Ein anonymer Hinweis hatte die Finanzpolizei Meran im Jahr 2004 auf den Plan gerufen. Die Beamten wurden bei der wohlhabenden Rentnerin vorstellig und fragten, ob sie ein Testament zu Gunsten von Gilberto Martini gemacht habe, der damals Hausverwalter war. Die Frau verneinte zuerst, - laut Martinis Rechtsanwalt Gianni Lanzinger aber nur, weil sie die Fragen als Einmischung empfand. Obwohl sie später erklärte, ein entsprechendes Testament abgefasst zu haben, blieb es beschlagnahmt.Laut Anklage habe Martini von der Frau mehrmals größere Summen Geld bekommen und sie abgeschirmt, um seinen Einfluss auf sie nicht zu schmälern. Die Verteidigung will Belege dafür beibringen, dass das Geld im Sinne der 90-Jährigen ausgegeben worden sei. Auch beweise ein Gutachten, dass die Frau genau gewusst habe, was sie tat. Drei Tage vor ihrem Tod im Sommer 2007 setzte sie Martini in einem zweiten Testament erneut als Erben ein - mit der Auflage, angemessen für ihre invalide Schwester zu sorgen.Laut Anklage habe Martini dies aber nicht getan. Der Staatsanwalt verdächtigt ihn auch, der Frau den Text für das Testament vorgeschrieben zu haben. Weiters wird ihm vorgeworfen, unbefugt die Tätigkeit als Rechtsanwalt ausgeübt zu haben, indem er als Rechtsbeistand für den Mieterschutz Meran von mehreren Personen Geld kassiert habe, obwohl die Beratung kostenlos sein hätten müssen. Laut Verteidigung habe Martini das Geld ordnungsgemäß an den Mieterschutz abgeführt und sei auch zum Rechtsbeistand befugt.d/rc