<b>Frau Göhring, was hat sie vor 20 Jahren dazu gebracht, sich auf die Stellenanzeige der Meraner Gärtnerei zu bewerben?</b><BR />Andrea Göhring: Das Stellenangebot hat mich sofort gereizt. Durch das mediterrane Klima hat man als Gartenplanerin eine viel größere Pflanzenauswahl. Die Saison in der Gärtnerei war wunderbar, ich habe Freundschaften geschlossen und mich rundum wohlgefühlt. So sind aus einer Saison 20 Jahre geworden.<BR /><BR /><b>Sie sind Landschaftsarchitektin. Wie ist es um die Landschaft in Südtirol bestellt?</b><BR />Göhring: Die Südtiroler Landschaft ist schon aufgrund der Topografie sehr besonders und überaus vielgestaltig, von den Tallagen mit mediterranem Klima bis zur Bergwelt mit alpinem Klima – so eine große Vielfalt. Die verschiedenen Naturlandschaften mit ihrer großen Artenvielfalt zu erhalten ist eine wichtige Aufgabe. Ich finde, man spürt in Südtirol eine große Liebe und Verbundenheit der Menschen zu Natur und Landschaft. Das zeigt sich zum Beispiel an den oft sehr liebevoll gepflegten Dörfern, Höfen und Gärten.<BR /><BR /><embed id="dtext86-63662903_quote" /><BR /><BR /><b>Wie gestaltet man öffentliche Freiräume und private Gärten?</b><BR />Göhring: Als Landschaftsarchitektin versuche ich bei jedem Projekt, Orte zu erschaffen, die ästhetisch und funktionell sind sowie zu den Bedürfnissen der Menschen passen. <BR /><BR /><b>Verändert der Klimawandel Ihre Arbeit?</b><BR />Göhring: Für mich ist das Schlüsselwort die „standortgerechte Pflanzenverwendung“. Man wählt beispielsweise für die Begrünung in Städten gezielt Pflanzen aus, die an ihrem Naturstandort im heißem und trockenen Klima gut gedeihen und von denen man hofft, dass sie auch in der Stadt zurechtkommen.<BR /><BR /><b>Vor 20 Jahren waren sie eine Pionierin in Südtirol für das Pflanzen von Stauden im öffentlichen Grün. </b><BR />Göhring: In meinem Studium in Weihenstephan in Bayern und in England war die Verwendung von Stauden ein großes Thema. Da habe ich meine Liebe zu den Blütenstauden entdeckt. Sie haben viele Vorteile: Sie sind mehrjährig, blütenreich, und viele sind langlebig und insektenfreundlich. Es gibt für jeden Standort die richtige Staude. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1001434_image" /></div> <BR /><b>Sie leben seit 2015 in Schenna. Ihren Garten nennen Sie „das Paradies mit Aussicht“. Was macht ihren Garten zum Paradies?</b><BR />Göhring: Das Garteln ist mein größtes Hobby. Es gibt für mich nichts Schöneres, als in meinem blühenden Paradies zu garteln, und ich bin jeden Tag aufs Neue überwältigt von der bezaubernden Aussicht mitten hinein in die Südtiroler Bergwelt. Beim Gestalten meines Gartens schöpfe ich aus der Fülle meiner Ideen und Lieblingspflanzen. Dieser Garten tut mir einfach gut. <BR /><BR /><b>Sie haben in Meran auch einen Gemüse- und Obstgarten gepachtet. Sollten die Gemeinden mehr Möglichkeiten für Selbstversorger schaffen?</b><BR />Göhring: Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, da war es normal, dass man sich selbst versorgt. Ich freue mich sehr darüber, dass gerade junge Menschen Interesse an Selbstversorgung haben. Das Garteln in Gemeinschaft, generationenübergreifend, ist eine gute Sache und es wäre großartig, wenn möglichst viele Menschen die Möglichkeit dazu hätten.<BR /><BR /><b>Sie bezeichnen Ihre Begeisterung für Gärten und Pflanzen als großes Lebensglück. Was genau macht sie glücklich?</b><BR />Göhring: Es ist eine Freude, das Wachsen und Werden zu sehen, den ganzen Zyklus im Jahreskreis zu erleben. Dieser Prozess ist wie ein Wunder. Die Natur ist eine große Kraftquelle für mich. <BR /><BR /><b>Was sind Ihre Visionen und Ihre Ziele bei der Arbeit?</b><BR />Göhring: Ich will mit meiner Liebe zur Natur, Kreativität und Begeisterung Orte gestalten, an denen Menschen sich wohlfühlen und an der Schönheit der Pflanzen erfreuen. Ich möchte die Menschen wieder daran erinnern, wie unglaublich wertvoll es ist, einen eigenen Garten zu haben. Ein Garten schenkt so viel Freude und Lebenssinn.<BR /><BR />