Interessanter Aspekt im Gespräch mit dem Münchner Arzt: Auch wenn die Zahl der Impfgegner und Skeptiker generell zu hoch ist, die Coronapandemie habe die Situation nicht verschlechtert, sondern etwas verbessert. <BR /><BR /><BR />Zuallererst hier die WHO-Liste der 10 größten Gefahren für die globale Gesundheit, die im Februar 2019 veröffentlicht wurde.<BR /><BR />1.Luftverschmutzung und Erderwärmung<BR />2. Nicht übertragbare Krankheiten<BR />3. Weltweite Grippe-Pandemie<BR />4. Leben in Krisengebieten<BR />5. Multiresistente Keime<BR />6. Verbreitung von Ebola und Ausbruchvon „Krankheit X“<BR />7. <b>Wachsende Zahl der Impfgegner</b><BR />8. Dengue-Fieber<BR />9. Mangelnde Grundversorgung<BR />10. HIV/AIDS<BR /><BR /><b>Warum stehen Impfgegner auf der roten Liste?</b><BR /><BR />Nach Schätzungen werden weltweit jedes Jahr zwar etwa 3 Millionen Todesfälle durch Impfungen verhindert. Andererseits könnten es durch höhere Impfraten weltweit 1,5 Millionen Fälle mehr sein. <BR /><BR />„Impfpräventable Krankheiten wie Masern, Tetanus oder Polio sind ein globales Problem, das in Ländern wie Deutschland und auch Italien mit insgesamt sehr hohen Impfraten deutlich unterschätzt wird“, so Frühwein. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="694709_image" /></div> <BR /><BR />Als Beispiel für die Gesundheitsgefahr, die durch Impfgegner ausgeht, führte die WHO die aktuelle Entwicklung der Masernerkrankungen an. In Europa konnten im Jahr 2016 mit 5273 Fällen die niedrigsten Erkrankungsraten in diesem Jahrzehnt erreicht werden. Seitdem geht es jedoch steil bergauf. 2017 erkrankten 23.927 Menschen, und in den ersten sechs Monaten 2018 waren es 41.000, von denen mindestens 37 an der Infektion gestorben sind. Wie viele in den kommenden Jahren an der schweren Komplikation der subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) sterben müssen, wird sich zeigen. Insgesamt kann man von etwa einem Todesfall bei 1000 Masernerkrankungen ausgehen. „Dass eigentlich niemand mehr an einer Maserninfektion sterben müsste, ist zumindest unter wissenschaftlich aufgeklärten Menschen hinreichend bekannt und bewiesen“, sagt Dr. Frühwein.<BR /><BR /><b>Impfgegner mitverantwortlich für Todesfälle</b><BR /><BR />Das Problem betrifft in Zukunft vielleicht auch Erkrankungen, die in einzelnen Ländern schon nicht mehr vorkommen oder die ausgerottet wurden, wie es bei Pocken mit dem letzten Erkrankungsfall in den 1970ger Jahren gelang. Nur mit anhaltend hohen Impfquoten weltweit können wir eine Ausrottung von beispielsweise Masern oder Polio erreichen. Wildpolio kommt seit 2017 nur noch in Pakistan und Afghanistan vor. Damit ist das Ziel fast erreicht. <BR /><BR />„Die WHO sieht in Impfgegnern maßgeblich Mitverantwortliche für zu niedrige Impfraten und damit für die Verbreitung von potenziell tödlichen Erkrankungen und gibt damit vielen Impf-Unentschlossenen hoffentlich den richtigen Anstoß“, so Dr. Markus Frühwein. „Erkrankungen und Tote durch impfpräventable Erkrankungen müssen nicht sein.“ <BR /><BR /><b>„Bevölkerung war noch nie so gut informiert wie jetzt“</b><BR /><BR />Dr. Frühwein sieht in der Coronapandemie allerdings eine Verbesserung der Situation. „Durch Corona haben sich die Menschen erstmals eingehend mit der Impfung an sich befasst, sie wissen nun Bescheid, wie die verschiedenen Impfstoffe funktionieren, sie wissen, was Antikörper sind und sie kennen den Nutzen. Wir hatten noch nie eine so gut aufgeklärte und gut informierte Bevölkerung wie jetzt“, so Dr. Frühwein im Gespräch mit s+. Dies wirke sich nicht nur positiv auf die Impfrate in Hinblick auf Corona aus, sondern auch in Hinblick auf andere Impfungen und für die Zukunft. Und die Zahlen geben Dr. Frühwein Recht: In Deutschland sind 86 Prozent der über 60-Jährigen gegen das Coronavirus geimpft. „ Die Impfrate ist bei keiner anderen Impfung so hoch.“<BR /><BR />„Ich glaube daher, dass die Bewegung der Impfgegner oder Impfskeptiker nicht größer geworden ist, sondern nur lauter. Es lässt sich nicht vermeiden, dass Impfgegner in sozialen Medien populistische Meinungsmache betreiben und lautstark auf der Straße auf sich aufmerksam machen. Angetrieben werden sie häufig von einer Mischung aus Angstneurose und Geltungsbedürfnis, oft stehen aber auch finanzielle Interessen dahinter, da sich auch das Impfgegnertum ganz gut vermarkten lässt“, so Dr. Frühwein abschließend.