Wenn es jemand schafft, regionale Kreisläufe, Brot und Philosophie unter einen Hut zu bringen, dann ist das Karl Perfler aus Tschengls. Für ihn ist Brot mehr als nur ein Nahrungsmittel, weit mehr sogar. <i><BR /><BR />Von Helmut Weirather</i><BR /><BR /><BR />Seit Mitte Juli verteilen Karl Perfler und sein Team Brote im Vinschgau. Nicht nur Brot, um genau zu sein, denn es werden auch Nudel verteilt. „Inser Brot“ und „insere Nudel“, sagt Perfler dazu und meint das durchaus ehrlich. Er identifiziert sich nämlich mit den Produkten mit Vinschger Bezug und möchte „sein“ Projekt ausbauen. Getreide von Vinschger Äckern wird von Bäckershand geformt und in Geschäften im Tal verkauft.<BR /><BR /> Er nennt es sein Netz, das er geknüpft habe. Dabei war Karl Perfler eines von Beginn an wichtig: Der Bauer soll einen „würdigen Preis“ erhalten. Mit derzeit 2 Euro pro Kilogramm beim Roggen und 3 Euro beim Dinkel glaubt er, einen würdigen Preis bieten zu können. Die Bauern jedenfalls seien erstaunt und erfreut gewesen, als sie davon gehört haben, sagt Perfler.<BR /><BR /><b>Würdige Preise und die gute, alte Handschlagqualität</b><BR /><BR />Das Getreideprojekt hat seinen Ursprung in der Tschenglsburg, deren Pächter und Gastwirt Perfler ist. Er kann aber auf viel Unterstützung zählen, denn derartige Projekte liegen im Trend. Regionalbezug ist zunehmend von Bedeutung, das weiß auch Karl Perfler. Begriffe wie „Wahrheit“ und „Vertrauen“, aber auch „Transparenz“ bei Herstellung und Verkauf sind ihm wichtig. Und auch die gute, alte Handschlagqualität müsse wieder in den Vordergrund treten, ist er überzeugt. Dass er mit seinem Projekt bislang darüber hinaus auch noch erfolgreich unterwegs ist, zeigt, dass er mit diesem Wunsch nicht allein dasteht.<BR /><BR />Perfler glaubt, dass gerade die Coronazeit gezeigt habe, wie wichtig Erdverbundenheit und Ehrlichkeit sind. Die Menschen sehnten sich nach solchen Werten und das Vinschger Paarl komme diesem Wunsch entgegen. Das Interesse ist nicht nur im Vinschgau gegeben, Perfler streckt seine Fühler auch in Richtung Norditalien und Liechtenstein aus. <BR /><BR /><b>Das Interesse ist da, auch außerhalb des Vinschgau</b><BR /><BR />Außerdem möchte er seine Projektidee auf ganz Südtirol ausweiten und glaubt, dass auch Fleischprodukte auf diese Weise vertrieben werden könnten. Auch hier stellt er sich das so vor: ehrlich, lokal, mit würdigem Preis und – nicht nur nebenbei – einem weitaus besseren Leben für die Tiere. Aber das ist derzeit noch Zukunftsmusik, ergänzt der Gastwirt, der auch immer wieder Kulturangebote organisiert.<BR /><BR />Mit seinem Ansatz verfolgt der Tausendsassa von der Tschenglsburg nicht nur das Ziel, regionale Kreisläufe zu stärken. Er will den Bauern Alternativen zur intensiven Massenproduktion aufzeigen und den Vinschgerinnen und Vinschgern dabei helfen, sich auf eine alte Tradition zu besinnen. Nicht umsonst sei das Tal entlang „der jungen Etsch“ einst eine Kornkammer gewesen, wie Perfler in Erinnerung ruft. Und nicht umsonst seien Brot und Getreide immer schon weit mehr gewesen als nur etwas zum essen. „Brot ist etwas Heiliges“, lautet die Meinung von Karl Perfler.