Wer kennt die Situation nicht? Die Schmerzen sind beinahe unerträglich. Dennoch heißt es in der Notaufnahme stundenlang warten. Wie lange es dauert, ehe man an die Reihe kommt, hängt ganz davon ab, welchen Dringlichkeits-Kodex man bei der Triage verpasst bekommt. Vorrang haben natürlich all jene Fälle, in denen lebensbedrohliche oder schwerste Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen. <BR /><BR />Die allermeisten Patienten werden aber als Kodex „Grün“ – „nicht dringend“ – eingestuft. Mit 174.617 war das im Vorjahr deutlich mehr als die Hälfte der insgesamt 275.993 Patienten, die in eine der Notaufnahmen an Südtirols Krankenhäuser gekommen sind. <BR /><BR />Noch länger wartet man nur mit Kodex „Blau“. Patienten, die so eingestuft werden, hätten in der Notaufnahme eigentlich überhaupt nichts zu suchen. Diese haben nämlich gesundheitliche Beschwerden, mit denen man sich im Normalfall an den Hausarzt wenden soll. 13.466 solcher unangemessenen Fälle waren es im Vorjahr.<h3> Ticket schreckt nicht ab</h3>Dabei hatte der Sanitätsbetrieb, um dem Problem Herr zu werden und solche Fälle aus den Notaufnahmen fern zu halten, bereits vor Corona einen Selbstbehalt eingeführt. „25 Euro Ticket zahlen solche Patienten“, erklärt Florian Zerzer, Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes. <BR />Während der Pandemie haben die Fälle von Kodex „Blau“ in den Notaufnahmen deutlich abgenommen. „Wohl auch deshalb, weil sich, wenn nicht unbedingt nötig, niemand aus freien Stücken in die Notaufnahme begeben hat“, so Zerzer. <BR /><BR />Nun, da Corona so gut wie in Vergessenheit geraten ist, nehmen diese Fälle in den Notaufnahmen wieder deutlich zu. Waren es im Corona-Jahr 2020 „nur“ 6668 Patienten, die als Kodex „Blau“ eingestuft worden sind, ist die Zahl der unangemessenen Fälle 2021 bereits auf 8919 gestiegen. Im Vorjahr waren es dann sogar doppelt so viele wie noch 2 Jahre zuvor. „Vielfach stellt sich auch erst später heraus, dass es eigentlich kein dringender Fall gewesen wäre“, so Zerzer.<BR /><BR /><embed id="dtext86-59302331_quote" /><BR /><BR />Viele Patienten scheinen die 25 Euro, die zu berappen sind, dennoch nicht davon abzuhalten, ins Krankenhaus statt zum Hausarzt zu gehen. Einziger Vorteil für den Sanitätsbetrieb: Allein im Vorjahr flossen durch diese Maßnahmen 336.650 Euro in die Kassen zurück. Gelöst hat man die langen Wartezeiten in den Notaufnahmen damit aber ganz offensichtlich nicht. <BR /><BR />Kodex „Blau“ ist aber nicht die einzige Maßnahme, die gegen die langen Wartezeiten gesetzt wurde. So wurde am Bozner Krankenhaus auch ein eigenes Ambulatorium für solche nicht dringenden Fälle eingerichtet. „Selbiges wird derzeit auch für die Notaufnahme am Meraner Krankenhaus geprüft“, so Zerzer. „Patentrezept gegen die langen Wartezeiten hat aber bislang noch niemand gefunden.“<BR />