /><BR /><b>Was hat Sie mit Genugtuung erfüllt?</b><BR />Gögele: Das schönste ist, wenn man Bürgern Probleme lösen kann. Als Bürgermeister ist man oft auch Seelenklempner. Es ist schön, wenn man ein gutes Wort finden oder weiterhelfen konnte. Die meisten Bürgerinnen und Bürger sind dankbar. Ich hatte ein freundschaftliches Verhältnis mit dem Ausschuss. Das habe ich mir nicht erwartet, weil ich vorher niemanden kannte. Auch mit den Mitarbeitern im Rathaus war es ein angenehmes Klima. Das hat mir Halt gegeben. Ich war 2013 beim Wettbewerb für die Stelle des Gemeindesekretärs in der Kommission. Mit Hubert Auer haben wir den Richtigen ausgesucht. Er ist menschlich, kompetent und ein großer Arbeiter. Auch meine Sekretärin Christine Schönweger hat mich sehr entlastet.<BR /><BR /><b>Was hat Sie sehr gefreut?</b><BR />Gögele: Dass mich die Bürger bei den Wahlen unterstützt haben. Das war vor allem 2010 nicht selbstverständlich. Da bin ich gegen Gemeindereferent Stefan Ganterer angetreten und habe mit einem relativ großen Vorsprung gewonnen. <BR /><BR /><b>Gemeinde verliert 2 Ehrenbürger</b><BR /><BR /><b>Was waren traurige Momente?</b><BR />Gögele: Wir haben in kurzer Zeit 2 Ehrenbürger verloren: Ewald Lassnig und den Künstler Friedrich Gurschler. Ewald Lassnig saß von 2010–2015 im Gemeinderat, wir haben zusammengearbeitet. Er war das Herz des Schreibmaschinenmuseums und hat generell sehr viel für die Gemeinde getan. Sein Tod ist ein großer Verlust für Partschins.<BR /><BR /><b>Was waren große Herausforderungen in Ihrer Amtszeit?</b><BR />Gögele: Die Ausweisung des Campingplatzes. Ich musste gegen die Entscheidung der Landesraumordnungskommission ankämpfen. Das brauchte sehr viel Einsatz. Auch die Voraussetzungen für den Kreisverkehr auf der Töll mit Verlegung des früheren Felberwirts zu schaffen, war ein hartes Stück Arbeit. Die Ausweisung der neuen Wohnbauzone nach Artikel 36bis (die Gemeinde erhält 30 Prozent vom Mehrwert des Grundstücks Anm. der Redaktion) war ebenfalls ein ziemlicher Kampf mit der Landesraumordnungskommission. Ich hatte oft Schwierigkeiten mit den Landesämtern. Sie sehen nur das Gesetz und nicht die Bedürfnisse der Bürger. Man kann aber nicht alles über einen Kamm scheren.<BR /><BR /><b>Und was tun sie jetzt?</b><BR />Gögele: Ich leite meine Baufirma. Unser Tätigkeitsbereich erstreckt sich auf den Vinschgau, das Burggrafenamt, das Unterland und das untere Eisacktal. Die Aufgaben sind sehr vielseitig und meine Tage sind ausgefüllt. Meine Frau hat ein Residence. Sie braucht mich manchmal für Hausmeisterarbeiten. Außerdem freue ich mich, dass ich jetzt mehr Zeit für meine Familie, meine Frau und meine 3 Kinder, habe. Außerdem kann ich mich wieder mehr meinen Hobbys widmen: Ich bin Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Rabland, spiele gerne Tennis, gehe Skifahren und Wandern.<BR />