Statistisch gesehen musste in den vergangenen Jahren mindestens ein Patient bzw. eine Patientin pro Tag in einem Südtiroler Krankenhaus aufgrund einer Körperverletzung behandelt werden, die ihm oder ihr von jemand anderem vorsätzlich zugefügt worden war. <BR /><BR />Das geht aus Daten hervor, die Landesrat Hubert Messner in Beantwortung einer Anfrage der Süd-Tiroler Freiheit mitteilt. Im Jahr 2019 waren südtirolweit 575 Patienten wegen Körperverletzungen in den Krankenhäusern versorgt worden, 2020 waren es 389, 2021 genau 382, 2022 schon 481 und 2023 schließlich 561 (siehe Infografik). „Während der Pandemie gab es einen Rückgang“, bestätigt Primar Dr. Norbert Pfeifer. Nach Corona seien die Zahlen wieder angestiegen, gerade in der ersten Phase sei die Aggressivität hoch gewesen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1033176_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Welche Art von Körperverletzungen werden nun genau behandelt? „Das kann alles Mögliche sein. Von sexueller Gewaltanwendung, Misshandlungen in der Familie bis hin schweren Stichwunden“, erzählt er. Verletzungen, die auf eine Gewalteinwirkung zurückzuführen seien, würden am Ende der Behandlung für die Behörden protokolliert. <BR /><BR />„Wenn die Heilungsdauer unter 3 Wochen liegt, hat der Patient oder die Patientin 90 Tage Zeit, eine Anzeige zu erstatten“, weiß Dr. Pfeifer. Wenn die Heilungsdauer hingegen mehr als 3 Wochen betrage, würden die Behörden bereits von Amts wegen informiert. Auch wenn jemand tätlich angegriffen werde, etwa mit einem Stock oder bei sexueller Gewalt, würden die Behörden von sich aus tätig werden.<BR /><BR /><embed id="dtext86-64939682_quote" /><BR /><BR />Aus der Anfrage geht auch hervor, dass es sich bei den Opfern mehrheitlich um Männer handelt. Laut dem Primar ist die Dunkelziffer aber oft höher – gerade, wenn Frauen betroffen sind. „Männer können in eine Schlägerei geraten. Wenn Frauen im familiären Umfeld verletzt werden und es eine Verdachtssituation gibt, ist es oft schwierig, gerade wenn die Frauen weder Deutsch noch Italienisch sprechen und der Ehepartner übersetzt.“ Die Behörden würden zwar informiert, es werde aber keine Anzeige erstattet – das müssten die Frauen selbst tun, was sehr oft aber nicht geschieht.<h3> Alkohol spielt eine große Rolle</h3>Ebenso wollten die Abgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit wissen, wie viele der Opfer aus dem EU-Ausland und dem Nicht-EU-Ausland stammen. Wie die Daten verdeutlichen, handelt es sich bei den Betroffenen größtenteils um italienische Staatsbürger. <BR /><BR />„Da spielt der Alkoholkonsum oft eine große Rolle“, sagt Dr. Pfeifer. Im vergangenen Jahr beispielsweise wurden im Krankenhaus Bozen 162 Italiener mit Körperverletzungen versorgt, 2 EU-Bürger und 15 Nicht-EU-Bürger. Im Krankenhaus Innichen waren 2023 18 Patienten italienische Staatsbürger und 2 Nicht-EU-Bürger.