Auch in Südtirol gibt es Betroffene einer fiesen Masche, die sich „Callcenter-Betrug“ nennt.<BR /><BR />Ungläubiges Kopfschütteln einerseits bis entsetztes Staunen andererseits: Wer letzthin die August-Ausgabe von „Aktenzeichen XY“ gesehen hat, der konnte vor dem Bildschirm emotional regelrecht mitleiden. Nämlich als es in der „ZDF“-Fahndungssendung um einen Online-Betrug ging, der ähnlich wie der famose „Enkeltrick“ oder der „falsche Polizist“ funktioniert. <BR /><BR /><b>Es beginnt bedrohlich mit einer System-Warnmeldung</b><BR /><BR />Bei dieser neuen Spielart – dem „Callcenter-Betrug“ – werden die Opfer unter freundlicher Anleitung eines Fake-Kundendienstes und unter eigener Mithilfe digital „ausgeraubt“. Konkret ging es im vorliegenden Fall um den Software-Giganten „Microsoft“. Prinzipiell aber funktioniert der Trick mit jedweden App-Entwicklern, Internet-Diensten oder sogar lokalen Providern. Denn die global agierenden Täter(gruppen) fallen mit einer Botschaft ins Haus, die seit Corona in jedem digitalen Haushalt zumindest im ersten Moment für panische Schnappatmung sorgt. Mehr brauchen gewiefte Betrüger auch gar nicht, um vorerst einen Fuß in der digitalen Tür zu haben: „Ihr PC/Laptop/Handy hat ein Problem, es droht eine Systemsperre!“<BR /><BR /><b>Wenn man sich unter freundlicher Mithilfe selbst abzockt</b><BR /><BR />Wer die Sendung gesehen hat, kennt den Rest der Geschichte: Im geschilderten Fall überwiesen die Opfer – ein Jungunternehmer-Paar – u.a. 10.000 Euro ins Nirgendwo. Geld, das für immer verloren ist. Und: Im Hintergrund dazu hatten der/die Täter weitere Rücklagen, Wertpapiere sowie auch private Daten geplündert. Immer in Kontakt mit dem ach so netten „Callcenter-Mitarbeiter“, der seine Opfer – unter stetem Druckaufbau – zu den Transaktionen verleitete. <BR />Angefangen hatte das Übel mit einem Anruf aus der „Microsoft-Zentrale“. Man habe System-Probleme registriert, hieß es. Daher sei es notwendig nun über einen entsprechenden Link ein Wartungsprogramm zu installieren. Dieses handelsübliche Remoteprogramm, wie es auch für private Wartungszwecke verwendet werden kann, gewährte dem „Kundendienst“ Zugriff auf den Laptop. Und weil angeblich das Online-Banking die Ursache der System-Anomalie sei, wurde auch gleich mal eine Überweisung von 10.000 Euro getätigt. Nur als „Testlauf“ ...<BR /><BR /><b>Hierzulande nicht ganz neu, aber durchaus erfolgreich</b><BR /><BR />In Deutschland haben Ermittler und Verbraucherschützer diese Masche seit Jahresanfang im Visier <I>(siehe Infobox)</I>. Doch in Italien – und Südtirol – ist der „Callcenter-Betrug“ schon länger ein Thema. Nicht zuletzt, weil ähnliche Fälle publik wurden, bei denen Kunden von Telefon- und Stromanbietern oder öffentlichen Einrichtungen übers Leder gezogen worden waren. Jedoch mit einem Unterschied beim „Erst-Kontakt“ zum Fake-Callcenter: Tendenziell geschieht dies eher per E-Mail, SMS oder WhatsApp. Darin wird um dringenden Rückruf unter einer italienischen Rufnummer gebeten. Wobei die „01“ (Turin) oder „02“ (Mailand) am Anfang gefälscht sein kann und die – ein gepflegtes Italienisch oder Englisch sprechenden – Täter sonst irgendwo auf diesem Planeten sitzen. <BR /><BR />Passiert dieser Rückruf dann tatsächlich, gibt es für die Opfer oft nur schwer ein Entkommen, wie Ivo Plotegher, Leiter der Bozner Dienststelle der Post- und Kommunikationspolizei auf Anfrage der „Zett“ bestätigt: „Ja, das passiert immer wieder, auch in Südtirol. Erst letzthin hatten wir einen entsprechenden Fall. Aber die Lage ist nicht alarmierend.“ <BR />Mehr kann er sowohl aus ermittlungstechnischen Gründen, wie auch zum Opferschutz nicht sagen. Aber das Tatmuster sei immer ähnlich: „Die Kriminellen melden eine Anomalie in der Software. Kommt es dann zum Kontakt, ist allein dieser gefährlich!“ Von sanftem Druckaufbau bis hin zu eiskalter Erpressung reicht die perfide Methodik, wie Plotegher warnt: „Es wird einerseits aufgefordert, einen Geldbetrag zu zahlen, um ein Problem zu lösen, das tatsächlich nicht existiert. Andererseits kann man Phishing-Opfer werden, weil über ein Schadprogramm <I>(sog. „Malware“)</I> im Hintergrund private Daten und Passwörter abgegriffen werden können.“ <BR /><BR />Insofern – und das war auch der Tenor bei „Aktenzeichen XY“ – gibt es hier nur einen einzigen, optimalen Schutz: Anruf nicht annehmen oder sofort auflegen, unbekannte Nummern niemals zurückrufen!