Ursache dafür dürften unter anderem auch die vielen weit sichtbaren Brände gewesen sein, die die Zahl der Anrufe in die Höhe schnellen ließ, aber nicht nur. „Die Scheu, eine Notrufnummer zu wählen, ist tendenziell geringer geworden“, meint der Primar für Notfallmedizin, <BR /><BR />Die einheitliche Notrufnummer 112 werde gerne und häufig verwendet – wohl auch, weil die Bürger darauf vertrauen können, dass in Südtirol die Rettungskräfte mit den vielen Freiwilligen in wenigen Minuten vor Ort sind – im Unterschied zu anderen Regionen Italiens beispielsweise. Dr. Kaufmann geht davon aus, dass die Inanspruchnahme des Dienstes der Notrufzentrale noch weiter zunehmen wird.<h3> Fast jeder 2. Anruf kein Notfall</h3>Gar nicht so selten handelt es sich bei den Anrufen aber gar nicht um Notfälle: Auch 2022 wurden viele der Anrufe „gefiltert“. Das bedeutet, dass entweder kein Notfall zugrunde lag und dieser Anruf nicht in einen Einsatz mündete – oder dass es sich um eine „Mehrfachmeldung“ handelte – typischerweise bei einem weithin sichtbaren Brand. <BR /><BR />Der Anteil an gefilterten Anrufen war 2022 mit 45 Prozent (120.202 Anrufe) besonders hoch: Vorher lag dieser Prozentsatz üblicherweise bei 30 bis 40 Prozent. Durch den „Filter“ werden die nachgeschalteten Einsatzzentralen, wie zum Beispiel die Landesnotrufzentrale, vor einer Anruferflut geschützt und es gehen nur jene Anrufe durch, die tatsächlich einen Einsatz notwendig machen.<BR /><BR />Zum Beispiel bei Bränden wird die Notrufzentrale mit Anrufen regelrecht bombardiert: Allein beim Brand am Marlinger Berg, heuer Anfang Februar, meldeten sich binnen 2 Stunden 800 Anrufer, berichtet Kaufmann. Und weithin sichtbare Brände gab es 2022 besonders viele. Eine Brandserie hielt die Feuerwehren in Südtirol über viele Wochen in Atem. Allein vom 1. Jänner bis Ende März mussten die Wehren zu über 40 Wald- und Wiesenbränden ausrücken. <BR /><BR />Wenn ein Bürger einen Notfall melden will, so sollte er – auch wenn es oft nicht leicht ist – versuchen, Ruhe zu bewahren, und sich beim Anruf von den Profis in der Notrufzentrale leiten lassen, rät Dr. Kaufmann. Als Anrufer sollte man somit nicht ungefragt einen Unfall gleich in allen Details schildern, sondern abwarten und auf Fragen antworten, die einem als Anrufer gestellt werden. Sonst besteht die Gefahr, dass der Mitarbeiter in der Notrufzentrale nicht schnell zu jenen Infos kommt, die er benötigt. <h3> Wichtigste Info: Wo ist der Notfallort</h3>Die erste und wichtigste Frage bei einem Notfall ist nicht etwa, was passiert ist, sondern: Wo ist der Notfallort?, erklärt Dr. Kaufmann. Denn wenn die Verbindung abreiße oder ein Verletzter nicht mehr imstande sei, weiter zu sprechen, dann könne keine Hilfe gesendet werden. <BR /><BR />Nicht immer tun sich Anrufer leicht bei einem Notfall. Besonders, wenn Kinder betroffen sind, können Eltern in Panik geraten. In der Notrufzentrale ist aber immer medizinische Kompetenz vorhanden und kann auch bereits beim Anruf Anleitungen geben, etwa, wenn z. B. ein Kind etwas verschluckt hat. Sehr erfahrene Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger tun dort rund um die Uhr Dienst. Untertags ist auch immer ein Arzt aus dem Team der Notfallmedizin anwesend, erklärt Dr. Kaufmann. Nachts und am Wochenende habe ein Arzt immer Bereitschaftsdienst. So könnten telefonisch auch schon Anleitungen für eine Reanimation gegeben werden. Diese medizinische Fachkompetenz sei eine große Stärke der Notrufzentrale in Südtirol.<h3> Zahlen und Fakten</h3>Die durchschnittliche Gesprächsdauer bei einem 112-Notfruf liegt bei 36 Sekunden. Bis der Notruf angenommen wird, dauert es im Durchschnitt 6 Sekunden, und weitere 15 Sekunden werden dann noch benötigt für die Weiterleitung des Notrufs an die nachgeschaltete Einsatzzentrale. Die Notrufzentrale besteht aus 2 funktionellen Einheiten: Erstens aus der „Einheitlichen Notrufzentrale 112“ – diese bildet eine Art „Vor-Zentrale“. Und zweitens aus der Landesnotrufzentrale – der integrierten Leitstelle für Notfallmedizin und Feuerwehr. Bei der „Einheitlichen Notrufzentrale 112“ kommen alle Notrufe herein – dort werden dann die Anrufe gefiltert und z. B. Mehrfach-Alarmierungen abgefangen. Diese Vor-Zentrale übermittelt dann die wirklichen Notrufe inklusive Örtlichkeit an die Landesnotrufzentrale – die integrierte Leitstelle – sowie an die Einsatzzentralen der Ordnungskräfte oder an die Einsatzzentrale der Berufsfeuerwehr Bozen. 50 Mitarbeiter sind in der Notrufzentrale beschäftigt: Über die Hälfte sind technische Mitarbeiter, etwas mehr als 20 sind Krankenpfleger. Zudem tun 8 Ärzte abwechselnd Dienst. <Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR />