37 Strommasten sind in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1961 in ganz Südtirol gesprengt worden. Diese Anschlagserie, später als „Feuernacht“ bezeichnet, war Höhepunkt der Krise und gleichzeitig ein Wendepunkt in der Südtirol-Frage.„Die Feuernacht“, sagte Professor Rolf Steininger, „war das Ende der Selbstbestimmungs-Idee und der Anfang der heutigen Autonomie“. So habe der damalige österreichische Außenminister Bruno Kreisky die Anschläge aufs Schärfste verurteilt und betont, dass sich die Ausgangslage für die Verhandlungen dadurch verschlechtert hätte. Bestätigt wurde dies dadurch, dass Italien die Beziehung zu Österreich in Sachen Südtirol bis zum Dezember 1963 eingefroren hat. Mit der Einsetzung der 19er-Kommission habe Südtirol dann selbst mit Italien verhandelt – Österreich sei zum Großteil außen vor gelassen worden. Fazit von Steininger: „Die Feuernacht war der Beginn von Gewalt. Am Ende gab es 33 Tote.“Den Kampf um die Akzeptanz der Anschläge habe der Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) schon von Anfang an verloren gehabt, sagte Leopold Steurer. „Die Realpolitiker waren immer gegen Gewalt.“ So sei der damalige Landeshauptmann Silvius Magnago immer um Mäßigung bedacht gewesen. Auch Toni Ebner Senior, der damalige Chefredakteur der „Dolomiten'“ schrieb in einem Kommentar mit dem Titel „Hundert Prozent ohne Gewalt“, dass man den Weg der Gewaltlösung kategorisch ausschließe.Schlussendlich, so Steurer, habe die „Feuernacht“ ihre Ziele verfehlt: „Die Industriezone konnte nicht lahm gelegt werden, die Weltöffentlichkeit wurde eher durch die erste UNO-Debatte auf das Südtirol-Problem aufmerksam gemacht und die Zuwanderung der Italiener konnte auch nicht gestoppt werden.“ Auch das zweite Autonomiestatut, zeigte sich Steurer überzeugt, sei nicht der „Feuernacht“ zu verdanken, sondern „dem Verhandlungsgeschick Österreichs und der damaligen italienischen Innenpolitik“. Das Südtirol-Problem sei der italienischen Öffentlichkeit auch vor den Anschlägen im Jahr 1961 ein Begriff gewesen, sagte der italienische Historiker Carlo Romeo.Es hätte ja bereits mehrere Kundgebungen gegeben, so etwa das „Los von Trient“. Ihm sei bewusst, dass die Südtiroler mit der damaligen Autonomie nicht zufrieden gewesen seien. „Die Autonomie war eine regionale und nicht das, was im Pariser Vertrag versprochen worden ist.“ Die Anschläge in der „Feuernacht“ hätten jedoch eine Verschlechterung des Klimas mit sich gebracht. „Südtirol wurde militarisiert“, so Romeo. Und die italienische Presse habe dies als notwendig angesehen. „Es hat lange gedauert, bis wieder Normalität eingetroffen ist.“ Die Anschläge seien seiner Ansicht nach also eher ein Schritt zurück als nach vorne gewesen.D/sor