Im Interview erörtert die 30-jährige Eisacktalerin die spezifische Ausbildung, die Einsatzmöglichkeiten von Therapiebegleithunden und erste Erfahrungen bei Einsätzen in Südtirol. <BR /><BR /><BR /><b><BR />Frau Meraner, Ihr Hund Abby wurde zum Therapiebegleithund ausgebildet. Was hat es damit auf sich?</b><BR />Kathrin Meraner: Ja, Abby ist ein Bernersennen-Mischling und wird im April 3 Jahre alt. Als zertifizierte Therapiebegleithündin ist sie essenzieller Bestandteil von meinen Projekten, in denen es um den richtigen und vor allem sicheren Umgang zwischen Hunden und Kindern bzw. Jugendlichen geht. So ein Projekt haben wir gerade im Jukas von Brixen mit 10- bis 13-jährigen Kindern abgeschlossen. Wir haben verschiedene Interaktionen und Spiele mit Abby gemacht, viel über die Körpersprache und die damit verbundenen Emotionen des Hundes gelernt. Derzeit behandeln wir ähnliche Themen im Zuge des Schulprojektes „Hundechecker“ in der Grundschule Neustift. <BR /><BR /><b>Was können Therapiebegleithunde sonst noch?</b><BR />Meraner: Sie können vielseitig eingesetzt werden, auf körperlicher wie auf psychologischer Ebene. Manche Teams, also Hund und Halter, welche die Ausbildung abgeschlossen haben, gehen in Altersheime oder zu Behindertenwerkstätten. Es wird ein therapeutisches Ziel festgelegt und dann individuell daran gearbeitet. Meistens sind es Interaktionen, bei denen der zu Betreuende eine Aufgabe löst und der Hund am Ende etwas suchen darf, zum Beispiel mithilfe von Schnüffelteppichen. Oder die Menschen möchten mit den Vierbeinern einfach in Kontakt treten und sie streicheln, etwa um das weiche Fell zu spüren. So werden taktile Reize stimuliert. Man setzt den Hund bewusst ein, um den Menschen etwas Gutes zu tun. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1147803_image" /></div> <BR /><b>Was vermögen die Hunde beim Menschen auszulösen?</b><BR />Meraner: Man weiß, dass die Interaktionen mit dem Hund sich positiv auf das Hormon- und Nervensystem auswirken. Der Hund hat eine beruhigende und wohltuende Wirkung auf die betreuten Menschen. Therapiebegleithunde reduzieren Stress, senken den Blutdruck und fördern die Ausschüttung von Glückshormonen. Sie spenden Trost, steigern die soziale Interaktion und motivieren zu mehr Aktivität – eine wertvolle Bereicherung für Körper und Geist.<BR /><BR /><b>Wo konkret werden hierzulande schon Therapiebegleithunde eingesetzt?</b><BR />Meraner: Erste Begegnungen gibt es bereits in den Seniorenwohnheimen von Dorf Tirol und in Terlan. Dort besucht Barbara Piock mit ihrer Hündin Alba regelmäßig das Seniorenwohnheim, die Bewohner freuen sich die ganze Woche darauf. Außerdem arbeitet Evelin Oberjakober mit ihrer Therapiebegleithündin Nala seit 8 Jahren als selbstständige Logopädin in Klausen. In Sterzing besucht Reinhard Wild mit seinem Hund Adam Kinder und Jugendliche in der Fachstelle für Autismus. Auch in den sozialtherapeutischen Wohngemeinschaften der Villa Winter in Bruneck gibt es eine Psychologin und Kunsttherapeutin, die mit ihren Hunden im April die Abschlussprüfung antreten. Im Sommer starte ich voraussichtlich ein Projekt im San-Durich-Seniorenwohnheim in Gröden. Zudem bekomme ich immer wieder Anfragen von Schulen, um den sicheren Umgang mit Hunden zu behandeln. Es gibt also bereits einige aktive Teams und es werden immer mehr.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1147806_image" /></div> <BR /><b>Die entsprechende Ausbildung gibt es nun auch in Südtirol. Wie groß ist das Interesse?</b><BR />Meraner: Beim ersten Lehrgang, der vor rund einem Jahr begonnen hatte, beteiligten sich 8 Interessierte mit ihrem Hund. Manche von ihnen haben die Abschlussprüfung bereits absolviert, weitere schließen sie nun im April ab. Angeboten wird der Lehrgang vom Tiroler Verein „Therapiehunde – Mensch und Tier“, dieser bildet Therapiebegleithunde seit 15 Jahren in Tirol, Vorarlberg und Burgenland aus. <BR /><BR /><b>Welche Voraussetzungen müssen Interessierte mitbringen?</b><BR />Meraner: Im Mai startet das zweite Ausbildungsjahr wieder im Hundehotel in Dorf Tirol. Bei der Eignungsprüfung für die Ausbildung muss der Hund mindestens 15 Monate alt sein, in der Folge treten die Teams zu einer jährliche Prüfung an. Grundsätzlich eignen sich alle Hunde dafür, sofern sie wohlwollend, empathisch und menschenbezogen sind. Interessierte können sich gerne per E-mail melden: suedtirol@therapie-hunde.at.<BR /><BR /><b>Und wie kam es überhaupt dazu?</b><BR />Meraner: Stephanie Holzner war es gelungen, im Jahr 2024 erstmals die Ausbildung nach Südtirol zu holen und somit Pionierarbeit zu leisten. Leider ist Stephanie erst kürzlich im März verstorben. Unser Ziel besteht nun darin, ihren Traum von vielen tollen Therapiebegleithunde-Teams in Südtirol wahr werden zu lassen.<BR /><BR /><b>Das Potenzial dafür dürfte allemal gegeben sein, oder?</b><BR />Meraner: Wie die Realität in Deutschland und Österreich zeigt, sind weitere Bereiche denkbar, etwa in Sozialgenossenschaften oder im Palliativbereich. Jede soziale Einrichtung sollte diese Möglichkeit bekommen, das wäre mein Wunsch.