Letzte Woche waren Mitarbeiter des örtlichen Jugendamtes sowie einige Carabinieri in Zivil in das Waldstück nahe der Gemeinde Palmoli gekommen, wo die anglo-australische Familie seit 2021 in einem einfachen Steinhaus ohne Strom und fließendes Wasser lebt. Die Mutter der Kinder, die Australierin Catherine Birmingham, durfte zwar mitkommen, darf im Heim jedoch nicht im selben Apartment wie ihre Kinder wohnen.<BR /><BR />Der Fall sorgt nun landesweit für Debatten, und zwar zwischen Befürwortern der „Wald-Familie“ und jenen, die ihren Lebensstil, insbesondere für die drei Kinder im Alter von 8 und 6 Jahren, als zu extrem ansehen. Die Diskussionen werden von Tag zu Tag schärfer. <BR /><BR />Die Entfernung der Kinder aus ihrem gewohnten familiären Umfeld hat eine leidenschaftliche Debatte darüber ausgelöst, ob die vom Jugendgericht von L'Aquila angeordnete Maßnahme verhältnismäßig war und wie weit die Behörden sich überhaupt in das Privatleben der Bürger einmischen dürfen oder sollen. Auch höchste Regierungskreise in Rom mischten sich ein: Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich „betroffen“ und „besorgt“. Justizminister Carlo Nordio hat die Akten beim Jugendgericht angefordert und wird voraussichtlich heute Inspektoren nach L'Aquila schicken, um prüfen zu lassen, ob der Kindesentzug rechtmäßig war. Inzwischen sind bei Jugendrichterin Cecilia Angrisano, die die Entfernung der Kinder angeordnet hat, sogar Morddrohungen eingegangen. Vor dem Familienministerium in Rom ist für den 6. Dezember eine Solidaritätsdemonstration mit der anglo-australischen Familie geplant. <BR /><BR />Die Anwaltsvereinigung von Abruzzen (ANM) verteidigte die Arbeit der Kollegen des Jugendgerichts von L'Aquila und äußerte ihre „Besorgnis“ über die „mediale Hasskampagne“ gegen Richterin Angrisano. In einer Mitteilung zeigten die Richter „Erstaunen“ und „Bedauern“ darüber, dass „unter einem so aufgeheizten Klima Regierungsvertreter weiterhin versuchen, die Justizbehörde zu delegitimieren“.<BR /><BR />Auch Vizepremier Matteo Salvini äußerte sich zu dem Fall. Er hatte von Anfang an seine Solidarität mit der Familie bekundet und angekündigt, nach Abruzzen reisen zu wollen. „Ich werde alles tun, damit diese drei wunderbaren Kinder wieder nach Hause zurückkehren, in die Arme von Mama und Papa“, schrieb der Lega-Chef erneut auf sozialen Medien und bezeichnete die Anordnung als „Schande und einen gefährlichen und besorgniserregendes Präzedenzfall“. <BR /><BR />Aus dem Kinderheim in Vasto, in dem die Kinder nun leben, berichtet der Anwalt der Familie, Giovanni Angelucci: „Ich habe die Kinder wohlbehalten vorgefunden - sie liefen auf mich zu, umarmten mich, ich habe sie hochgehoben. Wir verabschiedeten uns sehr herzlich, sie lächelten, aber mit einem Hauch von Melancholie in den Augen. Der eine Junge umarmte mich, er war glücklich, mich zu sehen, aber das Erste, was er sagte, war: 'Wann bringst du uns nach Hause?'“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1241895_image" /></div> <BR /><BR />Der Anwalt arbeitet weiterhin an den Unterlagen für den Einspruch gegen den Richterbeschluss. „Das erste Ziel ist es, die Familie wieder zusammenzuführen, das zweite, sie nach Hause zu bringen“, so Angelucci. Um dies zu erreichen, könnte es notwendig sein, die in der Gerichtsverfügung aufgetretenen Lücken zu schließen, von der schulischen Betreuung bis hin zu technischen Aspekten wie der Installation eines Bades im Haus, in dem derzeit nur Vater Nathan wohnt.<BR /><BR />Inzwischen hat Nathan Trevallion entschieden, nicht mehr mit den Medien zu sprechen. „Ich werde keine Erklärungen mehr abgeben“, sagte er kategorisch nach einem Treffen einer Gruppe sogenannter „Neoruraler“ - etwa dreißig Familien, die zwischen Palmoli, Tufillo und San Buono in den Abruzzen leben und wie Nathan einen bescheidenen Lebensstil in den Wäldern gewählt haben.