In Völs war er aufgewachsen, auf der Seiser Alm hatte er viele Sommer als Hüterbub verbracht: Vor seinem Tod wollte Englbert Schaller aus Brixen ein letztes Mal hinauf auf die Alm. Der Wünschewagen konnte ihm und seinen Angehörigen dieses besondere Geschenk machen. <BR /><BR /><i><BR /><BR />von Ulrike Huber</i><BR /><BR />Im August 2020 teilten die Ärzte Engl Schaller mit, dass er schwer krank war. Alles wurde unternommen, ihn zu heilen, dennoch wurde er immer schwächer. „Im Dezember zeichnete sich das Ende ab“, sagt seine Tochter Edith Schaller. <BR /><BR />Einen Vater, Großvater, Ehemann gehen lassen, ist unsagbar schwer. Dennoch schaute die Familie den Tatsachen ins Auge und bemühte sich um eine Fahrt mit dem Wünschewagen für Engl Schaller. Ziel sollte die Seiser Alm sein. In Völs war er aufgewachsen, auf der Seiser Alm hatte er unbeschwerte Sommer als Hüterbub verbracht.<BR /><BR /><b>Mit der Ambulanz auf die Alm</b><BR /><BR />Am 4. Adventsonntag holte der Wünschewagen – ein Projekt der Caritas und des Weißen Kreuzes – Engl Schaller im Brixner Krankenhaus ab. 3 Freiwillige – Luise, Armin und Elisabeth – packten Schaller in warme Decken ein, und die eigens dafür eingerichtete Ambulanz fuhr zur Seiser Alm – hinterher 2 Autos mit den Enkeln, seiner Schwester und einem Schwiegersohn, Tochter Edith fuhr im Wünschewagen mit. Auch 2 junge Förster fuhren ihnen hinterher – sie sicherten die Durchfahrt für die Gruppe. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="604382_image" /></div> Englbert Schaller (30.10.1938-26.12.2020)<BR /><BR /><BR />„Wir hielten in der Nähe der Bergstation des Lifts, dort ist ein Parkplatz mit schönem Ausblick“, erzählt Edith Schaller. Auf seiner Liege durfte Englbert Schaller dort sitzen und auf einen Schauplatz seiner Kindheit und Jugend blicken. Vieles ist ihm wohl durch den Kopf gegangen. Er war guter Dinge, plauderte mit der Familie, genoss es, Kekse zu essen und Tee zu trinken und – ein besonderes Zugeständnis an jenem Tages – eine Zigarre zu rauchen. Es wurde gesungen, und seine Lieblingslieder wurden abgespielt. <BR /><BR /><b>Stunden des Abschieds</b><BR /><BR />Wohl allen war bewusst, dass das letzte Weihnachten mit dem Opa bevorstand und diese Stunden auf der Seiser Alm ihr ganz persönlicher Abschied sein würden. „Nach 2 Stunden war er müde und wollte wieder heimfahren“, sagt Edith Schaller. So wurde natürlich auch diesem seinen Wunsch entsprochen. <BR /><BR />6 Tage lang lebte Engl Schaller nach diesem Erlebnis noch, dann starb er im Kreis seiner Familie daheim. Ein Abschluss, wie ihn sich wohl jeder nur wünschen kann. Es bleibt die Erinnerung an einen besonderen Menschen, die Erinnerung an den Hüterbub, den Kaminkehrer in Brixen, Eppan und Lana und passionierten Fischer. Die Angehörigen haben jeder seine eigene, ganz persönliche Erinnerung an Englbert Schaller, den jeder als Engl kannte. Und das letzte gemeinsame Erlebnis mit dem Wünschewagen.<BR />