In seiner Mitte befindet sich ein Denkmal, das dem wohl bedeutendsten Minnesänger und Dichter seiner Zeit gewidmet ist, nämlich Walther von der Vogelweide. Dieses Denkmal auf diesem zentral gelegenen Platz war aber den faschistischen Machthabern immer schon ein Dorn im Auge, sodass dessen Versetzung in den abgelegenen und kaum genutzten Peter-Rosegger-Park, der sich zwischen Marconi-, Carducci-, Dante- und Gilmstraße befindet, vom Bozner Podestà am 9. März angeordnet und des nachts am 24. März 1935 – also vor ziemlich genau 90 Jahren – durchgeführt wurde. <BR /><BR />Erst im Jahr 1981, und zwar am 2. November, Allerseelentag, konnte das Walther-Denkmal wieder auf seinem ursprünglichen Standort rückgeführt werden.<h3> Geschichtlicher Werdegang</h3>Der Minnesänger Walther galt als Vorbild bzw. Vorreiter der deutschen Dichtkunst und man vermutet weiters, dass seine Heimat der Vogelweidehof in der Gemeinde Lajen sein könnte. Dies war mit ausschlaggebend, dass ein ins Leben gerufenes Komitee in den 1880er Jahren aus deutsch gesinnten Bozner Bürgern sich für die Errichtung eines Denkmals zu Ehren Walthers einsetzte. Das Denkmal sollte mit dem Blick Walthers gen Süden ausgerichtet werden, um die Grenze des deutschsprachigen zum italienischen Kulturraum hervor zu streichen bzw. abzuschirmen.<BR /><BR />Am 14. und 15. September 1889 war es dann soweit: Das vom Künstler Heinrich Natter geschaffene Walther-Denkmal wurde feierlich am damals noch benannten Johannesplatz, später umgetauften Waltherplatz, eingeweiht, wobei der deutsche Philologe, Mediävist und Universitätsprofessor Karl Weinhold die Festrede hielt.<h3> Die „Ruhestörung“ von Walther</h3>Bis nach Ende des Ersten Weltkrieges hatte Walther „seine Ruhe“, aber Ettore Tolomei forderte seit Machtübernahme der Faschisten anfangs der 1920er Jahre die Ersetzung des „deutschen“ Denkmals durch eines, das Drusus verkörpern sollte.<BR /><BR />Es kam aber daraufhin zu außenpolitischen Konfrontationen vor allem zwischen Benito Mussolini und Gustav Stresemann, sodass Tolomei sein Vorhaben vorläufig aufgeben musste. Im Jahr 1935, und zwar am 24. März, gelang dann durch Anordnung faschistischer Behörden, dekretiert am 9. März 1935 durch den Podestà von Bozen, die Versetzung Walthers in den Peter-Rosegger-Park.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1139181_image" /></div> <BR />Erst viel später, ab den 1976er-Jahren, wurde auf Betreiben mehrerer Gemeindepolitiker, u.a. des damaligen Vizebürgermeisters Erich Buratti und des Assessors Alfons Holzer, eine Rückführung des Walther-Denkmals an seinen angestammten Platz in die Wege geleitet, die dann am 2. November 1981 von Erfolg gekrönt wurde. Seit dieser Zeit hat Walther seinen Frieden, einzig die Tauben stören mitunter und verschmutzen das Denkmal doch erheblich.<h3> Der Erschaffer des Walther-Denkmals</h3>Der im Vinschgau (Graun) im Jahr 1844 geborene und 1892 in Wien verstorbene Bildhauer Heinrich Natter brach das Realgymnasium in Innsbruck ab und machte stattdessen eine Bildhauerlehre in Meran.<BR /><BR /> Er studierte 4 Jahre lang an der Akademie der bildenden Künste in München. Natter schuf in seiner Anfangszeit als Künstler Porträtbüsten, später erhielt er dann Denkmalaufträge. Einer seiner wichtigen Aufträge war die Errichtung des Walther-von-der-Vogelweide-Denkmals in Bozen, den er im Jahr 1889 ausführte.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1139184_image" /></div> <BR />Natter verwendete dabei Laaser Marmor, stellte das Standbild auf einem Brunnen, dieser war als Unterbau gedacht. Als Vorbild soll er eine Minnesängerfigur des 15. Jahrhunderts verwendet haben. Das Walther-Denkmal ist ein im romanischen Stil gehaltener Brunnen, den Abschluss bildet die Statue des Sängers; nördlich wie südlich befinden sich 2 große Bassins. <BR /><BR />Walther selbst ist rund 3 Meter hoch, er hält die Arme über die Brust gekreuzt und blickt nachdenklich in die Ferne, mit einem feinen, würdevollen und edlen Antlitz. Natter schuf hier eine kultur- und deutsch-national aufgeladene Wächterfigur in einem deutschsprachigen Grenzgebiet.