Hohe Stromrechnungen reißen Löcher in jedes Haushaltsbudget. Besonders groß waren diese bei den jüngsten massiven Preisanstiegen. Doch die gab es durchaus nicht überall in Europa. <BR /><BR />Denn wer zum Beispiel wenig auf (Erdgas-)Importe angewiesen ist und viel Strom aus eigenen – alternativen- – Ressourcen produziert, der ist weitgehend unabhängig vom Marktgeschehen. Schaut man sich die Preisentwicklung der vergangenen Monate einiger europäischer Länder an, dann zeigt sich das ganz deutlich. So sind beispielsweise in Spanien die Preise genau in dem Zeitraum gesunken, zu dem sie in Italien explosionsartig gestiegen sind. <BR /><BR />Italiens Energie-Mix für die Stromproduktion besteht nämlich zur Hälfte aus Erdgas, das macht die Sache teuer. Auch Deutschland benötigt viel Gas, die Preise sind entsprechend. Spielt der Markt verrückt, spüren das die Verbraucher quasi eins zu eins. <h3> Importe schlagen auf den Preis</h3>Je unabhängiger von Importen ein Land bzw. eine Region also ist, desto weniger schlagen sich internationale Marktpreise in der Stromrechnung der Kunden wider. So zahlte man in Italien im Dezember 2022 rund 300 Euro pro MWh, in Spanien zur gleichen Zeit nur 100 Euro. Doch auch vor und nach der Preisexplosion lagen die italienischen Strompreise immer an der Spitze, ganz aktuell für März diesen Jahres liegt der Preis in Italien bei 154,30 Euro pro MWh, in Deutschland bei 113,48 Euro, in Österreich bei 129,20 Euro, in Spanien aber nur bei 90,90 Euro.<BR /><BR /> Betrachtet man nur den Energie-Mix, dann müsste Südtirol mit seinem fast zu Gänze selbst produzierten Strom sogar noch günstiger sein können. Müsste. Denn tatsächlich sind wir beim Strompreis nicht autonom, „obwohl wir es sein könnten“, ist sich Rudi Rienzner vom Südtiroler Energieverband (SEV) sicher: „98 Prozent des Südtiroler Stroms werden mit erneuerbarer Energie erzeugt, 89 Prozent stammen aus der Wasserkraft“, weiß er. Und das, findet Rienzner, sollte sich auch bei den Preisen niederschlagen: „Die Gestehungskosten in unseren Wasserkraftwerken sind schließlich deutlich niedriger als in Gas- oder Kohlekraftwerken – warum soll die Bevölkerung davon nicht profitieren?“<BR /><BR /><embed id="dtext86-59276421_quote" /><BR /><BR />Südtirols Energie-Mix und die Existenz von 48 lokalen Verteilerbetrieben zeigten, dass sich der Strommarkt in Südtirol von den Produktions- und Versorgungsstrukturen in den übrigen italienischen Regionen vollkommen unterscheide. „Doch bei der Regulierung des Energiesektors übernimmt der Staat seit vielen Jahren Zuständigkeiten, die eigentlich das Land ausüben müsste“, kritisiert er. <BR /><BR />Daher – so auch die Schlussfolgerung eines vom SEV und der Handelskammer in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens – müsse das Land eine eigene Regulierungsbehörde aufbauen. Denn diese autonome Marktregelung schließ auch Handlungsspielräume in der Preis- und Vertragsgestaltung mit ein. <BR /><BR />Eine lokale Regulierungsbehörde könnte in Südtirol zudem dringend notwendiges Know-how aufbauen. „Der Weg zu diesem Ziel wird, wie immer in der Autonomiepolitik, nicht einfach sein, aber man muss ihn gehen. Zu sagen 'Es geht nicht', ohne es zumindest versucht zu haben, ist keine Option“, so Rienzner.<BR />