Aufgrund steigender Impfdurchbrüche und um Südtirols Spitäler nicht noch weiter zu belasten, sei die „Booster“-Impfung gerade jetzt immens wichtig, sagt Dr. Livia Borsoi. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="706496_image" /></div> <BR /><BR /><b>Noch verlaufen die „Booster“-Impfungen im Land recht schleppend. Wieso ist diese dritte Dosis so wichtig?</b><BR />Dr. Livia Borsoi: Weil man mit Varianten zu tun hat, die ziemlich ansteckend und gefährlich sind. Und die beiden Impfungen, die wir als Grundimmunisierung bezeichnet haben, sind offensichtlich nicht ausreichend. Vor allem, wenn mehrere Monate seit der letzten Impfung vergangen sind. Die Antikörper und der Schutz lässt nach. Viele wiegen sich durch ihre Impfung, die sie vor 9 Monaten durchgeführt haben, in falscher Sicherheit. Die Maske fällt, man achtet nicht mehr auf Distanz und andere Maßnahmen. Damit geben wir dem Virus die Möglichkeit, weiter zu zirkulieren. Denn die Impfung schützt zwar vor Ansteckung, aber eben nicht zu 100 Prozent. Die AHA-Regeln sind unbedingt einzuhalten – das gilt auch für Geimpfte...<BR /><BR /><b>...und sich zum dritten Mal impfen lassen...</b><BR />Dr. Borsoi: Obwohl wir in den ersten Berechnungen damit gerechnet haben, dass die ersten beiden Impfungen genug Schutz für 12 Monate bieten, ist dem nicht so. Nach 6 bis 9 Monaten braucht es den „Booster“, damit es nicht zu Erkrankungen kommt und die Wahrscheinlichkeit einer Infektion gering bleibt. Auch die Ansteckung allein hat schon Folgen: Wenn man nur positiv getestet wird oder nur eine leichte Erkrankung hat, ist mit 10 Tagen Quarantäne zu rechnen. Das ist mit der Dritt-Impfung zu vermeiden.<BR /><BR /><embed id="dtext86-51553971_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Ist die Impfung, überspitzt gesagt, nichts wert?</b><BR />Dr. Borsoi: Die Impfung wirkt sehr wohl, aber eben nicht zu 100 Prozent. Und vor allem, wenn die Impfung schon lange zurück liegt, ist der Schutz offensichtlich nicht mehr so hoch. Die Grundimmunisierung ist da, aber laut letzten Erkenntnissen sind 3 Dosen notwendig. Das sind Erkenntnisse, die sich aufgrund der Datenlage laufend ändern. Auch bei den Varianten konnten wir vor 9 Monaten noch nicht wissen, was da alles kommt. Viele Impfungen sind mit 3 Dosen gedacht, wie gegen Hepatitis B oder HPV. <BR /><BR /><b>Wer sollte sich jetzt „boostern“ lassen?</b><BR />Dr. Borsoi: Es wird überlegt, ob man zumindest für die Risikogruppen die dritte Dosis zur Pflicht macht. Sie empfiehlt sich aber für alle, unabhängig vom Alter. Auch für Genesene, die nur eine Impfung erhalten haben, ist unbedingt eine „Booster“-Impfung ratsam – 6 Monate nach der letzten Impfdosis oder nach Genesung. Auch wer mit Johnson & Johnson geimpft wurde, sollte unbedingt einmalig eine Dosis Pfizer oder Moderna erhalten.<BR /><BR /><b>Die Angst vor Komplikationen</b><BR /><BR /><b><BR />Und was ist mit den Nebenwirkungen? Sind die bei der dritten Dosis dieselben?</b><BR />Dr. Borsoi: Ja, und sie sind inzwischen bekannt. Es sind meist lokale Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfweh, Fieber oder Durchfall. Dass man solche Nebenwirkungen hat, ist normal. Es kann schon sein, dass es einem ein, 2 Tage nicht so gut geht, aber im Vergleich zu 10 Tagen Quarantäne oder den Auswirkungen, die eine Corona-Infektion haben kann, sollte man das in Kauf nehmen. Man sollte sich nicht aus Angst vor Komplikationen von der Impfung abhalten lassen, denn die sind sehr selten. <BR /><BR /><b>Wurde der Impfstoff für den „Booster“ auf die Varianten hin nachgebessert?</b><BR />Dr. Borsoi: Im Moment ist er immer derselbe. Ich hatte auch erwartet, dass für die „Booster“-Impfung ein neuer Impfstoff kommt. Aber laut vorliegenden Daten wirkt der Impfstoff auch gegen die Delta-Variante gut. Geplant ist, im Laufe des kommenden Jahres den Impfstoff an die nächsten Varianten anzupassen. <BR /><b><BR /> Das klingt nicht danach, dass es beim dritten Piks bleibt...</b><BR />Dr. Borsoi: Es ist sicher nicht die letzte Dosis, die wir erhalten. Es ist zu erwarten, dass diese Impfung wie die Grippe-Impfung alle 12 Monate zu wiederholen sein wird. Coronaviren mutieren häufig, und wir werden Varianten haben, vor denen wir die Bevölkerung schützen müssen – und das wohl über mehrere Jahre hinweg. Das heißt aber nicht, dass die Impfung nicht wirkt, sondern dass es immer wieder neue Varianten des Virus gibt. <BR /><BR />