Die Wirksamkeit der Impfung am Beispiel Österreich: Eine Infektion ist tatsächlich möglich, aber extrem selten. <BR /><BR />In Österreich hat die Covid-19-Impfkampagne zuletzt Fahrt aufgenommen. Über vier Millionen Dosen wurden bereits verabreicht. Einige Menschen sehen das kritisch und weisen immer wieder auf vermeintliche Gefahren in Zusammenhang mit der Impfung hin. Derzeit heißt es etwa in einem Artikel der Webplattform „unzensuriert“, dass laut einer „erschreckenden Studie“ 80 Geimpfte an Corona erkrankt seien, 20 davon schwer. Als Quelle wird das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen genannt.<BR /><BR />Wie der Faktencheck der Nachrichtenagentur APA ergibt, nennt das Internetportal tatsächlich eine seriöse Quelle und exakte Zahlen. Laut einer Information des Bundesamt es ist bis 14. Mai bei 80 vollimmunisierten Menschen in Österreich die Schutzwirkung ausgeblieben. Es handelt sich hier aber m einen Bericht, aber nicht um eine Studie. Das Ausbleiben der Schutzwirkung des Impfstoffs wird als Impfdurchbruch bezeichnet. Er tritt ein, wenn nach der 2. Dosis ein Zeitraum von 7 Tagen bzw. der einzigen Dosis ein Zeitraum von 28 Tagen oder mehr verstrichen ist und die betroffene Person SARS-CoV 2 positiv ist sowie Symptome aufweist.<BR /><BR /><b>Was die Zahlen sagen</b><BR /><BR />Bis 14. Mai 2021 seien also 80 solcher Fälle gemeldet worden. 8 Personen seien verstorben und ein Fall wurde demnach als lebensbedrohlich eingestuft. 959.176 Menschen in Österreich hatten laut dem Gesundheitsministerium bis 14. Mai einen vollständigen Impfschutz. Gemessen daran erkrankten also nur 0,008 Prozent der vollständig Geimpften an Covid-19, also etwa einer von 10.000.<BR /><BR />Das liegt völlig im Rahmen der von Zulassungsstudien angegebenen Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe. Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer hat den Studien zufolge eine Wirksamkeit von 95.0 Prozent, jener von Moderna eine von 94.1 Prozent, der von AstraZeneca eine von 59.5 Prozent und der von Johnson & Johnson eine von 66,9 Prozent. <BR /><BR />Die Wirksamkeit zeigt die Wahrscheinlichkeit an, im Vergleich zu Placebo-geimpften Studienteilnehmern an dem Virus zu erkranken. In Bezug auf den Schutz vor schweren oder tödlichen Krankheitsverläufen kann die Wirksamkeit sogar höher liegen.<BR /><BR />Das zeigt, dass offenbar weniger Menschen in Österreich nach einem vollständigen Impfschutz an Covid-19 erkrankten, als es auf Basis der Zulassungsstudien eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Bei allen in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffen gilt die Wirksamkeit als hoch. <BR /><BR /><b>Der Kommentar der Experten</b><BR /><BR />Markus Zeitlinger, Leiter der Abteilung für klinische Pharmakologie an der Medizinischen Universität Wien, sagte der APA, dass 80 Impfdurchbrüche überhaupt keine hohe Zahl seien. Er identifiziert in dem Zusammenhang mehrere Faktoren. Einerseits müsse man diese Zahl in Relation zu den verabreichten Impfungen sehen. Andererseits in Hinblick darauf, wie stark die Pandemie grassiert: „Wenn sich insgesamt nur 100 Leute in Österreich infiziert hätten und 80 davon sind Geimpfte, dann würde es nicht gut ausschauen. Aber (…) es haben sich viel mehr jeden Tag infiziert und selbst jetzt infizieren sich ja noch jeden Tag mehr Leute und damit ist 80 keine hohe Zahl.“<BR /><BR />Prinzipiell gilt, dass Menschen, die trotz vollständiger Covid-19-Impfung erkranken, nicht genügend Antikörper bzw. keine effizienten Antikörper gebildet hätten, so Zeitlinger. Hier spielt das Immunsystem eine Rolle. Bei älteren Menschen etwa spricht es weniger auf die Impfung an, sie haben ein schwächeres Immunsystem. Auch bestimmte Menschen, die Medikamente nehmen, beispielsweise Organ-Transplantierte, hätten ein schlechteres Immunsystem, weil die Medikamente ihr Immunsystem unterdrücken würden, erläutert Zeitlinger: „Das sind Personen, die hier besonders gefährdet sind“.<BR /><BR />Bei den 8 Menschen, die nach Erlangen des vollständigen Impfschutzes verstorben sind, hat es sich laut Zeitlinger vor allem um alte und sehr alte Menschen gehandelt. Diese sind ohnehin gefährdeter, an Covid-19 zu sterben oder einen schweren Verlauf zu haben – das spielt auch nach einem versagten Covid-19-Impfschutz eine Rolle.<BR /><BR /><b>Der Faktor Zeit</b><BR /><BR />Auch die Zeit ist ein wichtiger Faktor. Vor allem am Anfang seien die ältesten Menschen geimpft worden. Diese hätten daher auch mehr Zeit gehabt, zum sogenannten „Impfversager“ zu werden. „Wenn man jetzt vor einer Woche die zweite Impfung bekommen hat, dann hat man noch gar keine Zeit gehabt, sich zu infizieren, weil erst nach der zweiten Teilimpfung begonnen wird, zu zählen. (…) Und die anderen haben jetzt doch schon vier, fünf Monate Zeit gehabt sozusagen, sich zu infizieren.“ Die Gründe dafür, trotz vollständigem Impfschutz zu erkranken, akkumulieren sich also bei der älteren Generation.<BR /><BR />Dass diese Daten in den Medien „komplett“ untergehen würden, wie im „unzensuriert“-Artikel behauptet, ist falsch. Der ORF, aber auch mehrere Zeitungen informierten nach einer entsprechenden APA-Meldung ausführlich über den Bericht des Bundesamtes. <BR />