In Brixen gab es jüngst Meldungen über aggressive Hunde und Beißvorfälle. Dabei sind es nicht nur bestimmte Rassen, die auffallen, sondern oft auch ganz „normale“ Hunde. Tierärzte und Gemeinde fordern Aufklärung, präventive Maßnahmen und einen verantwortungsvolleren Umgang.<BR /><BR />Im Juli ereignete sich in Brixen folgender Vorfall: Zwei Hunde, beide von ihren Besitzern an der Leine geführt, geraten aneinander. Einer der Hundehalter versucht, die Tiere zu trennen und wird dabei von einem der Hunde gebissen. Der Mann wird leicht verletzt und erstattet Anzeige bei der Ortspolizei Brixen. <BR /><BR />Dies bestätigte Kommandantin Jessica Ruffinato gegenüber s+. Darüber hinaus habe die Ortspolizei kürzlich zwei Meldungen erhalten, wonach Bürger entlang des Radwegs auf „aggressive Hunde“ getroffen seien. <h3> Im Bezirk: Ein bis zwei Meldungen pro Woche</h3>Das Einzugsgebiet des Tierärztlichen Dienstes des Gesundheitsbezirks Brixen reicht vom Brenner bis Barbian. Allein der Gemeinde Brixen sind aktuell 1.300 Hunde registriert. Pro Woche erhält der Dienst ein bis zwei Meldungen über Vorfälle im gesamten Bezirk, bei denen Menschen oder Tiere infolge eines Bisses verletzt wurden. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1193922_image" /></div> <BR />Dies bestätigt Dr. Maurizio Agea, Tierarzt beim Tierärztlichen Dienst. In etwa 90 Prozent der Fälle seien Hunde die Verursacher der Verletzungen. Es komme jedoch auch vor, dass Katzen oder andere Tiere aus unterschiedlichen Gründen zubeißen, kratzen, verletzen. <BR /><BR />Muss eine verletzte Person oder ein verletztes Tier ärztlich behandelt werden, geht eine Meldung des Arztes oder Tierarztes an den Amtstierarzt. Dies dient der Überwachung möglicher Krankheitsübertragungen, wie etwa Tollwut. Zeigt ein Tier wiederholt auffälliges Verhalten, bewertet der Amtstierarzt die Situation neu und kann Maßnahmen wie eine Maulkorbpflicht in der Öffentlichkeit anordnen.<h3>Hunde und Halter gefordert</h3>Die Übergriffe gehen nicht immer von als besonders aggressiv eingestuften Hunderassen aus, erklärt Dr. Agea: „Auch Übergriffe durch ganz normale Hunde werden gemeldet.“ <BR /><BR />Und warum kommt es zu solchen Vorfällen? „Oftmals geraten Hunde untereinander in Streit, oder – was auch vorkommt – Kinder nähern sich mitunter zu unbedacht einem Hund, und das Tier reagiert anders als erwartet.“ Ein Hund sei kein Spielzeug. Das müsse alle klar sein. <h3> Kampfhunde vermehrt „in Mode“</h3>Fakt ist auch, dass Hunderassen, die als Kampfhunde gelten, wie der American Staffordshire Terrier oder der Pitbull Terrier, zuletzt stark in Mode gekommen sind. Diese Tiere werden nicht immer artgerecht gehalten. Und so kann, sagt Dr. Agea, allein schon ihre Körperbeschaffenheit – insbesondere das kräftige und große Gebiss – im Fall eines Bisses schwerwiegende Folgen haben. Es geht weder darum, die Hunde noch deren Besitzer an den Pranger zu stellen. <BR /><BR />Dennoch empfiehlt der Tierarzt jedem Tierhalter, einen Kurs oder ein entsprechendes Training zu absolvieren – bei bestimmten Hunderassen, die als gefährlich gelten, umso mehr. Dr. Agea rät außerdem, im Umgang zwischen Kleinkindern und Hunden besonders vorsichtig zu sein.<BR /><BR />Dr. Heinz Kluge, Koordinator des Tierärzteteams Brixen, erklärte auf Nachfrage von s+: In Italien gibt es keine Rassenliste wie etwa in Deutschland. Dort werden je nach Bundesland Listenhunde mit den jeweiligen Auflagen geführt. Dr. Kluge erinnert an den Fall Ende Mai, als ein frei laufender Amstaff (American Staffordshire Terrier) auf einem Forstweg in der Gemeinde Vahrn einen Jagdhund angegriffen hatte (die „Dolomiten“ berichteten). „Es gibt leider eine bestimmte Klientel, die sich mitunter derart gefährliche Hunderassen hält – und dies ganz häufig ohne Erfahrung.“ <BR /><BR />Er habe erst kürzlich einen Anruf erhalten. „Laut dem Anrufer laufen in einem Kondominium große Hunde frei herum.“ Das Gespräch mit dem Hundehalte sei nicht möglich, so der Anrufer. „In derartigen muss man die Sache anzeigen“, so. Dr. Kluge. „Mitunter landen aggressive Tiere dann in Tierheimen, weil sie nicht vermittelbar sind.“ Dr. Kluge spricht sich generell für die Einführung eines Hundeführerscheins aus.<h3> Was sagt man in der Gemeinde Brixen dazu?</h3> Stadtrat Peter Natter erklärt: „Grundsätzlich bin ich dagegen, jeden Bereich zu reglementieren. Ich möchte auch klarstellen, dass es sehr viele verantwortungsvolle Hundebesitzer gibt. Aber die Problematik, dass Hunde durch aggressives Verhalten auffallen, wurde an uns als Gemeinde herangetragen. Das Thema wurde bereits im Stadtrat diskutiert. Ich plädiere daher dafür im Sinne der Prävention den Austausch mit Fachleuten, Tierärzten und Hundetrainern zu suchen.“ <BR /><BR />Gerade auch als gefährlich geltende Rassen hätten in jüngsten Zeit stark zugenommen. „Als Gemeinde müssen wir aktiv werden, bevor etwas passiert – und da muss auch das Thema des Hundeführerscheins diskutiert werden.“